Otho Orlando

Kurz

Kirchen von

Otho Orlando Kurz

Bamberg | St. Otto
Weiden | Herz Jesu

Otho Orlando Kurz (1881-1933) wurde in Florenz geboren, wo sein Vater, der Bildhauer Erwin Kurz (1857-1931), als Mitarbeiter im Atelier Adolf von Hildebrands (1847-1921) tätig war. Nachdem die Familie nach München übergesiedelt war, besuchte Kurz dort das königliche Realgymnasium und studierte nach dem Abitur in Karlsruhe und München Architektur (1901-1905). Ab 1908 war er zusammen mit Landesbaurat Eduard Herbert als selbstständiger Architekt in der bayerischen Hauptstadt tätig. Zwischen 1908 und 1930 entstanden nach den Plänen der beiden Architekten über 50 Wohnhäuser sowie mehrere Verwaltungs- und Industriebauten, Hotels und Villen für die wachsende Großstadt.

Darüber hinaus entwarfen Kurz und Herbert fünf städtische Kirchenbauten, die exemplarisch den Weg der Sakralarchitektur vom historisierenden Bauen zu Expressionismus und Neuer Sachlichkeit nachzeichnen. St. Georg in München-Milbertshofen (1912) folgt neobarocken Formen, die zwei Jahre später fertiggestellte Kirche St. Otto in Bamberg löst sich vom starren Historismus und nähert sich Theodor Fischers Bauten und dem Jugendstil an. Die Franziskanerkloster- und Pfarrkirche St. Gabriel in München-Haidhausen (1926) orientiert sich mit ihrem unverputzten Mauerwerk, der vorgelagerten Taufkapelle, dem seitlich stehenden, flachgedeckten Turm und dem erhöhten achteckigen Chorhaus (nach Kriegszerstörung nicht wiederhergestellt) an frühchristlichen Kirchen, nimmt aber auch Elemente des Backsteinexpressionismus auf, welche bei St. Sebastian in München-Schwabing (1929) noch stärker ausgeprägt sind. Für die Marienkapelle dieser Kirche sahen die Architekten ein gotisierendes Gewölbe vor, das an die expressionistische Formensprache Dominikus Böhms in St. Johann Baptist Neu-Ulm erinnert. Ganz vom Stil der Neuen Sachlichkeit geprägt ist dagegen die doppeltürmige Herz-Jesu-Kirche in Weiden (1932-1935), deren Inneres der Künstler Josef Eberz (1880-1942) mit Mosaiken ausschmückte. Die Kirche wurde von Fritz Becker (1882-1973) aus Düsseldorf vollendet, nachdem Kurz 1933 an einer Blutvergiftung verstorben war.

Text: Dr. Daniel Greb, Würzburg
Bild: Otho Orlando Kurz | Foto: Frank Eugene, Portraitsammlung des Münchener Stadtmuseums

 

Literatur (Auswahl)

  • Alexander Heilmeyer: Die Architekten Otho Orlando Kurz und Ed. Herbert in München, in: Moderne Bauformen. Monatshefte für Architektur und Raumkunst 12 (1913), 65-98.
  • Sebastian Multerer/Julian Wagner: Otho Orlando Kurz, Zürich 2017.
  • Peter Stuckenberger: Der Münchner Architekt Otho Orlando Kurz (1881-1933), in: Baukultur 1 (1997), 39-42.
  • Peter Stuckenberger: Die Kirchenbauten des Münchner Architekten Otho Orlando Kurz, in: das münster 51 (1998), 78-80.