Burglengenfeld

St. Josef

Anschrift Kirche
Johann-Baptist-Mayer-Straße 11-13
93133 Burglengenfeld
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Bitte im Pfarrbüro erfragen!
    Anschrift Pfarramt Pfarrei St. Josef
    Johann-Baptist-Mayer-Straße 11-13
    93133 Burglengenfeld
    09471/ 6255
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    Zur Webseite
    Öffnungszeiten Pfarramt MI: 09.00–11.00 Uhr
    1., 3. & 5. FR im Monat: 16.00 - 18.00 Uhr (Sep-Mai)
    1., 3. & 5. FR im Monat: 17.00 - 19.00 Uhr (Juni-Aug)
    sonstige FR: 09.00–11.00 Uhr
    Gottesdienstzeiten Kirche Die Gottesdienstzeiten können online abgerufen werden unter: www.st-josef-burglengenfeld.de
    Kirchen im Süden

Knotenpunkt im weiten Raum

Modern mutet die Gestaltung des Pfarrzentrums St. Josef für eine oberpfälzische Kleinstadt schon an. Ein lichter, eingewachsener Baumbestand lädt den Besucher ein, den Kirchhof zu betreten. Natur und Architektur sind in der modernen, offenen Konstruktionsweise miteinander verbunden. Überall finden sich warme und naturverbundene Materialien – der Pflasterbelag; die schlanken hölzernen Säulen; der warme Grundton des Schieferbodens im Inneren der Bauten. Man kann sich dem fließenden Licht und der großzügigen Weite, die einem allerorten begegnet, nicht entziehen…

  • Überblick
    Ort
    Burglengenfeld

    Bistum
    Bistum Regensburg

    Name der Kirche
    St. Josef

    Weihe
    1979 (6. Mai)

    Architekt
    Franz Kießling

    Künstler
    Josef Oberberger, Blasius Gerg, Hermann Jünger, Otto Baumann, Heribert Krotter
    Besonderheit
    Vielfach preisgekrönt, begeistert die zeittypische Architektur des Pfarrkomplexes durch höchste Ansprüche an moderne Konstruktion, Raumästhetik und pastorale Nutzung.

    Nutzung
    Pfarrkirche der Pfarreiengemeinschaft St. Josef Burglengenfeld und Dietldorf

    Standort / Städtebau
    Der Komplex aus Kirche und Pfarrzentrum befindet sich inmitten der Siedlung „Am Sand“ im südöstlichen Stadtteil Sand. Große Freiflächenareale des Grundstücks lassen die Anlage deutlich aus der Siedlungsbebauung heraustreten, ohne ihr einen zu exponierten Charakter zu geben.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Burglengenfeld | St. Josef | Grundriss

    Der gesamte Baukomplex ist nach der Straßenlage ausgerichtet. Die Altarseite des querrechteckig angelegten Kirchenraums liegt daher im Norden. Von Zwischenwänden freigehalten, ist dieser anhand seiner Einrichtung klar in verschiedene liturgische Zonen eingeteilt. Einzig die auf halber Strecke in den Kirchenraum hineingezogene Südwand zur Abtrennung des Vorraums scheidet einen eigenen Nischenbereich aus. Eingangszone und Nische für Orgel und Sängerchor sind gegenüber dem Kircheninneren um eine Stufe erhöht. Der Hauptraum ist vom Kirchengestühl in drei großen Blöcken ausgefüllt, wobei die seitlichen Blöcke diagonal angeordnet sind. Längs der Nordwand reihen sich Taufstein, Altarinsel und Andachtsstele in einer liturgischen Achse. Die Türen der Ostwand führen in die Sakristei sowie zu Beichträumen, welche in die Wand zwischen Hauptraum und Sakristei integriert sind. An der Ostwand, zwischen Sakristei und Pfarrgebäude, findet sich ein mehrstufig abgesenkter Freiplatz für besondere Gottesdienstfeiern.

     

    Außenbau

    Burglengenfeld | St. Josef | Außenbau | Foto: Frank Bachfischer

    Das Pfarrzentrum setzt sich aus freistehendem Glockenturm, Kirchenraum und Pfarrhaus zusammen, die einander im rechten Winkel zugeordnet sind. Zwischen den Gebäuden erstreckt sich ein Kirchhof, der zum Teil gepflastert ist, zum Teil einen lichten Baumbestand besitzt. Das Kirchengebäude ist mit einem zum Hof abfallenden Pultdach gedeckt, das in eine Flachdachstufe längs der Eingangsseite übergeht. Diese wiederum überdeckt einen offenen Säulengang, der dem eigentlichen Baukörper vorgelegt ist. Atriumartig folgt er dem rechten Winkel des Platzes. Ein Materialwechsel zwischen heller Kalksandsteinwand im Ziegelverbund und warmbraun patinierter Holzverkleidung aus amerikanischem Redwood – horizontal im Bereich des Säulengangs, vertikal an den Giebelseiten – differenziert zwischen der rundumlaufenden Sockelzone der Kirchenwände und der Dachzone. Diese bildet an der Hochfront der Altarseite mit den der Verglasung vorgelegten, quadratischen Lamellenfeldern aus Holz eine optische Einheit.
    Der Glockenturm ist als Raumfachwerk im MERO-System aus Stahlrohren errichtet, die mittels sphärischer Knotenpunkte verbunden werden. Das Geläut befindet sich in dem oben eingehängten Holzgehäuse, dessen Material eine optische Verbindung zum Kirchengebäude schafft.

     

    Innenraum

    Burglengenfeld | St. Josef | Innenraum | Foto: Frank Bachfischer

    Der Raum begegnet dem Eintretenden mit lichter Weite und naturverbundenen Materialien. Durch die großzügige, bodentief verglaste Eingangshalle ist auch der Zutritt zum seitlich angegliederten Foyer des Pfarrhauses möglich. Ein längs der Westseite verlaufendes Fensterband unterhalb des offenen Dachgestühls verbindet die Eingangshalle optisch mit der diagonal gegenüber liegenden, bodentief durchfensterten Taufzone sowie der von hölzernen Lamellen diffus durchlichteten, bis zur Decke verglasten Wand hinter dem Altar. Die Material- und Lichtwechsel verleihen der Raumarchitektur einen subtilen Rhythmus, der die verschiedenen liturgischen Bereiche akzentuiert. Das gen Norden ansteigende Dachniveau verweist zusammen mit dem besonders inszenierten Lichteinfall auf die sich dort über die gesamte Raumbreite aufspannende liturgische Achse. Den Bodenbelag bilden großformatige, quadratisch zugeschnittene Schieferplatten. Ein Wechsel in Tonigkeit und Format der Platten markiert den Übergang vom Gemeinderaum zur zweistufig erhöhten Altarinsel. Der Orgelprospekt ist mittig an der westlichen Kirchenwand angebracht.

  • Liturgie und Raum

    Burglengenfeld | St. Josef | Inennraum zur Bauzeit | Bild: Gaupp Architekten

    Längs der Nordwand sind von West nach Ost Taufstein, Altarinsel mit Ambo, Altarblock, Sakramentshäuschen und Tabernakelstele sowie eine weitere Stele für eine Andachtsfigur und der in die Wand eingelassene, zweite Tabernakel für die heiligen Öle aufgereiht. Die liturgischen Bereiche des gesamten Raums werden durch Wechsel in Material und Konstruktion markiert. So ist der Taufbereich über Eck als „Lichtzelle“ (Friedrich Fuchs) verglast, während die Wand unmittelbar hinter dem Altar geschlossen ist. Die lamellenverschattete Glaszone setzt oberhalb der umlaufenden Wandzone an. Verglaste und verschattete Bereiche liegen sich in Nord und Süd bzw. diagonal im Wechsel gegenüber. Es entsteht eine konzentrierte Organisation des Einheitsraums. Die offene Fachwerkträgerkonstruktion aus Holz und Stahl der Deckenzone begleitet die notwendige Steigerung von Eintreten und Privatandacht über die gemeinschaftliche Versammlung bis zum liturgischen Zentrum. Kirchenraum und Pfarrzentrum sind durch eine Glastür im Vorraum direkt miteinander verbunden. Die einheitliche Materialität unterstreicht die pastorale Zusammengehörigkeit der beiden Bereiche.

  • Ausstattung

    Burglengenfeld | St. Josef | Taufnische | Foto: Frank Bachfischer

    Altar, Ambo, Tabernakel und Taufstein sind nach Entwürfen des Architekten gefertigt. Die Tabernakelstele ist einer aufrecht stehenden Schriftrolle nachempfunden. Der Goldschmied Hermann Jünger (1928-2008) aus München entwarf das Altarkreuz mit zugehörigem Sakramentsgehäuse und sieben Kerzenhaltern an der Wand hinter dem Altar. Über dem Altar hängt ein 1986 in die Kirche gekommenes, monumentales Triumphkreuz des Münchner Bildhauers Blasius Gerg (1927-2007). Der an den Seitenwänden des Kirchenraums aufgehängte Aquarellzyklus „Blaue Passion“ ist ein Spätwerk des Regensburger Grafikkünstlers Otto Baumann (1901-1992). Die leicht verblassten Bilder zeigen neben den 14 mit kleinen Stahlkreuzen gekennzeichneten Kreuzwegstationen vier weitere Szenen aus der Vita Christi. Vor den Glasfenstern um den Taufstein sind zwei großformatige Glasbilder Josef Oberbergers (1905-1992), ebenfalls aus München stammend, aufgestellt. Sie zeigen in kräftigen Gelb-Goldtönen den hl. Josef mit Christuskind sowie eine abstrakte Kreisform. An der Südwand zur Sakristei findet sich ein Wandkreuz Heribert Krotters aus dem Jahr 2000. Krotter stellte in jenem Jahr eine größere Anzahl seiner Werke im Pfarrzentrum St. Josef aus. Das der Gemeinde verbliebene, gleichschenklige Holzbalken-Kreuz mit fünf aufgenagelten Pfirsichkernen wird von vier dunkel grundierten Quadratfeldern eingefasst, auf die in je 12 Reihen je 144 Kirschkerne aufgebracht sind. Zahlensymbolik und Materialien erlauben vielschichtige exegetische wie intuitive Deutungen, die allesamt auf die christliche Ambivalenz zwischen Schuld und Erlösung verweisen.

  • Von der Idee zum Bau

    Burglengenfeld | St. Josef | Modell | Bild: Gaupp Architekten

    2019 feiert die Gemeinde „Am Sand“ ihr 40-jähriges Pfarrjubiläum. Anfang der 1970er Jahre führte der wachsende Siedlungsausbau des Ortsteils Sand zum Ankauf eines Grundstücks und 1974 zur Gründung einer zweiten Pfarrei. Aus fünf Plangutachten wählte man den Entwurf des Architekten Franz Kießling aus. Vorgesehen war ein Komplex aus Kirche, Pfarrhaus und Kindergarten. Während der Bauarbeiten bereitete der Baugrund jedoch Schwierigkeiten, weswegen der Kindergarten nicht realisiert wurde. Nach der Grundsteinlegung 1977 konnte die Kirche im Mai 1979 geweiht werden. Kießling, ein Schüler und Assistent des Münchner Architekturprofessors Hans Döllgast (1891-1974), setzte in stringent moderner Bau- und Konstruktionsweise zeitgemäße liturgische wie pastorale Ansprüche um. Die hohen Maßstäbe an Sorgfalt und Qualität trugen dem Bau in den 1980er Jahren zahlreiche Preise ein. Kießling beschränkte sich auf wenige Materialien, die in Haptik und Optik fein auf die Raumkonstruktion abgestimmt sind. Den Betonwänden sind innen und außen Quader aus Kalksandstein vorgeblendet – der Betonkern wird an wenigen Türrahmungen im Inneren sichtbar gemacht. Für die Dachkonstruktion und die Säulenstellung des Außenbereichs wählte man amerikanisches Redwood, die Fußböden in Kirchenraum und Pfarrzentrum sind mit brauntonigen Schieferplatten belegt. Bemerkenswert ist noch die Konstruktion des Glockenturms aus MERO-Raumfachwerk, das im nahen München auch das Rauminnere des ökumenischen Zentrums im Olympiadorf prägt.

  • Der Architekt

    Burglengenfeld | St. Josef | Kirchhof | Foto: Frank Bachfischer

    Franz Kießling BDA, * 1925 in Regensburg, + 2013 in Starnberg, erwarb 1949 an der TU München sein Architekturdiplom. 1951 bis 1957 war er Assistent am Lehrstuhl von Hans Döllgast. Er arbeitete auch in dessen Architekturbüro, bis er sich in München selbstständig machte. Kießling war aktives Mitglied des BDA München-Oberbayern und des Münchner Forums. Er erwarb sich früh Anerkennungen mit seinen Entwürfen für moderne landwirtschaftliche Güter nach Vorbild zeitgemäßer Industrieanlagen. Seit den 1960er Jahren entwarf Kießling – das Vorbild seines Lehrers aufgreifend – auch Bauten für geistliche Auftraggeber, etwa Klosteranbauten, Kindergärten, Schwestern- und Altenheimen. Die Pfarrkirche St. Josef in Sachsen bei Ansbach (1964-66) dürfte sein frühester realisierter Kirchenneubau sein. St. Josef in Burglengenfeld zeichnet sich im Gegensatz zur Ansbacher Kirche, die als Solitär in der Landschaft steht, durch die feingliedrige Organisation eines zeitgemäßen Pfarrkomplexes aus. Die moderne Konstruktionsweise des Projekts und das hohe Maß an Sorgfalt wurden mit zahlreichen Preisen geehrt. 1982 erhielt es den Jahrespreis des BDA, 1983 den Deutschen Holzbaupreis sowie eine Anerkennung zum Deutschen Architekturpreis und 1984 eine Anerkennung zum Mies van der Rohe Preis. Kießling strebte in seinem architektonischen Werk danach, Fortschritt und Menschsein gleichermaßen zu berücksichtigen. Seine Bauten vereinen sichtbar einen Sinn für Raumästhetik mit naturnahen Materialien, in denen sich der Bezug des Menschen zu seiner Umgebung wiederfinden kann.

  • Literatur (Auswahl)
    • Architekturzirkel Schwandorf e.V.: 4. Architekt.Our, in: Mittelbayrische vom 6.10.2006 (Abruf: 180919).
    • Hans Busso von Busse: Franz Kießling 85 Jahre, in: BDA Informationen 1-10, 50-53 (Abruf: 180919).
    • Friedrich Fuchs: St. Josef in Burglengenfeld. Ein hochrangiges Beispiel moderner Kirchenbaukunst; zur Gründungsgeschichte der Pfarrei St. Josef „am Sand“, in: Jahresband zur Kultur und Geschichte im Landkreis Schwandorf 20/21.2009/2010 (2010), 51-60.
    • Jürgen Joedicke (Hrsg.): Architektur in Deutschland ’83 – Deutscher Architekturpreis 1983, Stuttgart 1984, 56-62.
    • Regensburg Dommuseum: Ausstellung Moderner Sakralbau 2013: Mittelbayrische vom 1.03.2013 online (Abruf: 180919).
    • Thomas Rieke: 40 Jahre Pfarrzentrum St. Josef: Mittelbayrische vom 29.04.2019 online (Abruf: 180919).
    • Hans Wichmann (Hrsg.): Kirche heute: Architektur und Gerät Süddeutscher Raum, München 1984, 56f.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt, sie werden beim Klick auf das jeweilige Bild sichtbar.

Text: Dr. Manuela Klauser, Siegertsbrunn (online seit 10/2019)

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