Friedrich
Press
Friedrich Press
„Ich will keine Museen einrichten, ich möchte keine Abbilder modellieren, sondern immer wieder aufs neue ‘geistige Zeichen’ setzen“.
(zit. nach Bärbel STEPHAN, Friedrich Press – Leben und Werk, in: Friedrich Press – Bildhauerei, Lünen 1991, S. 39 [Zitat im Zitat von Ingrid Wenzkat, … stärker als die Wahrheit des Lebens, in: Die Union, Dresden, 9. Febr. 1990, S. 3], wohl ein Nachruf zum Tod)
Friedrich Press ist am 7. September 1904 in Ascheberg, Westfalen, geboren. Nach der Lehre als Holz- und Steinbildhauer studierte er in Dortmund (Kunstgewerbeschule) und in Berlin-Charlottenburg (Staatshochschule für Kunst und Gewerbe). Als er sich 1927 für die Bildhauerklasse in Dresden bewarb, wurde er von Prof. Georg Wrba angenommen.
In den vier Dresdener Studienjahren löste er sich vom strengen Naturalismus, besuchte Abendkurse bei Otto Dix und erhielt erste Aufträge: ein Grabmal in seiner Heimatstadt und eine Florianfigur für einen Brunnen. Seine Zeit als freier Bildhauer und Zeichner begann er 1931 im Atelierturm in Davensberg, Westfalen. Große Aufmerksamkeit erregten seine expressionistischen Skulpturen, die er 1932 auf der Großen Berliner Akademie Ausstellung präsentierte. Käthe Kollwitz bezog sich in ihrer Eröffnungsansprache auf Press’ Christuskopf. Doch der Erfolg war nur von kurzer Dauer. Die Nationalsozialisten schlossen die Ausstellung und belegten Press mit einem 2-jährigen Ausstellungsverbot. Nach der Zerstörung seines Ateliers, 1935, ließ er sich endgültig in Dresden nieder. Aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, konnte er seine Arbeiten mit Holz, Stein und Porzellan fortsetzen, die ersten Jahre aber waren schwierig.
Press gilt als „Ein Meister der Kirchenkunst“ (Filmtitel, ausgestrahlt am 27.1.1991, WDR-Fernsehen). Der „Katalog der Kirchenprojekte“ (vgl. Lenssen/Zahner) zählt im Jahr 2010 97 Entwürfe, davon 62 realisierte Arbeiten in Kirchen- und Kapellenräumen oder auf Friedhöfen. Zu den bekanntesten zählen die Ausgestaltung der kath. Dreifaltigkeitskirche in Stralsund (1965-70, 1972), die Marienkirche in Bischofferode (1971-73), St. Maria Friedenskönigin in Cottbus (1976-1982) oder auch die Neugestaltung der kath. Kirche St. Antonius in Großräschen (1975-79) und der ev.-luth. St. Barbara Kirche in Ortrand (1986-88). Herausragend ist seine Pieta in der Gedächtniskapelle für die Opfer der Kriege und ungerechter Gewalt in der Dresdener Hofkirche, 1972. Seine stilisierte Marienfigur präsentiert die Dornenkrone und ist mit 4 Metern Höhe das größte jemals in Meißner Porzellan gefertigte Objekt.
Press’ Arbeiten werden im Lauf seines Schaffens immer abstrakter. Zugleich haben sie eine religiöse Aussagekraft, sind theologisch aufgeladen. Seine Werke regen an und die Menschen regen sich auf – auch heute noch; das ist genau das, was er erreichen wollte.
Er starb 85-jährig, am 5. Februar 1990, in Dresden
Text: Dr. Walter Zahner, Regensburg
Foto: Rudolf Renner, 1989
Literatur (Auswahl):
- Bischöfl. Ordinariat, Bau- und Kunstreferat der Diözese Würzburg u. Magdeburger Museen – Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frau (Hrsg.), Friedrich Press 1904 -1990, o.O. 1998 (Begleitpublikation zur Ausstellung in Magdeburg 1998/99)
- Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum u. Kreis Coesfeld, Kultur- und Presseamt (Hrsg.): Friedrich Press – Bildhauerei, Lünen 1991 (Kat. zur Ausstellung in Dresden, Burg Vischering Lüdinghausen, Diözesanmuseum Freising).
- Friedrich Press 1904 – 1990. Kirchenräume in Brandenburg. Mit Beiträgen von Henriette von PREUSCHEN (edit.) u.a., Berlin 2008 (Arbeitshefte des Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Nr. 20).
- Jürgen LENSSEN u. Walter ZAHNER, Friedrich Press. Regensburg 2010 (Museumsschriften der Diözese Würzburg Bd. 8).