Düsseldorf-Rath

Zum Heiligen Kreuz

Anschrift Kirche
Rather Kreuzweg 43
40472 Düsseldorf-Rath
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Zur Webseite
    Vor und nach den Gottesdiensten geöffnet.
    Anschrift Pfarramt Pastoralbüro Zum Heiligen Kreuz
    Rather Kreuzweg 43
    40472 Düsseldorf-Rath
    0211 655301
    E-Mail
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    Öffnungszeiten Pfarramt Das Pastoralbüro Heilig Kreuz ist derzeit wg. Bauarbeiten geschlossen. Bitte wenden Sie sich bei Rückfragen an das Pastoralbüro St. Franziskus-Xaverius.
    Gottesdienstzeiten Kirche Die Gottesdienstzeiten und Veranstaltungstermine der Gemeine können hier online eingesehen werden: www.dem-leben-dienen.de/aktuelles/gottesdienste/.
    Kirchen im Westen

Feuer und Flamme für das Kreuz

Sie ist gewissermaßen eine Mottokirche: Vor mehr als einem halben Jahrhundert wurde Zum Heiligen Kreuz in Düsseldorf-Rath von der Kirchengemeinde St. Maria unter dem Kreuz selbständig. Daher und nicht aus dem Besitz einer Kreuzreliquie stammt also ihr Name. Im Kirchenbau von Josef Lehmbrock findet sich das mottogebende Zeichen in der Flammengestalt des Vortragekreuzes hinter dem Altar und vor allem als gleißender Lichtschleier in der Chorwand. Die diffuse Erscheinung des Kreuzes erinnert dort an die Gestalt des auffahrenden oder des verklärten Christus in Orantenhaltung. Kreuz, Flamme, Verklärung! Feuergarben sind das prägende Element der ganzen Kirche. Und so mag Heilig Kreuz dem Betrachter getrost denn auch eine Heilig Geist-Kirche sein. Dem Mysterium ist das einerlei.

  • Überblick
    Ort
    Düsseldorf-Rath

    Bistum
    Erzbistum Köln

    Name der Kirche
    Zum Heiligen Kreuz

    Weihe
    1958 (29. August)

    Architekt
    Josef Lehmbrock

    Künstler
    Günter Grote, Kurt Zimmermann
    Besonderheit
    Heilig Kreuz zeigt die für Josef Lehmbrock typische offene Rohrgitterdecke, darunter die symbolhaft perforierte Lichtschleierwand.

    Nutzung
    Pfarrkirche

    Standort / Städtebau
    Zum Heiligen Kreuz dominiert ihr städtebauliches Umfeld in keiner Weise. Die Kirche steht aus der Häuserflucht der stark befahrenen Straße Rather Kreuzweg zurückgesetzt hinter einer bescheidenen Grünanlage.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Düsseldorf-Rath | Zum Heiligen Kreuz | Grundriss

    Düsseldorf-Rath | Zum Heiligen Kreuz | Grundriss

    Die Kirche ist von organischer, also nicht im Winkel geführter Gestalt. Die Rundung aller Ecken ergibt einen von einer einzigen durchgehenden Wand umschlossenen Bau. Der Grundriss der Kirche wird meist als parabelförmig beschrieben. Er besteht allerdings, wie die meisten nach Otto Bartnings Stahl-Kirche von 1928 entstandenen Vergleichsfälle, aus einem gleichschenkligen Trapez, dessen schmalere Grundseite zur Chorwand (Apsis) gerundet ist. Die breitere Grundseite wurde in zwei nach außen gespreizte Schenkel geteilt. Zwischen ihnen befindet sich das Portal.

     

     

    Außenbau

    Düsseldorf-Rath | Zum Heiligen Kreuz | Außenbau | Foto: Florian Monheim, Krefeld

    Düsseldorf-Rath | Zum Heiligen Kreuz | Foto: Florian Monheim, Krefeld

    Wie es der Grundriss vorstellte, so erscheint der Außenbau tatsächlich in Gestalt einer einzigen durchgehenden Wand. Seine Mauer besteht aus rund 14.000 leicht vor- oder zurückgesetzten, flammenförmigen Kiesbetonsteinen. Mehrere hundert durchbrochene Steine wurden an der Portalseite zu diagonal auf den Eingang zustrebenden „Flammengarben“ gruppiert. Die Portalhalle wurde nicht vor die Umfassungswand gestellt, sondern aus ihr herausgeschnitten und das Portal selbst an die Stelle eines Windfangs in den Kirchenraum gesetzt. Auf der Umfassungswand ruht ein Flachdach, dessen leichte sphärische Krümmung dem Verlauf der Traufe folgt.

     

     

     

     

    Innenraum

    Düsseldorf-Rath | Zum Heiligen Kreuz | Innenraum | Foto: Florian Monheim, Krefeld

    Düsseldorf-Rath | Zum Heiligen Kreuz | Foto: Florian Monheim, Krefeld

    Auch im Innern bestimmt der Sichtbeton das Mauerrelief. In der Chorwand senken sich ganze Schwaden der durchbrochenen Steine wie Lichtschleier herab. Jetzt erkennt man: die Öffnungen sind mit dickem farbigem Gussglas gefüllt. Im Apsisscheitel sind sie zur Kreuzesform verdichtet. Kräftige rote Glassteine markieren die Wundmale Christi. Die offene Deckenkonstruktion besteht in einer von der Firma Mannesmann entwickelten sogenannten Tetraplatte: Hunderte miteinander verschweißte Tetraeder aus Stahlrohren bilden ein stabiles netzartiges Tragwerk für das Dach.

  • Liturgie und Raum

    Sehr ungewöhnlich für eine katholische Kirche ist, dass der Sängerchor hinter dem Altarraum wie ein Orchestergraben tief in den Boden abgesenkt wurde. Das zur Erbauungszeit geltende Diözesanrecht zum Kirchenbau empfahl eine leicht dreiseitige Umstellung des in den Raum vorgezogenen Altars. Eine vollständige Umstellung, auch durch einen Chor, galt aber als nicht geeignet, um die „eigentümliche Richtung des Opfers auf Gott im katholischen Kult auszudrücken“. Wie in Zum Heiligen Kreuz, so wurde auch in anderen Fällen diese kirchbaurechtliche Bestimmung gelegentlich umgangen, so in St. Martin in Aldenhoven (Alfons Leitl, 1949-52).

    In Düsseldorf ist aber der hinter dem Altar gelegene Chorraum darüber hinaus Ausdruck der demokratischen Gesittung, wie sie ihr Architekt Josef Lehmbrock für den Kirchenbau gefordert hatte. Das zeitgenössische Gotteshaus war ihm ein „unlösbarer Bestandteil innerhalb des Körpers der ganzen Gesellschaft“. So könnten die halbkreisförmige Aufstellung der Bänke, der zum Altarraum sich absenkende Boden sowie die Verbindung von Aktionsplatz (Altarraum) und dahinterliegendem Chorgraben an das antike Theater erinnern. Lag doch der Ursprung des Athener Dionysos-Theaters in der kultisch verankerten, öffentlichen Darstellung und Verhandlung gemeinschaftlicher Belange. Der eigentliche Aktionsraum (im Theater die erhöhte Bühne, in Düsseldorf der Altarraum) wäre dann 1958 in die kreisförmige Orchestra (den antiken Chorraum) und damit vors „Publikum“ gerückt, der kommentierende Chor aus jenem Rund in den dahinterliegenden Orchestergraben gezogen.

  • Ausstattung
    Düsseldorf-Rath | Zum Heilgen Kreuz | Altarkreuz | Foto: Florian Monheim, Krefeld

    Düsseldorf-Rath | Zum Heilgen Kreuz | Altarkreuz | Foto: Florian Monheim, Krefeld

    Um der Einheitlichkeit des Raumeindrucks willen bietet Zum Heiligen Kreuz nur wenige Ausstattungsstücke. Aus der Erbauungszeit stammen der Altar (Josef Lehmbrock) und das ehemals auf dem Altar befindliche kleine Kastentabernakel (Fima Schwietzke). Für den Kreuzweg erhielt die Gemeinde die originalen Kohlezeichnungen der Stationen Kurt Zimmermanns, die 1955 für St. Suitbertus in Kaiserswerth in Stein gehauen wurden. Die flammenförmigen Mauersteine entwarf Professor Günter Grote aus Düsseldorf. Er gestaltete auch das die Flammenmotivik aufgreifende Vortragekreuz.

  • Von der Idee zum Bau

    Die Vorgeschichte der Kirche Zum Heiligen Kreuz besteht in einer langen Reihe von Provisorien. Ein ab 1920 genutzter Betsaal wurde 1940 durch eine hölzerne Notkirche ersetzt. Den Grundstein dieser Filialkirche vermauerte man in der Krypta des heutigen Bauwerks. 1943, im Jahr der Erhebung zum Rektorat, wurde die Notkirche zerstört, ebenfalls der aus ihren Trümmern errichtete zweite Notbau. Bis 1945 folgten weitere Provisorien. Mit Kriegsende wurde eine ehemalige Reichsarbeitsdienstbaracke umgenutzt. Erst 1956-58 konnte der heutige Bau ausgeführt werden. Der Volksmund prägte rasch den Namen „Flammenkirche“. Die Weihe durch Weihbischof Ferche erfolgte am 29. August 1958. 1963 wurde Zum Heiligen Kreuz kanonische Pfarrei. Im Jahr darauf erhielt die Kirche einen von Lehmbrock so nicht geplanten Campanile (freistehender Glockenturm).

  • Der Architekt Josef Lehmbrock

    Josef Lehmbrock (1918-1999) stammte aus Düsseldorf und war vornehmlich dort tätig. Der gläubige Katholik war im gelernten Beruf Tischler und Autodidakt im Architektenberuf. Zunächst von der intellektuellen Kühle der Bauten von Rudolf Schwarz beeinflusst, entwickelte er später organisch-plastische Baukörper. Gemeinsam mit den Tragwerksplanern Paul Gehlen und Stefan Polónyi entstanden ganz neue Deckenkonstruktionen. Die offene Rohrgitterdecke und die symbolhaft perforierte Lichtschleierwand finden sich nicht nur in der Düsseldorfer Heiligkreuzkirche, sondern z. B. ebenso in St. Gereon, Gereonsweiler (1954) oder St. Reinhold, Düsseldorf-Gerresheim (1953/54).

    Lehmbrocks Bauschaffen war von einem starken demokratischen Impetus geprägt. Seiner Auffassung nach sollte sich die neue Baukunst „nicht in einer Gleichheit von Stilmerkmalen, sondern in einem Gleichgeartetsein der Gesittung“ ausdrücken. Insofern bestand für ihn kein Unterschied zwischen Siedlungs- und Kirchenbau. Auch der Kirchenbau fände seine Berechtigung nur innerhalb des gesamten, demokratisch legitimierten Baugeschehens. Gleichzeitig solle eine Kirche aber auch „den anderen Ort, das Haus Gottes spürbar machen“. Wenige Jahre nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland und ein Jahrzehnt vor dem 2. Vaticanum hatte Lehmbrock Gesellschaft und Gemeinschaft gleichberechtigter Menschen in das Zentrum seines Schaffens gestellt.

  • Literatur (Auswahl)
    • Bernard Henrichs (Hg.): Düsseldorf. Stadt und Kirche, Düsseldorf 1982, 149 f.
    • Josef Lehmbrock: Kirchenbau und Gesellschaft, in: Vom Bauen, Bilden und Bewahren. Festschrift für Willy Weyres zur Vollendung seines 60. Lebensjahres, hg. von Joseph Hoster und Albrecht Mann, Köln 1964, 357-371.
    • Josef Lehmbrock: Gesellschaft und Kirchenbau – Kirchenbau und Gesellschaft, in: Das Münster 19, 1966, 177-185.
    • Bastian Müller: Der Architekt Josef Lehmbrock (1918-1999). Kirchenbauer, Stadtplaner und kritischer Publizist (Arbeitstitel), Dissertationsvorhaben an der Technischen Universität Berlin, 2015.
    • Wilhelm Schlombs: Einige Bemerkungen zum Kirchenbau im Erzbistum Köln. Neubauten, in: Das Münster 13, 1960, 10f.
    • Monika Schmelzer: Zum Heiligen Kreuz, in: Manfred Becker-Huberti (Hg.): Düsseldorfer Kirchen. Die katholischen Kirchen im Stadtdekanat Düsseldorf, Köln 2009, 136f., 166.
    • Willy Weyres: Neue Kirchen im Erzbistum Köln 1945-1956, Düsseldorf 1957, 64.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Markus Juraschek-Eckstein M. A., Bergisch Gladbach (Beitrag online seit 06/2016)

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