Richard

Jörg

Kirchen von

Richard Jörg

Mainz | Heilig Kreuz

Die Besonderheit eines solchen Kirchenraumes liegt für mich darin, daß er kein indifferenter Versammlungsraum ist, sondern ein Raumorganismus mit über- und untergeordneten Raumgliederungen.
– Richard Jörg 1954 über seinen Entwurf zu Heilig Kreuz in Mainz

Richard Jörg wurde am 12. August 1908 in Karlsruhe geboren und studierte an der dortigen Technischen Hochschule bei Otto Ernst Schweizer am Lehrstuhl für städtischen Hochbau, Wohnungs- und Siedlungswesen. Bis 1939 und nach 1945 war er bei den städtischen Baubehörden in Baden-Baden tätig. 1947 übernahm er die Leitung des Hochbauamts der Stadt Mainz. Sein Bemühen um die Bildung neuer Sichtachsen auf den Dom beim Wiederaufbau der Innenstadt blieb nicht unumstritten. Verantwortlich war er auch für den Wiederaufbau des bedeutenden zwischen 1829 und 1833 durch Georg Moller errichteten Stadttheaters Mainz. Vermutlich gingen von diesem Bau mit seinen Bezügen zum griechischen Theater, das die Zuschauer im Rund und nicht gegenüber einer Guckkastenbühne anordnete, Impulse für Jörgs spätere Kirchenbauten aus. Auch wird die ihm sicher nicht unbekannte katholische Stadtkirche St. Stephan in seinem Heimatort Karlsruhe, die Friedrich Weinbrenner (1766-1826) als Zentralraum nach dem Vorbild des römischen Pantheons errichtete (Kirchweihe 1813), Einfluss auf Grundriss und Gestaltung gehabt haben.

1952 wechselte Richard Jörg nach Mannheim. Als Stadtbaudirektor leitete er dort das Referat Hochbauwesen, Raumplanung und Grünanlagen und war als Leiter des Wiederaufbaureferats abermals für verschiedene Aufbaumaßnahmen verantwortlich: auch für das Zeughaus (Reiss-Engelhorn-Museum) und den Mozartsaal im Rosengarten. Neben Heilig Kreuz in Mainz baute er in Mannheim weitere Kirchen als Zentralbau: 1959-60 die Kapelle der Ursulinen, 1960-62 St. Lioba (mit Herbert Zinser), und 1959/60 St. Andreas in Edingen-Neckarhausen bei Mannheim, 1960-62 Heilig Kreuz in Ludwigshafen, 1963-66 Christkönig in Hemer bei Iserlohn (mit Herbert Zinser und Hermann-Josef Geismann), 1965/66 Heilig Kreuz in Kaiserslautern (Abriss 2004) und 1967-69 Heilige Dreifaltigkeit in Wiesloch. Dann verliert sich die Spur des kommunalen Baubeamten, der zahlreiche Wiederaufbauprojekte umsetzte, und des Architekten, der durch seine innovativen Kirchenbauten hervortrat. Am 27. September 1992 starb Jörg in Konstanz.

Text: Dr. Andreas Poschmann, Trier

Literatur (Auswahl)

  • Hugo Schnell: Die neue Kirche Hl. Kreuz in Mainz von Richard Jörg, in: Das Münster 8 (1955) 21­-32.
  • Angela Schumacher u. a. (Bearb.): Stadt Mainz. Stadterweiterungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz Bd. 2.1.), hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Düsseldorf 1986, 1997, 2. Auflage, 140-142.
  • Theater. Neubau. Zurück zur Loge, in: Der Spiegel, 15. Oktober 1952, 26-30.