Bonn
St. Franziskus
Adolfstraße 77/ Ecke Georgstraße
53111 Bonn
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Informationen
Kontakt / Öffnungszeiten Kirche 0228 92652758
Zur Webseite
DI - SO
Oktober bis März 9-17 Uhr
April bis September 9-19 Uhr
Und zu den Gottesdienstzeiten.
Der Zugang zu St. Franziskus ist barrierefrei. Anschrift Pfarramt Pastoralbüro an St. Marien
Heerstraße 128
53111 Bonn
0228 633535
E-Mail
Zur Webseite
Öffnungszeiten Pfarramt MO, DI, DO: 9.00 - 12.00 Uhr
MI, FR: 15.00 - 18.00 Uhr
In den Sommerferien:
MO, DI, DO, FR: 9.00 - 12.00 Uhr
MI: 15.00 - 18.00 Uhr
Jugendpastorale Zentrum "Campanile":
www.sankt-petrus-bonn.de/zentren-und-einrichtungen/campanile
Kontakt: Stadtjugendseelsorger Kaplan Dr. Christian Jasper
Mail: christian.jasper[at]erzbistum-koeln.de
Gottesdienstzeiten Kirche Die Gottesdienstzeiten können online abgerufen werden unter: www.sankt-petrus-bonn.de/g/gottesdienste
Kirchen im Westen
In der Luft
Als die Kirche gebaut wurde, lag die römisch-katholische Liturgiereform bereits in der Luft. Schon Mitte der 1950er Jahre wurden für neue Kirchen freistehende Altäre geplant, sodass man den Zelebranten im Eventualfall problemlos „umstellen“ und die Messe versus populum feiern konnte. Anders in St. Franziskus! Der an die Chorwand gerückte Altar mit darauf festgefügtem Tabernakel wurde noch 20 Jahre nach dem 2. Vaticanum mit dem Rücken zum Volk genutzt. Erst als die Gemeinde ihren Kirchenraum im Communio-Stil umgeordnet hatte, zog sie zur Jahrtausendwende mit Vollgas an der überholten liturgischen Gestalt vorbei. Heute hat man das Gefühl, dass der 55 Jahre alte Kirchenraum erst dadurch seine Möglichkeiten voll entfaltete.
- ÜberblickOrt
Bonn
Bistum
Erzbistum Köln
Name der Kirche
St. Franziskus
Weihe
1961 (7. Oktober)
Architekten
Karl Band, Werner Fritzen
Künstler
Theo Heiermann, Hans Lünenborg, Leo Zogmayer, Karl Matthäus WinterBesonderheit
Als traditionelle Wegekirche geplant, wurde der Kirchenraum im Communio-Stil umgestaltet.
Nutzung
St. Franziskus dient seit 1999/2000 für Werktagsgottesdienste und das Jugendpastorale Zentrum "Campanile".
Standort / Städtebau
St. Franziskus grenzt sich von den sonst geschlossenen Baulinien des Gründerzeitviertels Bonner Nordstadt ab, um sich mit der monumentalen Taufkonche dennoch auf den Mittelpunkt der Straßenkreuzung Adolfstraße/Georgstraße zu beziehen. - Beschreibung
Grundriss
St. Franziskus beruht auf einem längsseitig gestreckten, sechseckigen Grundriss, die Eingänge befinden sich im hinteren, der Straße zugewandten Teil. Zwischen die beiden Eingänge ist eine parabelförmige Taufkonche gefügt. In zwei an den Langseiten ausgestülpten Rechtecknischen standen die Beichtstühle. An der Kopfseite des Baus öffnet sich rechts ein quadratischer Kapellenraum. Links schließen sich die Sakristei und, abgewinkelt in die Flucht der Adolphstraße, das Pfarrhaus an. Vor der Kirche ist auf quadratischem Grund der Campanile eingezeichnet. Daneben finden sich parallel zur Georgstraße der Kindergarten und das Jugendheim.
Außenbau
Der Außenbau ist durch einen deutlich voneinander abgesetzten Materialmix gekennzeichnet: Die roten Backsteinwände des Campanile sind geschossweise durch helle Betonkraggesimse und senkrechte Dreiergruppen von Dreiecksgiebelfenstern mit hellen Betonstürzen gegliedert. Dem Turm antwortet eine bis in mittlere Höhe des Kirchendachs geführte Taufkonche, die aus einem perlschnurartig vernetztem Betongitter besteht. Der Unterbau der Kirche gibt die Konstruktion zu erkennen: Als Stützen für das aus drei aneinandergereihten Knickpyramiden bestehende, grün oxidierte Kupferdach dienen einfach gestufte Strebepfeiler aus Stahlbeton unter den Talpunkten dieses Faltendachs. Die Strebepfeiler werden durch Sichtbetonfialen mit kugelförmigen „Kreuzblumen“ und Krabben bekrönt. Unter die vorkragenden Ortgänge (Giebelseiten) des Dachs sind giebelwandförmige Schildwände aus Backstein gestellt – sie haben keine tragende Funktion. Die optische Verbindung zwischen Schildwänden und Dach stellen von Pfeiler zu Pfeiler durchgezogene Fensterbänder her.
Innenraum
Im Inneren wird der Besucher vom Zusammenklang der Backsteinwände mit der hölzernen Faltendecke empfangen. Sie wirkt über den zickzackförmigen Fensterbändern fast schwerelos. Besonders ins Auge fallen die bis auf den Boden herabgezogenen Fenster und das Kalvarienkreuz an der Stirnseite. Hinzu kommen an der Eingangsseite die weit in den Raum gezogene Orgelempore und der dreistufig abgesenkte Taufraum.
- Liturgie und Raum
St. Franziskus wurde vor der Liturgiereform von 1963 errichtet. Wie damals üblich, wurde der erhöhte Altar axial gegenüber der Taufkonche und unmittelbar an der winkligen Chorinnenwand aufgestellt. Das Kalvarienkreuz war ehemals Teil des Sakramentshauses auf dem Altar. Zwei parallel geführte Bankreihen mit Mittelgang zielten auf diesen Altarraum. St. Franziskus war damit eine klassische Wegekirche. Bis in die 1980er Jahre hielt man an dieser Ordnung fest.
1999/2000 wurde der Raum liturgisch völlig neu geordnet – beraten durch den Bonner Liturgiewissenschaftler Prof. Albert Gerhards. Mit dem Büro Baumewerd Architekten in Münster und dem Düsseldorfer Büro Joachim Sieber entwickelte er den sogenannten Communio-Raum, der „die Wegekirche durch einen zentralen Ereignisraum ersetzte“ (A. Gerhards).
Zu Seiten einer langgestreckten ellipsenförmigen leeren Mitte stehen nun die neuen Stuhlreihen, auch die Beleuchtungskörper darüber sind ellipsoid angeordnet. Der ebenerdig stehende Altartisch und der Tisch des Wortes (Ambo) befinden sich vor den Scheitelpunkten der inneren Ellipse. Damit bleibt dieser Mittelraum nicht leer, sondern wird zum liturgischen Aktionsraum. Er ist „Ausdruck für den Glauben, dass Christus in dieser Mitte anwesend ist“.
- Ausstattung
Der Grundstein und die Salbsteine am Außenbau symbolisieren den Sieg des Guten über das Böse. Von der ursprünglichen Innenausstattung sind das große Tuffkreuz mit Szenen der Passion (alle bisherigen von Theo Heiermann) und die Kirchenfenster von Hans Lünenborg, beide aus Köln, erhalten. Nach Wegfall des alten Zelebrationsaltars erhielt das Kalvarienkreuz einen hohen Standsockel. Die teppichartige Verglasung der ehemaligen Chorwand und die Fenster des – jetzt als Sakramentskapelle genutzten – Anraums nehmen Bezug auf Leben und Werk des Hl. Franziskus. Der Pfau im rechten ehemaligen Chorfenster lässt sich im frühchristlichen Sinne als Bild des Königtums Christi und der zur Demut verpflichteten Ebenbildlichkeit des Menschen lesen.
Der Taufstein aus Lahnmarmor und die Betongitterwand der Taufkonche, beide von Karl Matthäus Winter aus Limburg an der Lahn, sind ebenfalls ursprünglich. Hans Lünenborg besorgte auch hier die Verglasung: Ein Netz aus 1.024 Glasbrocken gibt ein rubinrotes Kreuz zu erkennen. Die Neuausstattung aus Olivenholz (Altartisch mit gläserner Mensa und dem Jahwe-Wort „Ich bin da“, Sedilien, Sakramentsaltar, Ambo, Tabernakel, Kredenzen) entwarf Leo Zogmayer aus dem österreichischen Krems. Ausgeführt wurden die Arbeiten von der Firma Schmidinger Möbelbau in Schwarzenberg, ebenfalls aus Österreich.
- Von der Idee zum Bau
Als das Sprengel St. Marien in der Bonner Nordstadt 1952 dreigeteilt wurde, brauchte St. Marien-Nord eine eigene Pfarrkirche. Den Anfang machten 1954 das Pfarrhaus und eine von vornherein als Provisorium gedachte Kapelle, die heute als Sakristei dient. 1958 beschloss man, die Kirche und einen eigenen Kindergarten zu bauen. Der Grundstein der Kirche wurde am 11. August 1960 gelegt, die Bauplanung und -leitung übernahmen die Kölner Architekten Karl Band und Werner Fritzen. Innerhalb eines Jahres konnte die Kirche fertiggestellt und die Weihe am 8. Oktober 1961 gefeiert werden. Bis 1964 folgten Kindergarten, Jugendheim und Turm, seit 1995 ist die Kirche als Denkmal gelistet.
- Der Architekt Karl Band
Der hauptsächlich im Erzbistum Köln tätige Architekt Karl Band (1900-95) gilt als Vertreter einer „regionalen Moderne“ (B. Kastner), die in Material und Gestalt unverkennbar zeitgemäß ausfällt und dennoch der Tradition großen Respekt erweist. Bands Bauten trumpfen nie gegenüber ihrem geschichtlichen Umfeld auf und zeigen teils dem Historismus zuzuweisende Elemente. Sein Werk erschöpft sich allerdings nicht in stilgeschichtlichen Betrachtungen. Zumindest für St. Franziskus sind auch symbolische Überlegungen anzunehmen. Die Dreizahl und das Lebensalter Jesu lassen sich hier mehrfach feststellen: Der Turm hat eine Höhe von 33 Metern und drei Fenstergeschosse mit senkrechten Dreiergruppen von Fenstern; die Kirche unter dem dreiteiligen Knickgiebeldach misst 33 x 14 m im Grund.
- Literatur (Auswahl)
- ars sacra. Kirchliche Kunst im Erzbistum Köln 1945 bis 1964, Ausstellungskatalog Köln 1964, Nr. 5, 6.
- Art sacré contemporain dans l’Archidiocèse de Cologne 1945-1962, Ausstellungskatalog Paris 1962, Nr. 1.
- Erzbistum Köln (Hg.): Neue Kirchen im Erzbistum Köln 1955-1995. Bd. I, Köln 1995, 121, 269-272.
- Josef Herberg (Hg.): Kirchen in Bonn. Geschichte und Kunst der katholischen Pfarreien und Gotteshäuser, Petersberg 2011, 32-34.
- Birgit Kastner: Die Kirche St. Franziskus: Zelt, Schiff, Vision, in: Kirchen der Nordstadt. St. Helena, St. Franziskus, Lukaskirche. Architekturführer der Werkstatt Baukultur Bonn (www.baukultur-bonn.de), Bd. 8, Bonn 2017, 29-42.
- Birgit Kastner: Die Sakralbauten des Kölner Architekten Karl Band (1900-1995), Inaugural-Dissertation, Bonn 2012, Bd. I, 290-294, 313 f.; Bd. II, 180-182.
- Birgit Kastner: Vom Mittelalter zur Moderne. Die Kirchenbauten von Karl Band in Köln und im Rheinland, Worms 2013, 170-175.
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