Peter
Weeck
Peter Weeck
Das war mein schönstes Objekt, so etwas ist mir nie wieder passiert.
– Peter Weeck, 2015 im Gespräch über die Leipziger Kirche St. Gabriel
Geboren im Jahr 1937, absolvierte Peter Weeck seine Architektenausbildung in Halle an der Hochschule für industrielle Formgestaltung auf Burg Griebichenstein. Die dortige Atmosphäre beschreibt er rückblickend als offen: Man habe sich hier durchaus auch über internationale Vorbilder wie Le Corbusier informieren können. Im Anschluss ging Weeck 1964 als angestellter Architekt an das Wohnungsbaukombinat in Halle, wo er u. a. an den Planungen für die Siedlung Halle-Neustadt mitwirkte. Nur kurz konnte er im Büro des Stadtarchitekten von Halle arbeiten, denn nach „politischen Schwierigkeiten“ musste er zum Wohnungsbaukombinat zurückkehren, wo man ihn im „VEB Halle Projekt“ zum Komplexarchitekten berief.
Seinen einzigen Kirchenbau, ein für die DDR der späten 1960er Jahre ungewöhnliches Projekt, verwirklichte Weeck 1970 für die katholische Gemeinde in Leipzig-Wiederitzsch. Der damalige Gemeindepfarrer Theobald Beer (1902-2000) aus dem Umkreis des Leipziger Oratoriums war auf der Suche nach einem Architekten für seine neue Kirche an den Bauingenieur Herbert Müller (1920-95) verwiesen worden, der wegen seiner typischen HP-Schalenkonstruktionen auch „Schalenmüller“ genannt wurde. Müller gab die Anfrage an seinen damaligen Mitarbeiter Weeck weiter, der damit die Betonschalenkonstruktion erstmals für einen DDR-Kirchenbau fruchtbar machte. Gemeinsam mit dem Dresdener Bildhauer Friedrich Press (1904-90) schuf er St. Gabriel in Leipzig-Wiederitzsch als bis ins Detail durchgebildetes Gesamtkunstwerk.
In den späten Jahren der DDR erstellte Weeck mit Wolf-Rüdiger Thäder zwischen 1986 und 1990 die Wohnanlage am Domplatz in Halle. Da die Maßnahme unter großem Zeitdruck umgesetzt werden musste, wurden dem Planerteam große gestalterische Freiheiten zugestanden. Weeck und Thäder suchten, die vorgegebenen, teils um Mauerwerk ergänzten Plattenbaumodule möglichst individuell auf die vorgefundene Altstadtstruktur anzupassen. So ergaben sich ein lebendiger Wechsel aus vor- und rückspringenden Fassaden, eine variantenreiche Dachlandschaft und ein Spiel aus Sichtbeton-, Waschbeton- und Backsteinoberflächen.
Text: Dr. Karin Berkemann, Frankfurt am Main/Greifswald
Literatur (Auswahl)
- Holger Brülls/Thomas Dietzsch: Architekturführer Halle an der Saale, Berlin 2000, 58.
- Peter Weeck: Kirchenbau mit Hindernissen. St. Gabriel in Leipzig-Wiederitzsch (1966-70), in: Deutsche Bauzeitung 10, 1991, 131-134.
- Peter Weeck: persönliche Auskünfte sowie bauzeitliche Unterlagen, 2015.