Johannes

Krahn

Kirchen von

Johannes Krahn

Idstein | St. Martin

Am 17. Mai 1908 in Mainz geboren, absolvierte Johannes Krahn bis 1929 in Offenbach, Aachen und Köln sein Studium, das er mit dem Ingenieur im Hochbau abschloss. Als Meisterschüler von Dominikus Böhm lernte er dabei intensiv die Reformströmungen im katholischen Kirchenbau kennen. Von 1928 bis 1940 arbeitete Krahn mit Rudolf Schwarz (davon in den ersten Jahren auch mit Hans Schwippert) zusammen, um bis 1945 das Berliner Büro von Herbert Rimpl zu leiten. Nach dem Krieg entfaltete Krahn überregionale Wirkung durch seine Architektur-Professur an der Frankfurter Städelschule, der er einige Jahre auch als Direktor vorstand.

Durch seine Mitarbeit im Büro Schwarz war Krahn früh an Inkunabeln der Kirchbaumoderne beteiligt: von der Fronleichnamskirche in Aachen (1930) bis zum Wiederaufbau der Frankfurter Paulskirche (1948). Eigene Planungen verwirklichte er in den folgenden Jahren vor allem in Südhessen. So gestaltete er im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen die Kirche St. Wendel (1957), die Friedenskirche (1962) in Wörsdorf oder St. Martin (1965) in Idstein. Aber ebenso kirchliche Ensembles mit Kapelle wie das Frankfurter Haus der Volksarbeit (1964) konnte Krahn umsetzen. Im Kirchenbau blieb er – in einer Zeit, als das Frankfurter Büro Hermann Giefer und Alois Mäckler den zentralisierenden Gottesdienstraum erprobte – dem längsgerichteten Grundriss treu. Stattdessen setzte er auf den kreativen Umgang mit Materialien und perfektionierte das für ihn typische Motiv der durch Lichtbänder fast schwebend wirkenden Wandscheibe.

Auch im Profanbau hinterließ Krahn prägende Spuren – vor allem in Frankfurt, wo er im Stadtbaubeirat saß. So leitete er u. a. den Wiederaufbau der Städelschule (1953) an, errichtete mit dem sog. Bienenkorbhaus (1955) eines der erste innerstädtischen Hochhäuser der Mainmetropole und setzte mit Richard Heil das City-Hochhaus (sog. Selmi-Hochhaus, 1973) um. In den späten Jahren zeichnete er viele Pläne gemeinsam mit seinem Sohn Johannes Krahn (jun.). Krahn verstarb am 17. Oktober 1974 während eines Urlaubs im schweizerischen Orselina. Sein Frankfurter Büro wurde von seinem letzten Geschäftspartner Richard Heil fortgeführt.

Text: Dr. Karin Berkemann, Frankfurt am Main/Greifswald

Literatur (in Auswahl)

  • Karin Berkemann: Nachkriegskirchen in Frankfurt am Main (1945-76) (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Kulturdenkmäler in Hessen), Stuttgart 2013, 16, 26, 59, 65, 73, 76, 79, 110, 116-117, 122, 136-137, 152-153, 184, 188, 206, 209, 215 (zugl. Diss., Neuendettelsau, 2012).
  • Hanna Dannien-Maassen: Johannes Krahn (1908-1974). Kirchenbau zwischen Tradition und Moderne, in: DAM Jahrbuch für Architektur 1991, 265-269
  • Jan Lubitz: Johannes Krahn. 19018 – 1974, auf: architekten-portrait.de, September 2005 (www.architekten-portrait.de/johannes_krahn/, Abruf: 17. August 2016).
  • Hans-Georg Soeffner u. a. (Bearb.): Dächer der Hoffnung. Kirchenbau in Hamburg zwischen 1950 und 1970, Hamburg 1995, 196.