Josef Theodor
Wiedemann
Josef Theodor Wiedemann
Alle Fragen der Gestalt führen zu den Grundlagen unseres Lebens.
– (Josef Wiedemann 1972 in seiner Publikation „Ornament heute“)
Josef Theodor Wiedemann wurde am 15. Oktober 1910 in München geboren und stammt aus einer Bauern- und Handwerksfamilie. Von 1930 bis 1935 studierte er Architektur an der Technischen Hochschule in München bei German Bestelmeyer und Hans Döllgast. Das erste Jahrzehnt seiner Berufstätigkeit fällt in die Zeit der NS-Diktatur. 1936 trat er in das Büro von Roderich Fick ein und war u. a. für die Bauprojekte auf dem Obersalzberg verantwortlich. Im letzten Kriegsjahr wurde Wiedemann eingezogen und geriet 1945 in Gefangenschaft. 1946 kehrte er nach München zurück und musste sich zunächst einem Entnazifizierungsverfahren unterziehen, bevor er sich in den 1950er Jahren als freier Architekt einen Namen machte. Seine Hauptschaffenszeit fällt in die Jahre 1950 bis 1975.
Schwerpunkte seines Werks liegen im Wiederaufbau sowie im Verwaltungs- und Kirchenbau. Dabei waren ihm eine akkurate handwerkliche Ausführung sowie hochwertige Materialien stets sehr wichtig. Von 1955 bis 1976 war Wiedemann Hochschullehrer für Entwerfen, Denkmalpflege und Sakralbau an der TH München, wo er eine gemäßigt moderne, regional gefärbte Architekturrichtung vertrat. Sein frühes Werk war von der „Stuttgarter Schule“ sowie den Architektenpersönlichkeiten Roderick Fick und Hans Döllgast geprägt, später interessierte ihn vor allem die skandinavische Architektur eines Arne Jacobsens u. a. Wichtige Bauwerke sind die Allianz-Generaldirektion in München (1951-54), die Todesangst-Christi-Kapelle auf der KZ-Gedenkstätte Dachau (1960-61) oder auch der Wiederaufbau der Glyptothek in München (1967-72). Sein Tätigkeitsbereich blieb im Wesentlichen auf den bayerischen Raum begrenzt. Wiedemann starb am 18. April 2001.
Text: Zara Tiefert-Reckermann M. A., Waldshut-Tiengen
Bild: Landsberg | Zu den hl. Engeln | Foto: Zara Tiefert-Reckermann
Literatur (Auswahl)
- Ilka Backmeister-Collacott: Josef Wiedemann. Leben und Werk eines Münchner Architekten. 1910-2011, Tübingen 2006.
- Rudolf Ehrmann: Josef Wiedemann. Bauten und Projekte, München 1981.
- Josef Wiedemann: Ornament heute (Reihe der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 3), München 1972.