Alexander von
Branca
Alexander von Branca
„Das Wesen der Architektur ist, über das rein Zweckhafte hinaus eine Aussage zu machen, die den Menschen berührt.“
Alexander von Branca, zit. nach Rudolf Hierl
Prof. Dipl.-Ing. Alexander Raimund Freiherr von Branca wurde 1919 als Sohn protestantischer Eltern – eines Diplomaten und der Malerin Hedwig Frankenburger – in München geboren. Schmerzvolle Erfahrungen und Erlebnisse während NS-Herrschaft und Zweitem Weltkrieg führten ihn zur katholischen Kirche. Ab 1946 studierte er an der Technischen Hochschule München und der ETH Zürich. 1951 ließ er sich als freier Architekt in München nieder, anfangs gemeinsam mit Herbert Groethuysen. Zu seinem Werk gehören Wohn-, Bildungs- und Sozialbauten, Versorgungs-, Begegnungs- und Übernachtungsstätten sowie Repräsentanz-, Büro- und Verwaltungsbauten, vorwiegend in Süddeutschland, vor allem in Bayern. Hinzu traten denkmalpflegerische Aufgaben, Um- und Ausbauten. Grundsätzlich forderte ihn die Verbindung von Tradition und Moderne heraus. Die in der aufkeimenden Postmoderne stark diskutierte Neue Pinakothek in München (1981) sowie die Deutschen Botschaften in Madrid (1966) und im Vatikan (1984) ließen ihn überregional bekannt werden. Präsent ist auch die Gestaltung von U-Bahnhöfen in Bonn und München, dort vor allem die Stationen Marienplatz (1971/2006) und Theresienwiese (1984).
Zahlreich sind seine Kirchen-, Kloster- und Gemeindebauten für die katholische und die evangelische Kirche – vom Herz-Jesu-Kloster in München (1955) über St. Michael auf dem Schwanberg (1986) bis zur Gethsemanekirche Würzburg-Heuchelhof (2001) oder zum Priesterseminar St. Hieronymus in Augsburg (1987). Sie entstanden gemäß seiner Überzeugung: „Die Funktion einer Kirche ist, die Menschen aus der Zerstreutheit zur Sammlung zu führen.“ (BR/α-Forum) In einer von Moderne wie Historizität, (Beton-) Brutalismus wie Regionalität geprägten, bewusst bildhaften Stilentwicklung sah sich von Branca besonders von Hans Döllgast und William Dunkel, Le Corbusier sowie Friedrich II. von Hohenstaufen beeinflusst.
Gleichsam nach Klarheit und Einfachheit, aber auch Zeichenhaftigkeit in ausgewogenen Maßverhältnissen strebend, erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen – und war 1972-1988 Heimatpfleger von München. Am 21. März 2011 ist der begnadete Aquarellist in Miesbach gestorben. Das Büro führt seit 2006 seine Tochter Alexandra.
Text: Dr. Matthias Ludwig, Würzburg/Schweinfurt (online seit 11/2022)
Bild: Alexander von Branca neben seiner Portraitbüste, gestaltet von seiner Frau Carla von Branca | Foto: Carla von Branca, Privatarchiv von Branca
Literatur (Auswahl):
- Alexander Freiherr von Branca. Architekt und Ingenieur: archinform.net (letzter Abruf 23. März 2022)
- Alexander von Branca: Facetten eines Lebens, Bad Tölz 2001.
- Dipl.-Ing. Alexander Freiherr von Branca, Architekt, im Gespräch mit Dr. Michael Schramm, in: Bayerischer Rundfunk/α-Forum, 26. Januar 1998 (letzter Abruf 18. März 2022)
- Rudolf Hierl: Alexander Freiherr von Branca 1919-2011, in: Bauwelt 102.2011 (H. 19), 10.
- Andreas Hildmann: „In meiner Familie hat die malerisch-künstlerische Begabung eine lange Tradition“. Gespräch mit Alexander von Branca, in: Annäherung 12.2002 (H. 1), 439-441.
- Thomas van Nies: Alexander Freiherr von Branca zum 100. Geburtstag. Ein richtungsweisender Kirchenbaumeister aus Bayern, in: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege – Denkmalpflege Informationen 171.2019, 39-42.