Braunschweig
St. Albertus Magnus
Brucknerstraße 6
38106 Braunschweig
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Informationen
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Bitte im Pfarrbüro erfragen! Anschrift Pfarramt Gemeinde St. Albertus Magnus
Brucknerstraße 6
38106 Braunschweig
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Öffnungszeiten Pfarramt MO - FR: 8.30 - 12.00 Uhr
Gottesdienstzeiten Kirche Die aktuellen Gottesdienstzeiten können online eingesehen werden: www.dominikaner-braunschweig.de/gottesdienste.
Kirchen im Norden
Eine kunstvolle Baustelle
„St. Albertus Magnus, errichtet 1958, ist nun schon seit fast einem halben Jahrhundert fertig. Gleichzeitig aber wird weiter gebaut.“ Der Braunschweiger Dominikaner Johannes Witte begreift seine Kirche in einer Predigt von 2006 als fortlaufendes Projekt. Seit Mitte der 1980er Jahre wird der klare moderne Gottesdienstraum stufenweise zum ausdrucksstarken zeitgenössischen Kunstraum umgewandelt. Eine Entwicklung, die dem Architekten der Nachkriegskirche Hans Joachim Lohmeyer wohl gefallen hätte, knüpfte er doch 1958 mit seiner Betonskelettkonstruktion deutlich an die Gotik an. Und damals war ein Kirchenbau bekanntlich ein generations- und jahrhunderteübergreifendes Vorhaben.
- ÜberblickOrt
Braunschweig
Bistum
Bistum Hildesheim
Name der Kirche
St. Albertus Magnus
Weihe
1958 (10. August)
Architekt
Hans Joachim Lohmeyer
Künstler
Gisela Bär, Josef Hauke, Jean Ipoustéguy, Menashe Kadishman, Claus Kilian, Edith Peres-Lethmate, Wilhelm Polders, Ingema Reuter, Gerd WinnerBesonderheit
Die Kirche und ihre Ausstattung schlagen eine bemerkenswerte Brücke zwischen mittelalterlicher Ordenstradition und modernem Neuanfang, zwischen Kloster- und Gemeindenutzung, zwischen Ursprungsgestalt und Neubelebung.
Nutzung
Kloster- und Pfarrkirche
Standort / Städtebau
Im Nordosten von Braunschweig, an der Kreuzung von Brucknerstraße (Hagenring) und Hans-Sommer-Straße (Rebenring), liegt St. Albertus Magnus. Die Kirche wird überragt vom Campanile, nach Süden ergänzt um Klosterbauten und umgeben von Universitätsgebäuden bzw. zeilenförmiger Wohnbebauung. - Beschreibung
Grundriss
Der Grundriss der Kirche St. Albertus Magnus erstreckt sich von Nordwesten nach Südosten. Seine längsrechteckige Grundform läuft nach Südosten, zum Altarraum hin, konisch zu. Beide Stirnwände sind leicht nach außen geknickt. Auf Höhe des Altarraums erweitert sich der Grundriss nach Norden und Süden zum kurzen Querhaus. Der durch einen Gang angebundene Campanile ist im Nordwesten zur Seite gestellt, die Marienkapelle (ehemals Taufkapelle) wurde auf achteckigem Grundriss im Süden angeschlossen, die Klosterbauten folgen ebenfalls nach Süden.
Außenbau
Kirche und Campanile präsentieren sich als hell gefasste Betonskelettkonstruktionen mit roter Backsteinausfachung. Netzartige Betonfenster öffnen den Kirchenbau nach Westen über dem Hauptportal, als Oberlicht an den Längswänden und wandhoch an der nördlichen Stirnseite des Querhauses. Kirche und Campanile werden je von einem Satteldach, die Marienkapelle von einem Zeltdach bekrönt.
Innenraum
Der Kirchenraum von St. Albertus Magnus öffnet sich als dreischiffige Halle. Nach oben verbinden sich die Betonstreben zu einer gewölbeähnlichen, netzförmigen Deckenstruktur, deren Felder mit Holz verkleidet sind. Der Orgelempore im Nordwesten liegt, vermittelt über den Mittelgang zwischen zwei Bankblöcken, die leicht erhöhte Altarinsel im Südosten gegenüber. Der freistehende Altartisch wird nach Norden vom Tabernakel, nach Süden vom Ambo gerahmt, zu beiden Seiten durch Querhausemporen begleitet.
- Liturgie und Raum
In wenigen Jahren stieg der Anteil an Katholiken in Braunschweig von 2 Prozent vor auf 14 Prozent nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor diesem Hintergrund kehrten die Dominikaner nach 1947 stufenweise in die Stadt zurück, um sich der Predigttätigkeit, der Akademiker- und Studentenseelsorge zu widmen. Mitte der 1980er Jahre öffnete man St. Albertus Magnus, Kloster- und Gemeindekirche zugleich, gestalterisch neu. Um den Gemeinschaftscharakter der Messe zu betonen, entfernte man die letzten beiden Altarstufen und zog den neuen Altar näher an die Gemeinde, versetzte den Tabernakel vom Altar auf eine Stele seitlich davor und entfernte die Seitenaltäre. Neue Ausstattungsstücke wie das dreifach wandelbare Altarbild „Kreuztrilogie Rosenkranz“ von Gerd Winner bezogen sich eng auf die liturgischen Farben und Festzeiten. Diese künstlerische Neubelebung des bestehenden Raums wurde von der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst 1994 ausgezeichnet als „beispielhafte innovative Lösung“. Mit Angeboten wie „Kunst im Kloster“, „Kino im Kloster“ oder „Orgelausklang“ ist der Standort heute ein fester Bestandteil der kulturellen Landschaft Braunschweigs.
- Ausstattung
Zur Erstausstattung bis 1963 zählten ein steinerner Tischaltar nach Entwürfen des Architekten Hans Joachim Lohmeyer (1987 ersetzt), der mit Silber ummantelte, mit Emails und Begkristallen besetzte Tabernakel des Kevelaer Goldschmieds Wilhelm Polders III (heute seitlich des neuen Altars), das Altarkreuz ebenfalls von Polders (heute noch im Konvent greifbar), die Schutzmantelmadonna von Josef Hauke (heute an eine kroatische Gemeinde abgegeben), der Kreramikkreuzweg von Edith Peres-Lethmate sowie zwei frühe Werke des Künstlers Gerd Winner, der Osterleuchter und zwei Kupferreliefs für die Ambonen. Um 1971 schuf der Braunschweiger (Glas-)Maler Claus Kilian für die neue Kapelle den Taufbrunnen und die Fenster. Von ihm stammt auch das Betonglasfenster über dem Hauptportal (1980/81) und die Fenster der Werktagskapelle.
In den 1980er und 1990er Jahren wurde die Kirche durch Gerd Winner umfassend neu gestaltet: Altar, Ambo, Tabernakelstele, Lesepult, Sedilien, Weihwasserbecken, Osterleuchter, Kerzenleuchter, Blumenvasen, Vortragekreuz, das dreifach wandelbare Kreuzesbild im Altarraum und die Kreuzwegstationen im Schiff. Winners Frau, die Künstlerin Ingema Reuter, schuf die Bildserie „Marienvariationen“. Gemeinsam statten sie 1993 die neue Marienkapelle aus, der Taufbrunnen von Claus Kilian wurde zerschlagen. 2002 kam eine Mühleisen-Orgel hinzu, deren Prospekt Winner ebenso entwarf wie das neue Hauptportal (2009). Im Außenbereich ergänzte man um 2000 die Stahlplastiken „Pietà“ von Menashe Kadishman und „Porte du ciel“ von Jean Ipoustéguy. Die bronzene Figur des Albertus Magnus von Gisela Bär aus dem Jahr 1976 steht heute, sichtbar durch ein Glastür, im Innenbereich der Pfarrverwaltung.
- Von der Idee zum Bau
Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich die Dominikaner, die man in der Reformation der Stadt verwiesen hatte, wieder in Braunschweig an. In der Brucknerstraße startete der Architekt Hans Joachim Lohmeyer 1956 die Bauarbeiten für die neue Niederlassung: Das Kloster konnte am 1. November 1957 bezogen, St. Albertus Magnus am 10. August 1958 geweiht werden. Im selben Jahr erhielt die zugehörige katholische Gemeinde ihre Selbstständigkeit. 1970 erhob man sie zur Pfarrei, bis 1972 erweiterte man die Klosterbauten und ergänzte im Süden eine Taufkapelle, 1986 wandelte man Teile der Anlage zur Tagungsstätte um. Mitte der 1980er Jahre wurde die Kirche liturgisch neu geordnet, künstlerisch neu ausgestattet und die Tauf- zur Marienkapelle erweitert. Zuletzt gestaltete man 2009 mit dem Vorplatz auch das Kirchenportal um.
- Der Architekt Hans Joachim Lohmeyer
Hans Joachim Lohmeyer wurde am 27. April 1913 in Köln geboren. Hier betrieb er ab 1946 ein eigenes Architekturbüro, mit dem er sich vor allem durch Büro-, Verwaltungs- und Schulbauten einen Namen machte. Für die ersten Nachkriegsjahre kann beispielhaft das Kölner Büro- und Geschäftshaus am Kardinal-Höffner-Platz 1 (heute Verkehrsamt der Stadt) aus dem Jahr 1955 genannt werden, für das er eine klare Fassadengliederung im Sinn einer gemäßigten Moderne mit dynamisch geschwungenen Formen im Inneren verband.
Lohmeyer pflegte einen engen Austausch mit den Handwerkern ebenso wie mit rheinischen Kirchbaugrößen seiner Zeit wie Gottfried Böhm und Hans Schaller. Bereits einige Jahre vor St. Albertus Magnus in Braunschweig hatte Lohmeyer in Köln für die Dominikaner gearbeitet, wo er den modernen Wiederaufbau der Klosterkirche (1952) in der Lindenstraße übernahm. Aus seinem Spätwerk sticht die zentralisierende Hl.-Geist-Kirche (1976) in Nümbrecht auf achteckigem Grundriss heraus. Hans Joachim Lohmeyer verstarb am 22. Februar 1980 in Köln im Alter von 66 Jahren.
- Literatur (Auswahl)
- Ulrich Engel: Gerd Winners „Kreuztrilogie Rosenkranz“ in der Dominikanerkirche Braunschweig, in: Das Münster 43, 1990, 1, 45-47.
- Wolfram Hagspiel/Dorothea Heiermann: Köln, Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvorortes, einschließlich der Villengebiete von Bayenthal, 2 Bd.e, Köln 1996.
- Christof Römer: Die Dominikaner in Braunschweig. Vom mittelalterlichen Paulinerkloster zum St.-Albertus-Magnus-Kloster. Ein Beitrag zum Albertus-Magnus-Jahr 1980 (Veröffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums 25), Katalog, Braunschweig 1980.
- Johannes Witte: Hans Lohmeyer. Kirche und Kloster. Der Kirchenraum – eine Kraft die strukturiert. Predigt, Braunschweig 2006 (Abrufdatum: 15. Januar 2018, www.dominikaner-braunschweig.de/unser-kloster/kirche-und-kloster).
- Johannes Zahlten u. a.: St. Albertus Magnus. Dominikaner in Braunschweig, Hildesheim/Lamspringe 2008.
- BGV Hildesheim, Kunstinventar: St. Albertus Magnus, Christian Schulz, 2017/18.
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