Am Mellensee
St. Gertrud (von Helfta), Kloster Alexanderdorf
Klosterstraße 1
15838 Am Mellensee
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Informationen
Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Zur Webseite
geöffnet täglich 6.00 - 20.30 Uhr Anschrift Pfarramt Klosterstr. 1
15838 Am Mellensee
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Öffnungszeiten Pfarramt weitere Kontakte:
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Hostienbäckerei: hostienbaeckerei[at]kloster-alexanderdorf.de
Paramentenwerkstatt: paramente[at]kloster-alexanderdorf.de
Förderverein: verein[at]kloster-alexanderdorf.de
Gottesdienstzeiten Kirche Werktags:
6.00 Uhr Laudes
7.30 Uhr Eucharistiefeier
12.15 Uhr Mittagsgebet
17.30 Uhr Vesper
19.45 Uhr Komplet/Vigil
Sonntags:
6.30 Uhr Laudes
7.45 Uhr Eucharistiefeier
sonst wie werktags
Kirchen im Osten
„Ohne Treppchen, Stufen und Podeste“
Einfaches Satteldach, massive Holzbalken, raue Ziegelwände und brauner Klinkerboden: Ursprünglich als Scheune gebaut und erst in den 1980er Jahren zum Gottesdienstraum umgestaltet, zeugt das puristische Kirchengebäude der Abtei St. Gertrud in seiner stilvollen Bescheidenheit von den Grundsätzen der Liturgischen Bewegung – und gehört damit auch zu den sehenswerten Bauten moderner Sakralarchitektur in Deutschland. Denn im Sinne der Regel des Hl. Benedikt steht auch für die Schwestern in Alexanderdorf „Einfachheit, Natürlichkeit […] über dem klösterlichen Leben im Wechsel von Gebet und Arbeit“ (Sr. Manuela Scheiba).
- ÜberblickOrt
Am Mellensee
Bistum
Erzbistum Berlin
Name der Kirche
St. Gertrud (von Helfta), Kloster Alexanderdorf
Weihe
1984 (1. September)
Architekt
Franz Klinger
Künstler
Hildegard Domizlaff, Werner NickelBesonderheit
Für die Abtei St. Gertrud in Alexanderdorf wurde – im Sinne der Liturgischen Bewegung und im Geist der Bescheidenheit der Regel des Hl. Benedikt – eine Scheune zum programmatisch schlichten Kirchenraum umgestaltet.
Nutzung
Klosterkirche
Standort / Städtebau
Das Kirchengebäude liegt in Alexanderdorf, einem Ortsteil von "Am Mellensee", rund 30 Kilometer südlich von Berlin. Abseits von Siedlungsbebauung ist die Kirche Teil einer Klosteranlage. - Beschreibung
Grundriss
Die Kirche erstreckt sich auf einem längsrechteckigen Grundriss von Südosten nach Nordwesten. Gegliedert wird der Raum durch zwei Reihen von je drei Holzstützen. Beichträume, Sakristei, und weitere Bauten der Klosteranlage schließen sich nach Süden und Osten an.
Außenbau
Auch wenn das Hauptgebäude des ehemaligen Gutshofs einen Turm aufweist, so bildet doch die schlichte Kirche zur Rechten den liturgischen Kern des Klosters. Auf dem Weg zum Eingang verweist ein niedriger Glockenträger auf den Gottesdienstraum. Die frei schwingende Glocke trägt die Inschrift „Ora et labora“ (Bete und arbeite), in Anlehnung an die Regel des Hl. Benedikt. Eine Mauer führt hinüber zum Kirchenbau mit Satteldach und sichtbar belassenem Ziegelmauerwerk.
Innenraum
Sechs Holzstützen tragen den offenen hölzernen Dachstuhl und gliedern den Innenraum, der das Ziegelmauerwerk sichtbar zeigt. Der Altar befindet sich vor der Westwand, der gesamte mittlere Raum der Kirche bleibt frei. Die Bänke der Schwestern stehen einander gegenüber; sie beten, singen und rezitieren im Wechsel über die freie Mitte hinweg. Quer dazu sind die Gemeindebänke gruppiert und damit, ebenfalls über die freie Mitte hinweg, auf den Altar hin geordnet. Zwischen die Seitenwände und den Dachstuhl ist ein klar verglastes Fensterband eingeschoben.
- Liturgie und Raum
Impulsgebend für die Schwesterngemeinschaft waren die Ausführungen des belgischen Benediktinermönchs Eugène Vandeur (1875-1967) aus Maredsous, der auf der Grundlage der Liturgischen Bewegung ein erneuertes Ordens- und Raumverständnis vertrat. Durch eine konzentrierte Vertiefung in die Liturgie sollten sich die Schwestern nach außen hin öffnen und damit in die umliegenden Gemeinden hinein wirken. Ausgehend von Vandeurs Ausführungen zum „liturgischem Apostolat“ – in der Tradition von Maredsous, Beuron, Ildefons Herwegen/Maria Laach – und im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) wurde „eine sorgfältig, einladend gestaltete und bewußt mitvollzogene Liturgie“ (Sr. Manuela Scheiba) angestrebt. Die Gemeinschaft legte ihren Schwerpunkt auf den Gesang, den gregorianischen Choral und die deutsche Sprache im Gottesdienst. Daraus folgerte die „Gestaltung unserer Kirche ohne Treppchen, Stufen und Podeste und ohne ein von den Gästen abschirmendes Chorgestühl“ (Sr. Manuela Scheiba).
- Ausstattung
Für die Ausstattung hatten auch die Künstler Friedrich Press und Gottfried Zawadzki Entwürfe eingereicht. Ausgewählt wurden jedoch Arbeiten von Werner Nickel, der 1984 den Altar, den Ambo, den Tabernakel und den Osterleuchter schuf. Der Altar besteht – ebenso wie der Ambo – aus hölzernen Scheunenbalken, die Mensa zeigt Pirnaer Elbsandstein. Aus dem gleichen Sandstein ist auch der Tabernakel gefertigt, der seitlich an der Altarrückwand angebracht ist. Das raumprägende Altarkreuz stammt von der Kölner Künstlerin Hildegard Domizlaff (1898-1987): Das gleichschenklige Kreuz aus schwarzem Eichenholz ist mit Silber beschlagen und mit Bergkristallen besetzt. Auf der Vorderseite ist Christus in einer Mandorla mit Buch und Segensgestus dargestellt (Majestas Domini). Zudem finden sich auf dem Kreuz u. a. Sinnbilder für die vier Evangelisten sowie Verweise auf die Dreifaltigkeit und die Eucharistiefeier. Die seitlich platzierte Orgel stammt aus der Werkstatt Jehmlich.
- Von der Idee zum Bau
Die Benediktinerinnengemeinschaft von Alexanderdorf nahm ihren Anfang in Berlin, wo sich ab 1919 eine kleine Gruppe von Krankenschwestern im neuen Katholischen Mutterhaus zum Roten Kreuz zusammengetan hatte. Bereits während des Ersten Weltkriegs hielten sich einige von ihnen – unter der geistlichen Leitung des Paters Eugèn Vandeur – im belgischen Benediktinerkloster Maredsous auf, das 1872 von Beuron aus gegründet wurde. Schließlich gaben die Krankenschwestern ihre bisherige Tätigkeit auf, bezogen 1934 das günstig erworbene Gut Alexanderhof südlich von Berlin und bauten es zum Kloster mit Kapelle aus. 1979 legten sie den Grundstein für eine eigene Kirche. Am 10. Januar 1984 wurde Alexanderdorf zur Abtei erhoben, der neue Kirchenraum am 1. September desselben Jahres geweiht.
- Der Architekt Franz Klinger
In Alexanderdorf wurde die Umgestaltung der Scheune zum Kirchenraum vom Architekten Franz Klinger zusammen mit dem Statiker Walter Tippelt, beide aus Brandenburg, durchgeführt. Klinger war in den 1970er und 1980er Jahren im Umgang mit historischem Bestand aktiv. Mitte der 1970er Jahre leitete er beispielsweise die Renovierung der katholischen Heilig-Geist-Kirche in Brandenburg aus dem Jahr 1850. In Berlin rekonstruierte er 1987 das Ephraim-Palais im Stil des Rokoko.
Darüber hinaus steht die „Scheunenkirche“ von Alexanderdorf in einer umfassenderen modernen Architekturtradition: Auch das 1949 von Alexanderdorf aus gegründete Benediktinerinnenkloster auf Burg Dinklage bei Oldenburg richtete seine Kirche in den frühen 1960er Jahren in einer ehemaligen Scheune ein. In Belgien gibt es in Froidmont-Rixensart eine ähnliche Anlage von 1980 und in Schönstatt/Eichstätt aus dem Jahr 1989. Können solche Umbauten in schwierigen Zeiten auch als nicht immer ganz freiwillig bescheiden gestaltete Notkirchen gewertet werden, so entwickelte die Architekturmoderne doch auch eine zweite, eine „andere Tradition“. Rudolf Schwarz beispielsweise errichtete bereits 1933 in der kleinen Eifel-Gemeinde Leversbach eine Kapelle, die in ihrer Schlichtheit an eine Scheune, oder – wie Emil Steffan sagte – an den Stall von Bethlehem erinnert. Steffan wiederum vertiefte sich wenige Jahre später – stilbildend z. B. 1942 im lothringischen Boust – regelrecht in das asketische Ideal der Scheunenkirche.
- Literatur (Auswahl)
- Aus der Geschichte der Benediktinerinnenabtei St. Gertrud in Alexanderdorf, Alexanderdorf 1998.
- Sr. Ruth Lazar/Angelika Fischer: Nicht auf Sand gebaut. Benediktinerinnen in Alexanderdorf, Berlin 2002.
- Sr. Manuela Scheiba: Reform und Reformen im Kloster. Impuls zum Studientag der Katholischen Akademie Berlin „Tradition und Reform“ am 24. Oktober 2009 in Alexanderdorf (www.katholische-akademie-berlin.de/_medien/veranstaltungen/Bilder/Alexanderdorf/KAB-Impuls.doc, Abrufdatum: 9. April 2018).
- Johannes Werner: Kirche, Scheune und Stall. Die andere Tradition, in: Das Münster 27, 1984, 34-38.
Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.