Ebermannstadt

Verklärung Christi

Anschrift Kirche
Burg Feuerstein 2
91320 Ebermannstadt

Tabor in Franken

Wer in der Fränkischen Schweiz zur Burg Feuerstein emporgestiegen ist, versteht sofort den Namen der dortigen Kirche: „Verklärung Christi“. Wie auf dem biblischen Berg Tabor, auf den Jesus drei seiner Jünger führte, wartet auch in der Burgkirche eine außergewöhnliche Erfahrung: Das schillernde Rot der Glasfensterfront wird durchbrochen vom strahlenden Weiß der Apsis. Es ist die Inszenierung des Einbrechens des Göttlichen in die Welt, wie es die Jünger auf dem Berg schauen duften.

Das wehrhafte Äußere der Burg Feuerstein scheint wie aus vergangenen Zeiten, doch die Baugeschichte ist eine junge: 1942 entstand ein Labor für die Rüstungsforschung – gut getarnt als natursteinverkleidete Burg. Seit 1946/47 betreibt die Erzdiözese Bamberg darin ein Jugendhaus, für das die Architekten Hans Schädel und Gustav Heinzmann 1961 eine Kirche schufen. Diese zeigt nach außen wieder viel Naturstein, doch die geschwungene Parabelform ist unübersehbar eine moderne.

  • Überblick
    Ort
    Ebermannstadt

    Bistum
    Erzbistum Bamberg

    Name der Kirche
    Verklärung Christi

    Weihe
    1961 (14. Mai)

    Architekten
    Hans Schädel, Gustav Heinzmann

    Künstler
    Klaus Backmund, Alfred Heller, Georg Meistermann, Joseph Neumayer
    Besonderheit
    Die Architekten Hans Schädel und Gustav Heinzmann inszenierten auf Burg Feuerstein gemeinsam mit dem Glaskünstler Georg Meistermann baukünstlerisch-liturgisch das biblische Geschehen der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor.

    Nutzung
    Kirche des Jugendhauses des Erzbistums Bamberg

    Standort / Städtebau
    Die Kirche liegt oberhalb von Ebermannstadt am Rand der Fränkischen Schweiz am Ende der "Langen Meile".

  • Beschreibung

    Grundriss

    Ebermannstadt | Burg Feuerstein | Verklärung Christi | Grundriss

    Ebermannstadt | Burg Feuerstein | Verklärung Christi | Grundriss

    Aufgrund der Hanglage ist die Kirche zweigeschossig ausgebildet. Die Oberkirche erhebt sich auf hufeisenförmigem Grundriss, der sich nach Osten öffnet und so Raum für die gewaltige Fensterfront schafft. In diese Öffnung hinein schiebt sich die Apsis auf dem Grundriss einer sich zum Gemeinderaum hin öffnenden Parabel. Für die Unterkirche wiederholten die Architekten diese Gestalt, setzten die Apsis jedoch durch Rundstützen zur Ellipse fort. So ergibt sich ein elliptischer Hauptraum – mit dem Altar im Brennpunkt – samt hufeisenförmigem Umgang.

     

    Außenbau

    Ebermannstadt | Burg Feuerstein | Außenbau | Foto: Derzno, CC BY SA 3.0

    Ebermannstadt | Burg Feuerstein | Foto: Derzno, CC BY SA 3.0

    Im Südosten des Burghofes erhebt sich die – im Gegensatz zur reich gegliederten Burg – zum Hof hin fensterlose Kirche. Ihre Natursteinverkleidung gleicht sie dem Burgkomplex fast organisch an. Eine niedriger gehaltene Vorhalle mit Glasfront verbindet die Burg mit Sakristei und Kirche. Das flache Dach der Kirche steigt nach Süden hin an, wo die Kirche durch das abfallende Niveau des Geländes aus dem Berg herausragt. Damit zeigen sich die beiden Raumschalen besonders deutlich aufeinander und ineinander bezogen. Im Westen des Burghofes befindet sich der nachträglich errichtete Glockenturm mit einer integrierten Kapelle.

     

    Innenraum

    Ebermannstadt | Burg Feuerstein | Verklärung Christi | Innenraum | Foto: Daniel Greb

    Ebermannstadt | Burg Feuerstein | Verklärung Christi | Foto: Daniel Greb

    In der Vorhalle finden sich der Zugang zur Sakristei, die Treppe zur Unterkirche und der durch zwei Weihwasserbecken markierte Eingang zur Oberkirche. Die große Glasfensterwand taucht den Raum in ein farbiges Licht, dessen Wirkung durch die unverputzten Natursteinmauern und die steinernen Bodenplatten noch verstärkt wird. Dem steht der weiß verputzte und indirekt von oben belichtete Altarraum gegenüber. Über eine Treppe in der Vorhalle gelangt der Besucher in den Vorraum zur Unterkirche, in die man über eine weitere Treppe hinabsteigt. Unterhalb dieses Zugangs befindet sich eine fensterlose Krypta. Die freskierte Konche der Unterkirche setzt die Apsis der Oberkirche nach unten hin fort.

  • Liturgie und Raum
    Ebermannstadt | Burg Feuerstein | Verklärung Christi | Innenraum | Foto: Daniel Greb

    Ebermannstadt | Burg Feuerstein | Verklärung Christi | Foto: Daniel Greb

    Die Kirche auf Burg Feuerstein nahm wesentliche liturgische Neuerungen vorweg, die sich kurz darauf mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) durchsetzen sollten. Schon 1961 war auf Burg Feuerstein die Feier versus populum (zur Gemeinde gewandt) vorgesehen, was durch die künstlerische Gestaltung der Oberkirche unterstützt wird: Die Glaswand inszeniert – in Verbindung mit der sich in den Raum schiebenden Altarkonche – das Einbrechen des Göttlichen in die zur Liturgie versammelte Gemeinde. Während die Oberkirche bewusst als feierlicher, nach oben strebender Raum für die Liturgie der Sonn- und Festtage ausgebildet ist, führt die Unterkirche sinnenfällig hinab ins Alltägliche, in die Liturgie der Werktage und in die persönliche Gottesbeziehung. Das ursprünglich noch traditionell auf dem Altar stehende Tabernakel wurde erst in letzter Zeit in die Krypta versetzt. Immer wieder dienen die beiden Kirchenräume, deren Bebankung nachträglich durch Stühle ersetzt wurde, auch der besonderen liturgischen Inszenierung. In der Fastenzeit z. B. verhüllt ein von Besuchern der Burg gestaltetes Fastentuch die Altarkonche.

  • Ausstattung
    Ebermannstadt | Burg Feuerstein | Verklärung Christi | Glasgestaltung | Foto: Daniel Greb

    Ebermannstadt | Burg Feuerstein | Verklärung Christi | Glasgestaltung | Foto: Daniel Greb

    Die Ausstattung der Oberkirche folgt dem Leitmotiv „Offenbarung“: Der Bildhauer Klaus Backmund schmückte das Portal mit Bronzereliefs Motiven zum Leben und Wirken Jesu. Raumprägend ist die Buntglasfensterwand der Oberkirche aus dem Jahr 1961 vom Maler Georg Meistermann. Eine vom Künstler überlieferte Deutung fehlt, doch kann man darin das Motiv „Feuer“ und einen Verweis auf das Patrozinium lesen: Der hell strahlende Altarraum stünde dann für den verklärten Christus, gerahmt vom Brennenden Dornbusch und vom Feuerwagen des Elia. Altar und Ambo entstanden, ebenso wie für die Unterkirche, nach Entwürfen des Architekten Gustav Heinzmann aus Marmor. Ein Osterkurs für junge Menschen, der 2005 auf der Burg stattfand, fertigte die 14 Kreuzwegstationen. Leuchter und Kreuz im Altarraum stammen vom Münchener Goldschmied Joseph Neumayer. Die Unterkirche und der Vorraum wurden insbesondere vom Bamberger Kunstmaler Alfred Heller gestaltet: die freskierte Konche (Maria als Sitz der Weisheit, umgeben von Motiven der Lauretanischen Litanei), die beiden rahmenden Fenster (Hl. Therese von Lisieux, Hl. Nikolaus von Flüe), die acht quadratischen Glasfenster der Unterkirche (das menschliche Leben und die Natur) und die drei Betonglasfenster im Vorraum (Oratio, Meditatio, Contemplatio).

  • Von der Idee zum Bau
    Ebermannstadt | Burg Feuerstein | Außenbau | Foto: Janericloebe, GFDL oder CC BY SA 3.0

    Ebermannstadt | Burg Feuerstein | Foto: Janericloebe, GFDL oder CC BY SA 3.0

    Im Jahr 1942 wurde das Gelände zum Bau eines Labors für die Rüstungsforschung (u. a. Hochfrequenztechnik) erworben. Die Erzdözese Bamberg pachtete die Anlage 1946 zunächst, um sie ein Jahr später zu erwerben und als Jugendhaus einzurichten. Besonders Diözesanjugendseelsorger Josef (Jupp) Schneider mühte sich, den Feuerstein zu einem Zentrum für die Jugend der Erzdiözese auszubauen. Liturgisch nutzte man zunächst provisorisch eine im Hauptbau der Burg eingerichtete Hauskapelle, die etwa 120 Menschen fassen konnte. Ab 1957 lieferten die Architekten Hans Schädel und Gustav Heinzmann verschiedene Entwürfe für eine mehrgeschossige Kirche, bis 1959 der dann endgültig realisierte Plan vorlag. Am 14. Mai 1961 konnte der Bau seine Weihe durch Erzbischof Dr. Josef Schneider erhalten. Ein Glockenturm mit Kapelle kam 1964 hinzu.

  • Der Architekt Hans Schädel und Gustav Heinzmann
    Schweinfurt | St. Kilian | Innenraum | Foto: Langholzinger, CC BY SA 4.0

    Schweinfurt | St. Kilian | Innenraum vor 2017 | Foto: Langholzinger, CC BY SA 4.0

    Hans Schädel wurde am 14. Februar 1910 in Randersacker bei Würzburg geboren und starb am 31. Dezember 1996 ebenda. Nach Besuch der Technischen Lehranstalt Nürnberg und der Meisterprüfung zum Steinmetz wirkte er zunächst im Hochbauamt Würzburg, dann von 1938 bis 1945 als Stadtbaumeister in Würzburg und plante den (nicht verwirklichten) Um- und Ausbau der Hauptstadt des Gau Mainfranken.

    Zwischen 1956 und 1974 prägte Schädel als Würzburger Diözesanbaumeister die sakrale Landschaft in seinem Heimatbistum und darüber hinaus. So leitete er z. B. den Wiederaufbau des kriegszerstörten Würzburger Doms und entwarf die Stadtkirchen St. Kilian – in beiden Kirchen befinden sich bedeutende Glasfenster Meistermanns – und St. Michael in Schweinfurt, St. Alfons und Hl. Familie in Würzburg. Hinzu kamen zahlreiche Neubauten auf dem Lande wie St. Michael Wombach, Maria zum rauhen Wind Kälberau. Außerhalb des Bistums kann die Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin-Plötzensee als sein wohl bekanntestes Werk gelten. Für die neue Kirche auf Burg Feuerstein arbeitete Schädel mit Gustav Heinzmann zusammen, der vor allem für die Bauausführung und die Detailplanung insbesondere der Innenausstattung verantwortlich zeichnete. Heinzmann wurde am 3. August 1908 in München geboren und starb am 8. August 1983 in Würzburg. Eigenständige Bauten hinterließ er u. a. mit den Kirchen St. Thomas Morus in Laufach und St. Burkard in Oerlenbach.

  • Literatur (Auswahl)
    • Burg Feuerstein. 40 Jahre Jugendhaus. 25 Jahre Verklärungskirche, Kronach 1986.
    • Eine Vielfalt, die befreit. 50 Jahre Jugendhaus Burg Feuerstein, hg. vom Jugendhaus Burg Feuerstein, Burg Feuerstein 1996
    • Hans-Peter Kaulen/Burkhard Farrenkopf: Kleiner Kirchenführer Burg Feuerstein, Ebermannstadt o. J.
    • Johannes D. Keßler: Die Kirche Verklärung Christi auf Burg Feuerstein – Kirche für die Jugend. Geschichte, Ausgestaltung, Bedeutung, Erlangen 2006.
    • Jürgen Lenssen: Aufbruch im Kirchenbau. Die Kirchen von Hans Schädel (Mainfränkische Hefte 88), Würzburg 1989, 70-73.
    • Robert Wachter: Kirchenbauten im Erzbistum Bamberg während der Amtszeit von Erzbischof Dr. Josef Schneider (1955-1976), Band 1 (Studien zur Bamberger Bistumsgeschichte Band 5, 1), Petersberg 2017, 350-357.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Daniel Greb, Würzburg (Beitrag online seit 03/2018)

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