Binz

Stella Maris

Anschrift Kirche
Klünderberg 2
18609 Binz
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche 038393 2736
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    Das Foyer ist tagsüber geöffnet und bietet durch die Glastür Einblick in den Innenraum.
    Anschrift Pfarramt St. Bernhard Stralsund-Rügen-Demmin
    Clementstraße 1
    18528 Bergen auf Rügen
    03838 209351
    E-Mail
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    Öffnungszeiten Pfarramt MI: 9.00 - 14.00 Uhr
    Gottesdienstzeiten Kirche Die aktuellen Gottesdienstzeiten können über eine automatische Telefonansage (03838 209353) oder online abgerufen werden: www.heiliger-bernhard.de.
    Kirchen im Norden

Neue Orientierung

Strahlend weiß verputzt und einladend – hinter dem langgestreckten Kapellenbau mit dem markant gestuften Giebel sticht der Erweiterungsbau zunächst kaum ins Auge. Als die Kapelle 1925 begründet wurde, gab es in Binz nur eine katholische Familie. Zehn Jahre später kamen Arbeiter der nahen Prora-Ferienanlage und immer mehr Besucher aus der Umgebung hinzu. Lange Zeit musste man vor dem Bau mit Bänken und Stühlen jonglieren, bevor die Kapelle von 2009 bis 2011 erweitert werden konnte. Im neuen lichtdurchfluteten Kirchraum auf ovalem Grundriss finden nun fast dreimal so viele Personen einen Platz und zu einer neuen Form von Gemeinschaft. Als Anlaufpunkt der Ostseebad-Besucher macht die Kapelle so ihrem Namen alle Ehre: Stella Maris, Gottesmutter und Stern auf dem Meer, Orientierung und Ziel der Suchenden.

  • Überblick
    Ort
    Binz

    Bistum
    Erzbistum Berlin

    Name der Kirche
    Stella Maris

    Weihe
    2011 (8. Januar, als Erweiterung einer 1925 geweihten Kapelle)

    Architekt
    Burkhardt Eriksson

    Künstler
    Evelyn Körber, Sylvia Vandermeer
    Besonderheit
    Die kleine Kapelle Stella Maris wurde durch ihren Erweiterungsbau zum Foyer eines großen lichtdurchfluteten Kirchraums auf ovalem Grundriss.

    Nutzung
    Filialkirche der Pfarrei St. Bonifatius auf Rügen

    Standort / Städtebau
    Die Kirche liegt am Rand des Ostseebads Binz, direkt an einem Buchenwald.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Binz | Stella Maris | Grundriss

    Binz | Stella Maris | Grundriss

    Zwei Baukörper formen die Kirche Stella Maris: Wie ein Tautropfen am Grashalm fügt sich der Neubau, ein großer Kirchraum auf ovalem Grundriss, an die lange Seite der schmalen Kapelle auf rechteckiger Grundfläche. Von seiner Spitze ausgehend, breitet sich der Neubau vom alten Kapellenteil nach Norden aus. Der Grundriss zeigt, dass die beiden Volumen nicht nur aneinander grenzen, sondern auch miteinander verbunden sind. Der Neubau ist in den historischen Kapellraum eingeschoben und gliedert ihn neu: Im westlichen Teil befinden sich das Beichtzimmer und der Technikraum. Auf der anderen Seite liegen das Foyer und die Sakristei. Die Kapelle ist damit zum Vorraum geworden, der den Erweiterungsbau erschließt.

    Außenbau

    Binz | Stella Maris | Außenbau | Foto: Rabanus Flavus, CC0

    Binz | Stella Maris | Foto: Rabanus Flavus, CC0 1.0

    Von der Kapelle, deren Hoffassade einen Stufengiebel und einen portikusähnlichen Eingang mit Kreuzrelief zeigt, hebt sich der Rundbau deutlich ab. Farblich angepasst und im hinteren Teil des Grundstücks platziert, wirkt der Erweiterungsbau dennoch zurückhaltend und fügt sich in das Gesamtbild ein. Gemeinsam rahmen die beiden Baukörper einen Außenbereich, der vom Ingenieurbüro Küchler GmbH Stralsund gestaltet wurde. Der so entstandene gepflasterte Vorplatz mündet in zwei jeweils paarig angeordnete Zugänge, die den Erweiterungsbau von Osten erschließen.

     

    Innenraum

    Binz | Stella Maris | Innenraum | Foto: Rabanus Flavus, CC0

    Binz | Stella Maris | Foto: Rabanus Flavus, CC0 1.0

    Der Erweiterungsbau, eine leichte Holzkonstruktion, zeigt sich im Inneren als großer, weiß gefasster Kirchenraum. Belichtet wird er durch einige Fensterschlitze und ein umlaufendes Fensterband, das zugleich seine runde Grundrissform betont. Von Westen ragt die einfach gestufte Altarinsel in den Raum. Die nischenartig leicht zurückgesetzte Westwand hinterfängt den Tabernakel vor einem großen gläsernen Kreuz. Um den freistehenden Altar scharen sich kreisförmig gebogene Holzbänke, auf denen bis zu 200 Besucher Platz finden. Das Taufbecken ist dem Altar im Norden zur Seite gestellt, der Ambo ist auf halber Strecke zwischen Altar und Tabernakel verortet.

  • Liturgie und Raum
    Binz | Stella Maris | Innenraum | Foto: Rabanus Flavus, CC0

    Binz | Stella Maris | Foto: Rabanus Flavus, CC0 1.0

    Der tropfenförmige Grundriss des neuen Kirchenraums erinnert nicht nur an das lebensspendende Element Wasser und an die Nähe zum Meer, sondern wird auch auf die Taufe Jesu, auf Werte wie Reinheit und Klarheit hin gedeutet. Da die Gemeinde in Binz größtenteils aus Gästen und Besuchern, also einander fremden Menschen besteht, soll der Raum eine besondere Erfahrung von Gemeinschaft vermitteln: eine Gemeinde, die sich um den kreisrunden Altar im Zentrum versammelt. Mit der Erweiterung der kleinen Kapelle Stella Maris wird die Urlauberseelsorge im Ostseebad Binz zugleich zeichenhaft sichtbar.

  • Ausstattung
    Binz | Stella Maris | Kreuzweg | Foto: © Sylvia Vandermeer

    Binz | Stella Maris | Kreuzweg | Foto: © Sylvia Vandermeer

    Die Künstlerin Evelyn Körber aus Hohenfelden bei Erfurt gewann den vom Erzbistum Berlin ausgeschriebenen Wettbewerb zur Innenraumgestaltung von Stella Maris. Sie schuf Ambo, Gabentisch und Altar aus Gotlandstein, einem für den Ostseeraum charakteristischen hellgrauen Kalkstein. Auch die runden Sitz- und Kniebänke aus geöltem Eichenholz wurden nach ihrem Entwurf gefertigt. Der Fußboden und die Altarinsel erhielten großformatige Anröchter Grünsandsteinplatten.

    Die Marienfigur aus dem späten 19. Jahrhundert stand seit ihrer Restaurierung 1997 auch im Altarraum der kleinen Kapelle. Zu nennen ist außerdem das große gläserne Kreuz, vor dem der vorhandene, restaurierte Tabernakel aufgestellt wurde. Für ihren Kreuzweg verband die Künstlerin Sylvia Vandermeer auf 15 Blattgoldplatten mit ihrer Malerei in Lasurtechnik mittelalterliche Ikonografie und zeitgenössische Darstellung: Alle abgebildeten Menschen tragen heutige Alltagskleidung und stellen so eine direkte Verbindung zum Betrachter her.

  • Von der Idee zum Bau
    Binz | Stella Maris | Kapelle vor dem Umbau | Foto: Arnd Franke, gemeinfrei, 2009

    Binz | Stella Maris | Kapelle vor dem Umbau | Foto: Arnd Franke, gemeinfrei, 2009

    Bereits ein Jahr nach der Gründung eines katholischen Kinderferienheims durch den Wiener Professor Wilhelm Bong, entstand 1925 der kleine Kapellbau am Klünderberg. In Binz gab es zu dieser Zeit nur eine katholische Familie. Mit den Bauarbeiten an der großen KdF-Ferienanlage Prora kamen 1935 mehr Katholiken in den Ort und auf die Insel. Nach 1945 kam der Zuzug von Flüchtlingen hinzu. Unter Pfarrer Kurt Ponikewski wurde die Kapelle 1965/66 vergrößert. Bis 1978 wohnten und wirkten hier Borromäerinnen. Seit 1999 gehört Stella Maris so wie alle katholischen Kirchen der Insel zur Pfarrei St. Bonifatius auf Rügen.

    Der Fall der Mauer 1989 führte zu höheren Besucherzahlen auf Rügen. Mit ihren 75 Sitzplätzen war Stella Maris nun endgültig zu klein, vor allem um die Kirchgänger während der Saison zu fassen. Mit Stühlen und Bänken musste der Kapellenraum auf den Vorplatz hin erweitert werden. Bereits 1995 begann man mit der Planung eines Erweiterungsbaus. Umgesetzt wurde der Entwurf des Stralsunder Architekten Burkhardt Eriksson jedoch erst ab 2009. Hierbei wurde die alte Kapelle erhalten und um ein neues Element ergänzt. Erklärtes Ziel des Architekten war es, mit seiner modernen, weiß gefassten Holzkonstruktion auch einen Bezug zu den regionalen Bauten der Bäderkultur des 19. Jahrhunderts herzustellen. Nach der Grundsteinlegung am 8. September 2009 weihte der Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky die vergrößerte Kirche Stella Maris am 8. Januar 2011.

  • Der Architekt Burkhardt Eriksson
    Stralsund | Türmchenspeicher | Foto: Klugschnacker, CC BY SA 3.0

    Stralsund | Türmchenspeicher | Foto: Klugschnacker, CC BY SA 3.0

    Burkhardt Eriksson (* 1956) studierte von 1978 bis 1983 an der TU Dresden und arbeitete anschließend in einem Sanierungsbetrieb in Stralsund. Seit 1990 ist er hier als freier Architekt tätig – im Schwerpunkt in der Sanierung historischer (Kirchen-)Bauten. Neben zahlreichen Dorfkirchen begleitet sein Büro auch größere Renovierungsprojekte wie für St. Nikolai in Stralsund (Dachstuhl), St. Marien in Bergen auf Rügen oder aktuell den Greifswalder Dom St. Nikolai. In seiner Wahlheimatstadt ertüchtigte Eriksson zudem den sog. Türmchenspeicher, der seitdem ein Restaurant und Energieversorgungsanlagen des angrenzenden Meeresmuseums „Ozeaneum“ aufnimmt.

    Auch Neubauten wie das Medien- und Informationszentrum der Stadt Bergen auf Rügen zählen zum Werk des Architekten. Beachtung fand vor allem Erikssons Bürobau, sein „Atelierhaus auf der Mauer“ am Stralsunder Katharinenberg, das er 1999 als modernen Teil der mittelalterlichen Stadtmauer fertigstellen konnte. Ähnlich sollte er 2011 in Binz die bestehende Kapelle um eine deutlich abgesetzte und dennoch mit dem Altbau verknüpfte Erweiterung bereichern. Für seine Umgestaltung der Hoffassade des katholischen Pfarramts in Stralsund wurde Eriksson 2016 mit dem Deutschen Fassadenpreis ausgezeichnet.

  • Literatur (Auswahl)
    • Anja Goritzka: Die Säulen von Binz, in: Katholische Sonntagszeitung Berlin 2, 15./16. Januar 2011.
    • Mathias Hübner: Kapelle Binz (Ostseebad) katholische Kirche
      auf: dorfkirchen-in-mv.de [www.dorfkirchen-in-mv.de/content/Version_1/detail_gesamt.php?Reg_Nr=1204, Abrufdatum: 16. März 2017].
    • Frank Meierwert: Unterwegs auf Rügen, Hiddensee und in Stralsund: Von Kreidefelsen und Sandstränden, Meßkirch 2013.
    • Jürgen Schulz/Josef Rüenauer: Binz – Stella Maris, in: Dorf- und Stadtkirchen auf Rügen und Hiddensee 2002, 136-137.
    • Archiv des Architekturbüros Burkhardt Eriksson: Vorstudien, Verwendungsnachweis zur Abrechnung der Fördermittel u. a.
    • Kirchbaublog (virtuelles Bautagebuch der Gemeinde): www.katholischekirche-ruegen.de/kirchen/neuekapelle/kirchbaublog/index.php [Abrufdatum: 23. März 2017].

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Ricarda Cappeller M. Sc., Weimar/Thüringen (Beitrag online seit 03/2017)

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