Aachen
St. Gregorius
Eupener Straße 222
52066 Aachen
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Informationen
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Öffnungszeiten bitte im Pfarrbüro erfragen! Anschrift Pfarramt Pfarrbüro an St. Michael
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52066 Aachen
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Öffnungszeiten Pfarramt MO: 8.00 - 12.00, 16.00 - 18.30 Uhr
DI - MI: 10.00 - 12.00 Uhr
DO - FR: 8.00 - 12.00 Uhr
Gottesdienstzeiten Kirche Die aktuellen Gottesdienstzeiten können online eingesehen werden unter: gregor-von-burtscheid.de/glaube/gottesdienste.
Kirchen im Westen
Im Meer der Zeit
Wie ein Ozeanriese schiebt sich der Rumpf der doppelgeschossigen Kirche aus dem Hang – der Aachener Volksmund spricht gar vom „Superdampfer“. St. Gregorius vertritt besonders treffend das Bild vom Kirchen-Schiff. Da sind nicht nur der rumpfartige Baukörper und der schornsteinähnliche Turm. Auch der bergende Hallenraum erinnert (Gottesdienst-)Besucher an den hier besungenen Schutz im „Meer der Zeit“. Eine Seefahrt, den das 1967 geweihte Baukunstwerk und seine Gemeinde gerade selbst mit Bravour meistern: Nach fünfjähriger Planungs- und Umbauphase wurde Anfang 2020 die zur Grabeskirche umgestaltete Krypta neu eröffnet.
- ÜberblickOrt
Aachen
Bistum
Bistum Aachen
Name der Kirche
St. Gregorius
Weihe
1967 (11. Juni)
Architekten
Stefan Leuer, Eva von der Stein
Künstler
Thomas Duttenhöfer, Herbert Falken, Hubertus Förster, Lore Friedrich-Gronau, Ewald Mataré, Ludwig Schaffrath, Michael Scheu, Albert Sous, Benno Werth, Josef ZellerBesonderheit
Der doppelgeschossige Bau in Hanglage umfasst eine als Krypta genutzte Unterkirche und eine Oberkirche, die wie ein Schiffsbug aufragt.
Nutzung
Katholische Pfarrkirche der Pfarrgemeinschaft "St. Gregor von Burtscheid".
Standort / Städtebau
Die Kirche liegt in Aachen-Burtscheid zwischen zwei Hauptverkehrsstraßen: im Osten die Eupener Straße, im Süden der Luxemburger Ring. Davon abgewandt öffnet sich der Haupteingang nach Westen zu einem ruhigen Wohngebiet. - Beschreibung
Grundriss
Der Grundriss der Oberkirche zeigt das Segment einer Parabel, deren Arme im Westen scharf nach außen umschwingen. Dort umfangen sie den im Süden anschließenden Turm sowie auf der anderen Seite die Sakristei. Die langgezogene Eingangswand wölbt sich ebenso wie die Ostwand der Sakristei leicht nach außen, während der Turm in gerader Linie geschlossen ist. In der Parabelspitze wird die Altarinsel von einer Brüstung hinterfangen. Hinter dem Altar beherbergt ein Umgang das Treppenhaus zur Krypta. Diese ruht auf dem gleichen Grundriss wie die darüberliegende Oberkirche.
Außenbau
Die in den Hang integrierte, zweigeschossige Kirche ist geostet. Nach Westen, zum Haupteingang mit seinem mittigen Windfangportal hin, präsentiert sich St. Gregorius als niedriger langgezogener Bau mit leicht konvexen Wänden. Diese zeigen nach außen hochrechteckige Waschbetonelemente mit einem Raster kleiner Rechteckfenster. Der Bau wird von einer flachen Wölbung überdacht und von der massiven Rundung des Glockenturms rechts sowie der Sakristei links gerahmt. Nichts deutet hier darauf hin, dass die Ostseite der Kirche zur Straße hin wie ein mächtiger Schiffsbug bis zu 19,50 Meter hoch aufragt. Die im Osten geschlossene Betonkonstruktion wird nur durch ein tiefliegendes Fensterband geöffnet. An der Südseite schließt sich ein 30 Meter hoher Glockenturm mit Wetterhahn (Ludwig Schaffrath) an, während die Spitze der parabelförmig geschwungenen Ostwand ein Kreuz (ebenfalls Ludwig Schaffrath) trägt. Eine Außentreppe führt zum Turmportal, hinter dem die ehemalige Taufkapelle (heute Eine-Welt-Laden) liegt. Die Ostwand des Turms ist in einem kleinteiligen Raster durchfenstert, während die Wand im Westen gegenläufig einschwingt – gleiches gilt für die nördlich angesetzte, niedrige Sakristei. Dieser Kontrast zwischen geschwungenen Mauern mit Waschbetonplatten und gerasterten Wandflächen aus versetzten Betonkästen bestimmt den gesamten Bau.
Innenraum
Von Westen betritt man St. Gregorius durch drei zweiflügelige Glasportale (Ludwig Schaffrath) mit Oberlicht, die über einen allseitig verglasten Windfang mit drei identischen Tür-Oberlicht-Elementen in die Oberkirche führen. Die Innenseite des Bugs wirkt wie eine flach gebogene weiße Wand, so dass der Besucher diese Zone mehr als Quer- denn als Längsraum wahrnimmt. Unmittelbar hinter den Westportalen steigt die mit Rotzeder-Holzleimbindern verkleidete Decke steil von 5,40 auf 13,70 Meter Höhe an. Hier, in der Spitze des parabelförmigen Grundrisses, findet sich der um vier Stufen erhöhte Altar auf einer Plattform, über der acht Lichtkuppeln eingelassen sind. In dieser „Lichtwolke“ scheint das silberne Altarkreuz zu schweben. Hinter der niedrigen Brüstung, die den Altarraum wie eine Reling umfängt, führen uneinsehbar zwei Treppen in die Krypta.Von Osten kommend, gelangt man durch einen Seiteneingang direkt in die Krypta, deren Decke von zwei Rundpfeilern getragen wird. Diese Stützen rahmen den Altar vor einer fünfteiligen wandhohen Verglasung. Hier führt eine Tür zum Umgang mit den beidseitigen Treppen zur Oberkirche. Diese Treppenhausschale hinterfängt den Altarbereich der Unterkirche mit einer diaphanen Lichtzone. Erhellt wird die vergleichsweise dunkle Krypta durch das untere Fensterband der Ostfassade, dessen Licht im Altarbereich indirekt durch die Glaswand, im Gemeinderaum direkt durch die Fensterluken einfällt.
- Liturgie und Raum
1962, im Eröffnungsjahr des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65), begannen auch die Planungen zur Aachener Kirche. Den nun von Rom anerkannten, im modernen Kirchenbau schon mehrfach vorweggenommenen liturgischen Reformen entsprechend, rückten die Gläubigen auch in Aachen näher an das Geschehen: Vier Bankblöcke sammeln die Gemeinde um die Altarinsel, die über vier Stufen hinausgehoben ist. So schließt sich das Halbrund der Bänke mit der hinter dem Altar einschwingenden Wand zum Kreis: „Die Wände sind wie zwei riesige Hände, die sich bergend und schützend um die Gemeinde legen“, heißt es in der Festschrift zur Einweihung der neuen Pfarrkirche. Die Lichtregie führt den Blick zum Altar, dessen weiße Rückwand durch die auflösende Kraft des „göttlichen“ Lichts der Deckenkuppeln wie entrückt erscheinen soll. Der Tabernakel zuseiten des Altars verbindet Ober- und Unterkirche.
- Ausstattung
In der Oberkirche wollte Stefan Leuer mit seiner Altarmensa aus Lahnmarmor an den Abendmahlstisch erinnern. Im Unterbau (Stipes) befinden sich Reliquien des Pfarrpatrons (Papst Gregor der Große) sowie aus den Gefolgschaften des Hl. Gereon und der Hl. Ursula. Über dem Altar „schwebt“ ein aus Silberblech getriebenes Kreuz mit Holzkern (Ewald Mataré, 1954, Schenkung der Familie Mataré an die Gemeinde). Dessen Silbertöne übernahm Thomas Duttenhöfer 1988 für seine Marienfigur (Bronze mit weißem Blattgold), die seitlich auf der Brüstung des Altarraums steht. Der bronzene, mit Flechtwerk geschmückte Ambo von Albert Sous entstand 1981, der mit 40 Bergkristallen besetzte Osterleuchter wurde 1990 von Hubertus Förster gefertigt. An der rechten Wand des Chorraums ist ein Bilderzyklus (Herbert Falken, 1971) zur Noah-Geschichte aufgereiht. Die Orgel (Heinz Koch/Hans Lorenz) mit 1640 Pfeifen und 23 Registern wurde 1972 eingeweiht. Im Untergeschoss des Turms findet sich ein Kruzifix von Josef Zeller, das – ebenso wie der heute als Weihwasser- und Taufbecken dienende Taufstein – aus der Vorgängerkirche übernommen wurde.
2020 wurde die von Eva von der Stein zum Columbarium umgestaltete Unterkirche ihrer Bestimmung übergeben. Eine fast raumhohe, hölzerne Urnenwand aus drei Segmenten teilt die Krypta nun in einen kreisförmigen, inneren Bereich für die Bestattung und äußere Orte der Andacht. Dort findet sich ein Passionszyklus von Herbert Falken (1995, Graphit und Tusche auf Papier), der nunmehr neu gerahmt und ausgeleuchtet besonders zur Geltung gebracht wird. In der Nordwestecke des Raums liegt das aufgeschlagene Totenbuch. Darüber hängt ein spätgotischer Korpus vor neuem Hintergrund. Markantes Ausstattungsstück der Krypta ist eine die Raumdecke durchdringende Rundsäule. Sie trägt einen von Albert Sous gestalteten Tabernakel. Weitere ursprüngliche Ausstattungsstücke der Krypta wurden bei der Umgestaltung mit Zustimmung von Bistum und Denkmalpflege entfernt und eingelagert. Von Michael Scheu gestaltete Fenster im Vorbereich der Krypta (1999, Antikglas/Blei) erzählen die Schöpfungsgeschichte in Blindenschrift. Von hier blickt man durch eine neu eingelassene Glastür in einen kleinen Lichthof und das Aeternum. Eine Mauer aus Stampfbeton trägt ein Bronzekreuz von Benno Werth und grenzt das Aeternum von Kirchplatz ab.
- Von der Idee zum Bau
Die erste Gregorius-Kirche (ursprünglich Herz-Jesu-Kirche) wurde 1944 durch Bomben zerstört. In den frühen Nachkriegsjahren diente ein altes Fabrikgebäude als Notkirche, das 1945 als neue Pfarrrektoratskirche St. Gregorius geweiht worden war. Ein Provisorium, das lange Bestand hatte: Erst 1962 setzten die Planungen für den Kirchenneubau ein, die schließlich dem Kölner Architekten Stefan Leuer übertragen wurden. Der Baubeginn erfolgte am 15. August 1965 durch das Aachener Unternehmen „Nesseler Grünzig Gruppe“. Noch im April desselben Jahres hatte Leuer auf einem Entwurfsplan vorgesehen, dass der klar vom Gemeinderaum abgetrennte Altarbereich chorartig die gesamte Parabelspitze umfasst. Umgesetzt wurde ein Grundriss, auf dem die Altarinsel mit einer Brüstung hinterfangen wird. Diese Lösung ermöglichte es dem Architekten, die seitlichen Treppen zur Krypta hinter dem Altarbereich zu verbergen. Die feierliche Weihe wurde am 16. Juni 1967 durch den Aachener Bischof Johannes Pohlschneider vollzogen. Am 19. Januar 2020 wurde die zum Columbarium (Urnenbestattung) umgestaltete Krypta der Kirche feierlich eröffnet. Mit der Neugestaltung war die Aachener Architektin Dipl. Ing. Eva von der Stein betraut.
- Der Architekt Stefan Leuer
„Idee und Aussage des Bauwerkes in Worte zu fassen, fällt dem Architekten schwer, seine Sprache sind seine Bauten.“ Mit diesen Worten beschreibt der Architekt Stefan Leuer in der Festschrift von 1967 seine Grundhaltung, der er lapidar die technischen Daten der Kirche St. Gregorius anfügt. Ebenso schnörkellos präsentieren sich seine Sakralbauten der frühen 1960er Jahre. Es sind klare, von Fensterluken durchsetzte Räume auf parabolischem Grundriss, wie ihn neben St. Gregorius in Aachen z. B. auch St. Hildegard in der Au in Köln-Nippes (1961) zeigt.
1913 in Bad Neuenahr geboren, war Leuer nach seinem Architekturstudium von 1933 bis 1937 an der TH Aachen tätig im Büro von Mies van der Rohe. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er für den Bau der Reichsautobahnen, um nach Kriegsende als wissenschaftlicher Assistent bei Hans Schwippert an der TH Aachen anzufangen. 1954 trat Leuer die Nachfolge von Dominikus Böhm an den Kölner Werkschulen an, bis er 1971 zum Professor an der FH Köln ernannt wurde. Als Mitarbeiter von Schwippert war Leuer beteiligt am Bonner Bundeshaus und am Düsseldorfer Verwaltungsgebäude der Provinzialversicherung. Doch sein Schwerpunkt lag im Kirchenbau, so war er u. a. für die Renovierung der Abtei Maria Laach zuständig. Nach seinem Entwurf entstanden zwischen 1954 bis 1969 im Erzbistum Köln acht, im Bistum Aachen fünf und im Bistum Trier eine Kirche. Stefan Leuer verstarb 1979 in Köln mit 65 Jahren.
- Literatur (Auswahl)
- Karl Josef Bollenbeck: Neue Kirchen im Erzbistum Köln 1955-1995, 2 Bde., Köln 1995.
- Josef Els: Das Columbarium St. Gregorius in Aachen, in: das münster 2020, H. 2 (ersch. Juni 2020).
- St. Gregorius 1967. Festschrift zur Einweihung der neuen Pfarrkirche St. Gregorius Aachen Eupener Straße, Aachen 1967.
- Brigitte Hammerschmidt: Der Kirchenbau des 20. Jahrhunderts im rheinland-pfälzischen Teil des Bistums Trier, Trier 2006.
- Hans Albert Höntges: Sankt Gregorius in Aachen, Aachen 1997.
- Felix Kreusch: Neue Kirchen im Bistum Aachen 1930-1960, Mönchengladbach 1961.
- Michael Werlin (Hg.): Architekturlehrer der FH Köln. Teil I. Die Ehemaligen, hg. anlässlich des 35-jährigen Jubiläums des Fachbereichs bzw. der Fakultät für Architektur der FH Köln, Köln 2006, S. 127 ff.
- Willy Weyres: Neue Kirchen im Erzbistum Köln 1946-56, Düsseldorf 1957.
- Internetauftritt der Architektin Eva von der Stein: evavonderstein.de.
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