Köln-Buchforst

Auferstehungskirche

Anschrift Kirche
Kopernikusstraße 34
51065 Köln
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche 0221 691888
    E-Mail
    Öffnungszeiten bitte beim Pfarramt erfragen.
    Anschrift Pfarramt Ev. Kirchengemeinde Köln-Buchforst-Buchheim
    Wuppertaler Straße 21
    51067 Köln
    0221 691888
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    Öffnungszeiten Pfarramt MO-FR: 10.00 Uhr - 12.00 Uhr
    Gottesdienstzeiten Kirche Die aktuellen Gottesdienstzeiten können online eingesehen werden unter: www.ekibubu.de.
    Kirchen im Westen

Die stumme Skulptur

Für Glocken hat es wohl nicht mehr gereicht? – Wer nach Buchforst zur Auferstehungskirche kommt, gerät ins Staunen: Unübersehbar ragt eine Betonpyramide in den Kölner Himmel. Erst auf den zweiten Blick entdeckt man daneben drei eckige Gebilde aus Holz. Sie sind durch Betontreppen verbunden und sie sind hohl, denn sie sollten Glocken tragen. Doch bis die Kirche 1968 fertig war, waren Glocken aus der Mode. Gehörte das Geld nicht in die Sozialarbeit? Passte ein Glockenturm noch zwischen Hochhäuser? Eine moderne lebendige Gemeinde sollte die kunstvollen Räume zum Klingen bringen – und die hölzerne Skulptur blieb ohne Glocken stumm.

  • Überblick
    Ort
    Köln-Buchforst

    Landeskirche
    Evangelische Kirche im Rheinland 


    Name der Kirche
    Auferstehungskirche

    Einweihung
    1968

    Architekten
    Georg Rasch, Winfried Wolsky

    Künstler
    Georg Rasch
    Besonderheit
    Nicht nur die Pyramidenform, auch der gekonnte Materialeinsatz und die kunstvolle Lichtführung machen die Auferstehungskirche zu einem außergewöhnlichen Gesamtkunstwerk.

    Nutzung
    Kultur- und Gottesdienstraum

    Standort / Städtebau
    Über der Stadtautobahn erhöht gelegen, ist die Pyramidenform der Auferstehungskirche unübersehbar

  • Beschreibung

    Außenbau

    Köln-Buchforst | Auferstehungskirche | Foto: gemeinfrei

    Köln-Buchforst | Auferstehungskirche | Foto: gemeinfrei

    Oberhalb der Stadtautobahn gelegen, überragt die Kirchenpyramide weithin sichtbar die Siedlung. Um die Auferstehungskirche zu erreichen, muss man einiges an Weg zurücklegen. Zunächst geht es vorbei an den Umfassungsmauern und am Glockenträger, der sich zu Füßen der Kirchenpyramide an eine der Betonwände schmiegt. Nach einer langen Treppe wird der Kirchplatz hufeisenförmig von zweigeschossigen Putzbauten umfangen. Gegenüber treffen die beiden Betonwände der Kirche im spitzen Winkel zusammen. Zwischen ihnen reicht die – mit Kupferplatten gedeckte – Dachfläche fast bis zum Boden.

     

    Innenraum

    Köln-Buchforst | Auferstehungskirche | Foto: Kerstin Wittmann-Englert

    Köln-Buchforst | Auferstehungskirche | Foto: Kerstin Wittmann-Englert

    Unter dem Dach öffnet sich die gläserne Stirnwand der Kirche zum Platz hin. Zwei wabenförmige Holzeinbauten kragen vor, um die Sakristei und die Orgel aufzunehmen. Dazwischen führen Glastüren zum Innenraum, wo die ansteigende Decke den Blick nach oben zieht. In der Spitze der Pyramide ist der fensterlose Raum hell erleuchtet, denn zwischen den Betonwänden und dem Dachtragwerk bleibt eine verglaste Fuge, die sich zur Mitte hin weitet. Aus der Achse gerückt, führt ebenso der Gang zwischen den Bankblöcken zum stärksten Lichteinfall hin, wo sich die liturgischen Orte befinden.

    Auch die Materialsprache von Holz, Stein und Beton betont die Spitze der Kirchenpyramide. Hier gipfelt das grafische Muster der betonsichtigen Wände. Sie zeigen noch die parallelen Abdrücke der rauen Schwartenbretter, mit denen sie geschalt wurden. Im Kirchenboden setzen sich die Bruchsteinplatten des Vorplatzes aus grünlich-grauem Devonschiefer stufenlos fort. Die einzige Ausnahme bildet eine runde steinerne Altarinsel. Und nicht zuletzt verweist das Holztragwerk der Kirchendecke – über die hölzernen Einbauten und Bänke hinweg – strahlenförmig auf den höchsten und hellsten Punkt des Kirchenraums.

  • Liturgie und Raum

    In den internationalen Bauzeitschriften hieß das Ensemble zunächst „Evangelisches Gemeindezentrum Köln-Buchforst“. Heute kennt man es als Auferstehungskirche – und der Name passt. Aus dem niedrigen Dunkel des Eingangsbereichs wird man zur lichten Weite der Pyramidenspitze gezogen.

    Schon in ihren Plänen rückten die Architekten den Altar aus der Achse und ließen die äußerste Spitze des dreieckigen Grundrisses frei. Damit legten sie dem Gottesdienstbesucher einen Gedanken nahe: Gemeinde, Predigt und Sakramente können auf die Begegnung mit dem ganz Anderen vorbereiten, doch bleibt sie zuletzt unverfügbar.

  • Ausstattung

    In Buchforst verzichteten die Architekten bewusst auf jede farbige oder figürliche Gestaltung. Nichts sollte vom Raum, seinen Baustoffen und seiner Lichtführung ablenken. Selbst die gläserne Stirnwand und die Lichtfuge blieben transparent ohne jede Struktur. Umso mehr Aufmerksamkeit zog man damit auf die liturgischen Orte, die der Architekt Georg Rasch (1920-1968) selbst entworfen hat: Altar, Kanzel und Taufe. Der sechseckige Altartisch ist ebenso in Holz gehalten wie das Kanzelpult und der dreibeinige Taufständer. Auch die Orgel, die Willi Peter (1907-1978) 1971 ergänzte, wurde in einem der hölzernen Räume am Eingang verortet.

    Mit ausgewählten Ausstattungsstücken aus Metall setzte man zur Bauzeit weitere Akzente. Die Glastüren erhielten eiserne Griffe, das Altarkreuz ohne Corpus führte Rasch in Bronze aus. Auch zum Altar hin reihten sich ursprünglich Pendelleuchten mit bronzenen Schirmen. Im Außenbereich, zu Füßen der Kirchenpyramide, wollte man drei Metallglocken in hölzerne Gehäuse packen. Zuletzt geriet das verschachtelte geometrische Gehäuse zum Kunstwerk ohne Funktion, zur stummen Klangskulptur.

  • Von der Idee zum Bau

    Das Waldgebiet im Süden von Köln wurde erst im frühen 20. Jahrhundert unter dem Namen Buchforst zum Wohngebiet. Gestaltet von Wilhelm Riphahn (1889-1963) und Caspar Maria Grod (1878-1931), entstanden hier bis 1932 die klassisch modernen Wohnsiedlungen Blauer Hof und Weiße Stadt.

    Köln-Buchforst | Auferstehungskirche | Foto: gemeinfrei

    Köln-Buchforst | Auferstehungskirche | Foto: gemeinfrei

    Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen vermehrt Protestanten nach Buchforst, so dass man eine neue evangelische Kirche plante. Aus dem Wettbewerb ging bereits 1962 der später umgesetzte Entwurf als erster Preis hervor. Mit den Bauarbeiten wurde 1965 begonnen und das evangelische Gemeindezentrum 1968 eingeweiht.

    Ursprünglich umfingen Gemeinderäume halbkreisförmig den Kirchplatz. Die eingeschossigen Bauten neigten sich mit ihren Kupferdächern zum Platz hin und waren mit dunklen Schwartenbrettern verkleidet – wie eine Negativform zum Schalungsmuster der Kirche. Als die Gemeinde den Standort 2005 aufgeben musste, verkaufte sie das Ensemble an eine Kölner Wohnungsbaugesellschaft.

    Die Gemeinderäume wurden bis 2012 durch eine Altenpflegeeinrichtung sowie senioren- und behindertengerechte Wohnungen ersetzt. Die renovierte Kirche dient nun dem Gottesdienst und der Kultur. Und auf dem Kirchplatz erinnert seit 2011 ein Backsteinkegel der Künstlerin Barbara Kraemer an die kirchengemeindliche Tradition des Standorts.

  • Die Architekten Georg Rasch und Winfried Wolsky

    Georg Rasch (* 13. Juli 1920 in Pegau/Sachsen, † 28. November 1968 in Köln) begann seine Ausbildung zum Architekten in Dresden. Nach dem Krieg setzte er das Studium in Karlsruhe fort, avancierte zum Mitarbeiter von Egon Eiermann (1904-1970) und machte sich schließlich 1960 in Köln selbständig. Ab 1961 arbeitete Rasch mit Winfried Wolsky (* 22. September 1937 in Hirschberg/Riesengebirge) zusammen, der nach einer Ausbildung zum Betonbauer an der Staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen in Köln studiert hatte. Schon 1963 trat Wolsky als Partner in das Büro von Georg Rasch ein.

    Der Schwerpunkt des Architektenduos lag im (evangelischen) Kirchenbau, wo sie zahlreiche Wettbewerbe gewannen. Ihre Kirchen überzeugen durch eine klare Materialsprache und ausdrucksstarke Dachformen, wie die evangelische „Zeltkirche“ (1967) in Kippekausen. Die Zusammenarbeit endete 1968 abrupt mit dem Tod von Rasch. Winfried Wolsky wirkte danach u. a. als freier Mitarbeiter von Paul Schneider-Esleben an der Ausführungsplanung des Köln-Bonner Flughafens mit. In Brüssel konnte er 1973 das – noch mit Rasch entworfene – Zentrum der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde vollenden.

  • Literatur (Auswahl)
    • Manfred Becker-Huberti/Günter A. Menne (Hg.): Kölner Kirchen. Die Kirchen der katholischen und evangelischen Gemeinden in Köln, Köln 2004.
    • Jörg Beste u. a. (Bearb.): Modellvorhaben Kirchenumnutzungen. Ideen – Konzepte – Verfahren. Sechzehn Beispiele aus Nordrhein-Westfalen, hg. vom Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 2010.
    • Evangelisches Gemeindezentrum in Köln-Buchforst. Architekten G. Rasch/Winfried Wolsky, Sinnersdorf/Köln, in: Bauwelt 61, 1970, 33, 1272-1373.
    • Helmut Fußbroich: Sakralbauten nach 1900 (Architekturführer Köln 3), Köln 2005.
    • Kerstin Wittmann-Englert: Zelt, Schiff, Wohnung. Kirchenbauten der Nachkriegsmoderne (Forschungen zur Nachkriegsmoderne), Lindenberg i. A. 2006 [zugl. Habil., TU Berlin, 2004].

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Dr. Karin Berkemann, Frankfurt a. M. (Beitrag online seit 07/2015)

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