Theodor

Burlage

Kirchen von

Theodor Burlage

Bremen-Neue Vahr | St. Hedwig
Leipzig-Connewitz | St. Bonifatius
Twist-Schöninghsdorf | St. Franziskus

Jeder, der in der heutigen Welt mit beiden Füßen als Christ steht, fühlt, daß die heutige christliche Kunst, die heutige Kirche (als Bauwerk, als Raum) ihm nur dann viel zu geben vermag, wenn er immer wieder spürt, wie sie ein echtes Kind der Zeit ist.

– Theodor Burlage

Theodor Burlage wurde am 17. Juli 1894 als Sohn des Juristen und Reichstagsabgeordneten der Zentrumspartei Eduard Burlage (1857–1921) in Oberstein an der Nahe geboren. Nach dem Abitur in Leipzig und den Kriegsjahren als Flieger begann er 1919 sein Architekturstudium an der TH Stuttgart bei Paul Schmitthenner und Paul Bonatz. Das politisch-katholische Elternhaus, das durchs Fliegen gewonnene Interesse an Technik sowie die an der Stuttgarter Schule vertretene Bauauffassung haben Burlages Schaffen entscheidend geprägt. 1923 machte er sich in Osnabrück selbstständig und gestaltete in den ersten Jahren z. B. die Kaufmanns-Gedächtniskirche in Leipzig-Connewitz (1930) und die Moorkirche in Twist-Schöninghsdorf (1930).

Sollten sie den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstehen, würden sie als Partner zusammenarbeiten, so hatten es sich Burlage und sein Kollege Bernd Niebuer vorgenommen. So bahnten sie sich mit einem umfangreichen Notkirchenprogramm nach 1945 einen Weg zurück: St. Marien in Oldenburg (1949-50) sollte ihr erster Nachkriegsbau werden. Zehn Jahre später zählten sie zu den bedeutendsten Kirchenarchitekten Nordwestdeutschlands. Insgesamt verwirklichte Burlage bis in die 1960er Jahre neben zahlreichen Profanbauten über dreißig Kirchen, zwanzig davon zusammen mit Niebuer.

Die Wurzeln einer ganzen Reihe runder Bauten liegen bereits in Burlages früher Schaffensphase. In seinen reifen Jahren ließen ihn diese Entwürfe nicht los und er krönte sein Werk mit zwei organisch geschwungenen Bauten. Für die Hedwigs-Kirche (1963) der Bremer Nachkriegssiedlung Neue Vahr baute er Spannung und Dynamik auf: Ziegelstein und Putz, konvexe und konkave Krümmungen ergänzen einander in einer auf den Altarraum hin orientierten Gemeinschaft. In St. Ansgar in Twist (1966), der letzten Kirche Burlages findet der Raum zurück zum Rund. War der Turm früher in das Rund des Raums hineingeschnitten, gehört er nun zur Gesamtform. Senkrechte und Waagerechte ergänzen einander nicht mehr, sondern fließen ineinander.

Am 24. Februar 1971 starb Burlage nach langer Krankheit in Osnabrück. Sein Büro wird bis heute von seinem Sohn Klaus Burlage fortgeführt.

Text: Anja Becker-Chouati M. A., Köln

Literatur (Auswahl)

  • Anja Becker-Chouati: Ein katholisches Kirchdorf inmitten einer modernen Hochhaus-Siedlung – St. Hedwig in der Neuen Vahr, in: Denkmalpflege in Bremen 2015, 12, 36–55.
  • Leichtes Zelt und feste Burg. Sakralbau in Bremen seit 1945 (Schriftenreihe des Bremer Zentrums für Baukultur 12), Bremen 2016, 2. aktualisierte Auflage.