Hans

Schwippert

Kirchen von

Hans Schwippert

Aachen | St. Fronleichnam
Düsseldorf-Stockum | Heilige Familie

Ich versuchte, die Gemeinde in der Nähe des Altars zu versammeln.
– Hans Schwippert

Hans Schwippert wurde am 25. Juni 1899 in Remscheid geboren. Nach seinem Architekturstudium in Hannover, Darmstadt und Stuttgart arbeitete er zunächst für 10 Monate 1925 im Büro von Erich Mendelsohn in Berlin, bevor er im Rheinland als freier Architekt Fuß zu fassen suchte. Sein frühes Interesse galt dabei dem Kirchenbau. Er entwickelte um 1926 eigene Modellkirchenentwürfe, die Impulse damaliger Architekten wie Dominikus Böhm und Otto Bartning reflektieren. Sein Entwurf „Pfarrkirche I“ nimmt mit der Halbkreisform des Kirchenraums sowie der Umgebungsplanung bereits Merkmale der erst 1960-1962 realisierten Kirche Heilige Familie in Düsseldorf vorweg.

1927 beteiligte Schwippert sich am Wettbewerb um den Neubau der Frauenfriedenskirche in Frankfurt am Main und nahm eine Stelle als Lehrer an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Aachen unter dem Direktorat von Rudolf Schwarz an. Zeitgleich wurde er Mitarbeiter in Schwarz‘ Architekturbüro und war an den Bauten des Hauses der Jugend, der Sozialen Frauenschule und der Kirche St. Fronleichnam in Aachen beteiligt. Während der Kriegsjahre arbeitete er als Lehrer im Bereich Handwerkskunde an der TH Aachen.  1944 wurde er Bürgermeister der Stadt. 1945 wechselte Schwippert ins Wiederaufbauministerium nach Düsseldorf und war u.a. für den Wiederaufbau und die Neugestaltung der Kirchen St. Paulus und Maria Rosenkranz in Düsseldorf sowie St. Engelbert in Mülheim/Ruhr verantwortlich. 1946 nahm er eine Professur an der TH Aachen an und leitete zudem kommissarisch die Architekturklasse der Kunstakademie Düsseldorf. 1947 war er an der Wiederbegründung des Deutschen Werkbunds beteiligt.  1959 wurde er zum Direktor der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf ernannt. Er verstarb am 18. Oktober 1973 in Düsseldorf. Sein Nachlass kam 1995 in das Archiv für Bildende Kunst im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.

Mit dem Umbau des Bundeshauses in Bonn 1948-1949 (erster Deutscher Bundestag)  etablierte Schwippert sich als einer der großen Architekten der Nachkriegsjahre und fügte sich mit der Neugestaltung der Kathedrale St. Hedwig in Berlin 1956-1963 ebenso deutlich in die Riege bedeutender Kirchenbaumeister der Moderne ein. Sein kirchenbauliches Erbe ist indes hoch gefährdet. St. Hedwig erfährt derzeit eine erneute vollständige Umgestaltung, St. Engelbert in Mülheim/Ruhr soll einer profanen Nutzung zugeführt werden und von seinen drei sakralen Neubauten werden nur noch die Kirchen Hl. Familie und Franz von Sales in Düsseldorf aktiv genutzt. Die Kirche St. Bartholomäus in Köln wurde 2014 zur „Grabeskirche“ umgestaltet. Der Plenarsaal im Bundeshaus wurde bereits 1987 trotz Denkmalschutzstatus abgerissen.

Text: Dr. Manuela Klauser, München
Bild: Portrait Hans Schwippert

 

Literatur (Auswahl)

  • Agatha Buslei-Wuppermann: Hans Schwippert 1899-1973. Von der Werkkunst zum Design, München 2007.
  • Josef Lehmbrock: Der Baumeister, in: Hans Schwippert, Denken Lehren Bauen, Düsseldorf 1982, 117-122.
  • Wolfgang Pehnt: Hans Schwippert, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/hans-schwippert/DE-2086/lido/57c94d7602a1a5.87944424 (abgerufen am 12.05.2022).
  • Sandra Wagner-Conzelmann: „Gottes Geschöpf der Sand, Gottes Geschöpf der Kalk! So haben wir die Pflicht, mit Gottes Geschöpfen gut, schlicht und würdig zu verfahren“. Die Kirchenbauten von Hans Schwippert, in: Gerda Breier u. a. (Hrsg.), Hans Schwippert. Moderation des Wiederaufbaus, Berlin 2010, 132-143.