Dülmen
Heilig Kreuz
Lüdinghauser Straße 59
48249 Dülmen
-
Informationen
Kontakt / Öffnungszeiten Kirche E-Mail
Zur Webseite
MO-SO: 10.00 Uhr - 17.00 Uhr
im Sommer täglich bis 18.00 Uhr.
Schlüssel außerdem beim Pfarrbüro Hl. Kreuz ausleihbar! Anschrift Pfarramt Pfarramt Heilig Kreuz
An der Kreuzkirche 10
48249 Dülmen
02594 2126
E-Mail
Zur Webseite
Öffnungszeiten Pfarramt MO - FR: 10.00 Uhr - 12.00 Uhr
MO, DI, DO: 14.00 Uhr - 18.00 Uhr
FR: 14.00 Uhr - 16.30 Uhr
Gottesdienstzeiten Kirche Die Gottesdienstzeiten können eingesehen werden unter: www.heilig-kreuz-duelmen.de/gemeinde/gottesdienste.html
Kirchen im Westen
Großer Auftritt für das Licht
Bodenständig, massiv – so präsentiert sich Heilig Kreuz dem Betrachter nach außen: mit einer rustikalen Sandsteinverkleidung, einem einfachen Glockenturm und einer traditionellen Fensterrose. Typisch? Durchschnittlich? Von wegen! Denn was sich beim Betreten des Gebäudes bietet, ist einfach spektakulär. Die Größe des Raumes und die innovative Lichtführung beeindrucken, ja muten fast theaterhaft an. Ebenso bemerkenswert ist die 2004/05 neu geschaffene Altarinsel: Heutige Bedürfnisse an einen Gottesdienstraum und die ursprüngliche Konzeption des Architekten Dominikus Böhm wurden hier auf vorbildhafte Weise zusammengeführt. Eine künstlerische und liturgische Einheit ist entstanden. Geradezu als ob es nie anders gewesen wäre.
- ÜberblickOrt
Dülmen
Bistum
Bistum Münster
Name der Kirche
Heilig Kreuz
Weihe
1938 (16. November)
Architekt
Dominikus Böhm
Künstler
Gottfried Böhm, Hein WimmerBesonderheit
Dramatische Inszenierung des Sakralen durch Staffelung des Raumkörpers und der Lichtführung
Nutzung
Pfarrkirche und Gedenkstätte der seligen Anna Katharina Emmerick
Standort / Städtebau
Die Heilig Kreuz- Kirche steht auf einem Eckgrundstück zur Lüdinghausener Straße. Durch den großen Vorplatz, eingefasst durch eine niedrige Werksteinmauer, hat der Bau eine monumentale Wirkung. - BeschreibungGrundriss
Die Heilig-Kreuz-Kirche in Dülmen gehört zu den bedeutendsten Kirchenbauten der Moderne in Westfalen. Ihr Grundriss zeigt einen einfachen stützenlosen Saal mit einem quadratischen Anbau im Osten und einem auf der Nordostseite angestellten Turm auf quadratischem Grundriss. Eine Taufkapelle auf kreisrundem Grundriss schloss sich ehemals über einen kurzen Verbindungsgang im Südwesten an die Kirche an. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Außenbau
Der Außenbau erscheint wenig spektakulär. Roh behauenes, kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk verleiht ihm Schwere, lässt den Bau fast abweisend wirken. Ein Ort des Rückzugs und der Sammlung. Durch die gestalterische Zurückhaltung fügt sich der Bau harmonisch in seine münsterländische Umgebung ein. Wie eine große Scheune wächst er mit seiner einfachen westlichen Eingangsfassade ohne Sockel aus dem Boden. Dabei wird die Westfassade beherrscht von einer neun Meter großen Fensterrose, die achsial über dem Hauptportal liegt.
Innenraum
Der stützenlose Innenraum beeindruckt durch seine kubische Schlichtheit und Monumentalität. Weißes Licht durchflutet ihn, steigert sich nach Osten hin. Seit einer Neugestaltung (2004/05) vereint der Saalbau Gemeinderaum und Altarinsel. Ursprünglich lag der Altar auf dem sich über 14 Stufen erhebenden Hochchor, den heute ein schlankes Kreuz krönt – wirkungsvoll wird es vor der Lichtwand dahinter in Szene gesetzt. Hier öffnet sich der Saal wie ein Triumphbogen zum hellsten Ort der Kirche, der vertieft liegenden Grabkapelle der seligen Anna Katharina Emmerick. Was im Grundriss als traditioneller quadratischer Chor erscheint, ist ein über die gesamte Höhe zum Hauptschiff geöffneter Raum.
Die unterschiedlichen Höhenniveaus des Innenraums gliedern den Saal und machen die Funktionsräume sichtbar. Die hohe Kassettendecke, die alles zu einer Einheit zusammenfasst, verleiht dem Bau sein spezielles Gepräge.
- Liturgie und Raum
Die Umgestaltung von 2004/05 hat das ursprüngliche liturgische Konzept der Kirche verändert. Der Altar steht nicht mehr wie früher auf dem alles überragenden Stufenberg, sondern auf einer nur wenig erhöhten Insel inmitten der Gemeinde, die auf diese Weise nun unmittelbar am Gottesdienst teilnehmen kann.
An die Stelle der klassischen Wegekirche, in der alles auf den Altar als liturgisches Zentrum ausgerichtet ist, ist ein anderes Konzept getreten. Das Kreuz auf dem Stufenberg ist nun zum Zielpunkt des Raumes geworden. Der dahinter liegende Lichtraum, zu dem das Kreuz den Zugang bildet, macht sichtbar, was die Kirche am Fest der Kreuzerhöhung (14. September) in der Liturgie formuliert: „Wir rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus. In ihm ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben. Durch ihn sind wir erlöst und befreit.“
- Ausstattung
Mit christlicher Zahlensymbolik spielt die Altarinsel (2004/05): Die große Altarplatte aus römischem Travertinkalkstein wird nach außen hin von zwölf, der Ambo von vier massiven Eichenholzpfosten getragen – in Anlehnung an die zwölf Jünger beim Letzten Abendmahl und die vier Evangelisten als Verkündiger des Wortes Gottes. Zu dem Ensemble gehört auch der Vorstehersitz.
Den Tabernakel schmückt ein Relief mit einer Darstellung des Letzten Abendmahles. Ursprünglich krönte er den alten Zelebrationsaltar, welcher sich auf dem Stufenberg anstelle des Kreuzes befand.
Ein weiterer liturgischer Ort befindet sich in der Krypta unter dem Stufenberg: das kreisrunde Taufbecken. Nach der Zerstörung der südlich gelegenen Taufkapelle im Zweiten Weltkrieg hat es hiermit einen neuen eigenen Feierraum erhalten.
Das große Rosenfenster der Westseite wurde von Dominikus Böhm selbst entworfen (1937) und zeigt eine ornamentale Gestaltung. Auf der Südseite der ehemaligen Altarbühne sind in den drei Fensterlamellen musizierende Engel (1945) zu sehen. Entworfen wurden sie von Böhms Sohn Gottfried (geb. 1920).
Zu den herausragenden liturgischen Ausstattungsstücken gehören weiterhin die Monstranz (1938) von Hein Wimmer (1902-1986) und das Kreuzreliquiar (1937) von J. C. Osthues. Beide wurden von Mitgliedern der Gemeinde von Heilig Kreuz gestiftet.
- Von der Idee zum Bau
Das Anwachsen der Stadt Dülmen in den 1920er und 1930er Jahren machte den Bau einer zweiten Pfarrkirche erforderlich, welche eine Gedenkstätte für die selige Anna Katharina Emmerick (1774-1824, Seligsprechung 2004) integrieren sollte. Zu diesem Zweck schrieb das Pfarramt Dülmen einen Wettbewerb aus, bei dem man einen „besonderen Wert […] auf den sakralen wie auch den münsterländisch-bodenständigen Charakter der Architektur“ legte. Daher ist die Stahlbeton-Skelettkonstruktion mit grün-grauem Sandsteinmauerwerk verblendet. Dominikus Böhm konnte 1936 den Wettbewerb aufgrund seines innovativen Entwurfs für sich entscheiden. Zwei Jahre nach Baubeginn erfolgte am 16. November 1938 die Weihe der Pfarrkirche durch Bischof Clemens August Graf von Galen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche beschädigt. Man verzichtete anschließend auf den Wiederaufbau der südlich gelegenen Taufkapelle. Auch die Eingangsfassade erfuhr durch eine Reduktion der Portale – ursprünglich waren es fünf – eine Umgestaltung. In den Jahren 1971-1974 wurde das Innere durch die Verlegung von Altar und Ambo vor die erhöhte Chorbühne umgestaltet. Die heutige Altarinsel ist Ergebnis der letzten Renovierung (2004/05, Entwurf von F. J. Feja und P. Kemper, Recklinghausen). Die heutigen Lampen interpretieren die ursprünglichen in moderner, klarer Form neu.
- Der Architekt Dominikus Böhm
Dominikus Böhm (1880-1955) hat eine Reihe Aufsehen erregender Kirchenbauten hinterlassen. Als Sohn einer Bauunternehmerfamilie schien sein Werdegang vorgezeichnet. Nach einer Ausbildung an der Baugewerkeschule in Augsburg (1896-1900), wo er bei dem Architekten Theodor Fischer studierte, wurde er Zeichenlehrer an der Baugewerkeschule in Bingen am Rhein. Hier eröffnete er sein erstes Architekturbüro. 1908 wurde er an die Technischen Lehranstalten für Baukonstruktion und Baulehre in Offenbach am Main berufen, wo er bis 1926 auch an gemeinsamen Projekten mit den Architekten Martin Weber und Rudolf Schwarz arbeitete. Seine Tätigkeit an den Kölner Werkschulen ab 1926 musste er in der Zeit des Zweiten Weltkrieges aufgeben. Während der NS-Zeit hatte er vor allem kirchliche Auftraggeber. Anschließend gründete er zusammen mit seinem Sohn Gottfried Böhm ein Architekturbüro in Köln.
Seine zahlreichen Kirchenbauten machten Dominikus Böhm bekannt. Durch seinen Kontakt mit der Liturgischen Bewegung zeigen viele eine formale Gestaltung, welche die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) vorweg zu nehmen scheinen. In seinen Bauten ist die Gemeinde in die Liturgie einbezogen. Daneben zeichnen sich seine höchst unterschiedlichen Kirchenbauten durch den Einsatz modernster Techniken und Materialien aus. So führte er beispielsweise den Eisenbeton als Material in den Kirchenbau ein. Im Verlauf seines Schaffens wurden seine Ausführungen immer straffer, in der Form sparsamer. Mauermassen wurden immer eindrucksvoller, der Raum eindeutiger und geschlossener.
- Literatur (Auswahl)
- Clemens Engling: Kirchenführer Heilig Kreuz Dülmen, Dülmen 1991.
- Thomas Frings: Gestaltete Umbrüche. Kirchen im Bistum Münster zwischen Neugestaltung und Umnutzung, Münster 2007, S. 62-67.
- Gott treibt Geometrie, in: Der Spiegel 52/1953 vom 23. Dezember 1953, Titelgeschichte, S. 30-37.
- August Hoff/Herbert Muck/Raimund Thoma: Dominikus Böhm, München, Zürich 1962, S. 353-357; 511 f.
- Wolfgang Voigt/Ingeborg Flagge (Hg.): Dominkus Böhm (1880-1955) (= Ausst.-Kat. Köln 2005), Tübingen, Berlin 2005, S. 154 f.
Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.