Dieter

Oesterlen

Kirchen von

Dieter Oesterlen

Bochum | Christuskirche
Jever | Stadtkirche

Am Schluß muß ich erwähnen, daß ich zeitlebens immer wieder mit historischen Bauten konfrontiert war, die es zu restaurieren oder mit neuem Leben zu erfüllen galt. Ich habe diese Begegnung immer als ein Wechselgespräch zwischen den Zeiten empfunden und hoffe, nie den Respekt gegenüber dem vor mir tätigen Baumeister vergessen zu haben.

– (Dieter Oesterlen, 1991/92)

Dieter Oesterlen wurde am 5. April 1911 im württembergischen Heidenheim als Sohn eines Ingenieurs geboren. Architektur studierte er zunächst ab 1930 an der TH Stuttgart bei Paul Schmitthenner, dann ab 1934 an der TH Charlottenburg (Berlin) bei Heinrich Tessenow und Hans Poelzig. Im Anschluss an das Staatsexamen machte sich Oesterlen als Architekt selbständig und bewährte sich in den unterschiedlichsten Baugattungen vom Wohnhaus über das Museum, wie 1967 beim Historischen Museum in Hannover, bis zum Friedhof, wie 1967 beim Deutschen Soldatenfriedhof Futapass.

Ab 1953 ging er außerdem als Professor an die TH Braunschweig, wo er mit Friedrich Wilhelm Kraemer und Walter Henn die „Braunschweiger Schule“ prägte. Von 1961 bis 1969 war der mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Architekt Oesterlen Mitglied im Kuratorium des Instituts für Kirchenbau in Marburg und ab 1966 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Er starb am 6. April 1994 im Alter von 83 Jahren in Hannover.

Bis in die 1970er Jahre verwirklichte Oesterlen mehrere kirchliche Projekte, darunter Wiederaufbauten wie bei der Marktkirche in Hannover (1952) und Neubauten wie bei der Zwölf-Apostel-Kirche in Hildesheim (1967). Hinzu kamen moderne Anbauten an historische Kirchen, so zum Beispiel bei der Martinskirche in Hannover-Linden (1957), bei der Christuskirche in Bochum (1959) und bei der Stadtkirche in Jever (1964). Hierbei wählt Oesterlen stets einen raumprägenden Materialmix aus Ziegel, Beton und Glas, der den Neubau vom Bestand abhebt, ohne ihn als Fremdkörper erscheinen zu lassen.

Text: Anja Becker-Chouati M. A., Köln

Literatur (Auswahl)

  • Dieter Oesterlen. Bauten und Texte 1946-1991, mit einer Einführung von Dietmar Brandenburger, Tübingen/Berlin 1992.
  • Anne Schmedding: Dieter Oesterlen. Tradition und zeitgemäßer Raum, Tübingen/Berlin 2011.