Feldberg (Schwarzwald)
Verklärung Christi
Eberlinweg 2
79868 Feldberg (Schwarzwald)
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Informationen
Kontakt / Öffnungszeiten Kirche
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9.00 - 17.00 Uhr Anschrift Pfarramt Katholisches Pfarramt St. Wendelin Feldberg
Kirchgasse 6
79868 Feldberg
07655 239
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Öffnungszeiten Pfarramt DI: 9.30 - 11.00 Uhr
Gottesdienstzeiten Kirche Die aktuellen Gottesdienstzeiten können online eingesehen werden unter: www.feldbergkirche.de/html/gottesdienste946.html?&.
Kirchen im Südwesten
Das ist keine Tanne
Viele Vergleiche wurden schon für die Kirche Verklärung Christi auf dem Feldberg bemüht: das Schiff Gottes, der Fingerzeig desselben – und die Tanne. Und so wie der Glockenturm aus zwei spitzen Betondreiecken inmitten des Schwarzwaldgrüns auftaucht, liegt das Bild vom Nadelbaum nicht allzu fern. Doch der Architekt Rainer Disse wehrte sich gegen diesen Spitznamen, seine Kirche sollte etwas „Erhabenes“ sein. Der Entwurf musste sich in die Landschaft einfügen und zugleich das Interesse der Touristen wecken. Daher bewegte er sich gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Moderne und Tradition, zwischen Beton und Natur.
- ÜberblickOrt
Feldberg (Schwarzwald)
Bistum
Erzbistum Freiburg
Name der Kirche
Verklärung Christi
Weihe
1965 (28. August)
Architekt
Rainer Disse
Künstler
Franz Gutmann, Heinrich Lückenkötter, Karl-Heinz WienertBesonderheit
Für die 1.260 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Pfarrkirche verband Rainer Disse moderne Akzente wie klare geometrische Formen mit traditionellen Akzenten wie dem tief heruntergezogenen "Schwarzwalddach".
Nutzung
römisch-katholische Pfarr- und Urlauberkirche
Standort / Städtebau
Auf dem Feldberg liegt die Kirche in einem Urlaubergebiet, zwischen dem Titisee im Norden und der Bundessstraße 317 im Süden. Der Baukörper fügt sich – je nach Standpunkt – entweder harmonisch in die Schwarzwaldlandschaft ein oder ragt mit Turm und Dach spitz daraus hervor. - Beschreibung
Grundriss
Der Grundriss von Verklärung Christi, der sog. Feldbergkirche, bildet ein leicht schräg auf die Spitze gestelltes Quadrat mit einer Seitenlänge von 30 Metern. An die West- und Ostspitze ist jeweils ein Wasserbecken auf quadratischer Grundfläche angegliedert. Die Nordspitze mit dem Altarraum umfasst zugleich das Dreieck des Turms, dem im Süden die Aussichtsterrasse mit der Eingangsseite der Kirche gegenüberliegt.
Außenbau
Die Stahlbetonkonstruktion zeigt ihre Materialien offen: der schalungsraue Sichtbeton von Turm und Wänden, die Holzverkleidung von Ortgang und Dachunterseite, der Kunstschiefer auf dem Satteldach, die Glasflächen der Eingangsfront. Geometrische Formen, vor allem das Dreieck, prägen den gesamten Baukörper. So ist z. B. der Glockenträger aus zwei spitz zulaufenden dreieckigen Wandscheiben gefügt, in die drei kubische Glockenstuben eingehängt sind. Das Satteldach, eine weitgespannte Holzleimbinderkonstruktion, bildet jeweils in der Mitte der Seitenfläche eine tief heruntergezogene Spitze aus, die in ein Wasserbecken mündet. Die in den Hang hinein gebaute Kirche birgt im Erdgeschoss einen Gemeindesaal. Nach Süden öffnet sich der Bau mit der Aussichtsterrasse und der großzügig verglasten Fassade, die über zwei seitliche Portale den Gottesdienstraum im Obergeschoss erschließt.
Innenraum
Der Besucher tritt von der sonnenüberfluteten Südseite unter der kleinen Orgelempore vorbei am Taufbecken in den dunklen Kirchenraum. Scheinbar fensterlos, wird der betonsichtige Baukörper hier durch kleine seitliche Lichtbänder entlang der holzverkleideten Decke und durch ein Schlitzfenster über dem Altar akzentuiert. Zu beiden Seiten sind Wandscheiben aus Flusssteinen frei eingestellt, die kurz unter der Decke enden. Sie begrenzen im Westen eine Nebenkapelle, im Osten die Sakristei. Zwischen den beiden Bankblöcken leitet der Mittelgang den Blick nach Norden zum freistehenden Altar. Dieser ist um drei Stufen erhöht, von festen Sedilien-Bänken gerahmt und auf den Stufen um ein Lesepult ergänzt. Am Übergang zwischen der Seitenkapelle und dem Altarraum findet sich der Sakramentsaltar mit dem zeltförmigen Tabernakel.
- Liturgie und Raum
„Das Ganze ist eine Kirche dieser Zeit, die sich wohl in die raue Landschaft des Feldbergs einfügt“. So beschrieb der Architekt Rainer Disse die Wirkung der von ihm entworfenen Kirche Verklärung Christi. Wie er die Gegensätze von moderner Baukunst und gewachsener Landschaft zu verbinden wusste, spielte er auch mit den Gegensätzen von Außen- und Innenraum, von Weite und Geschlossenheit. Seit 2002 gehört der Bau zur Seelsorgeeinheit Östlicher Hochschwarzwald, seit 2011 werden hier keine regelmäßigen Sonntagsmessen mehr gefeiert. Doch wie zur Bauzeit dient Verklärung Christi als höchstgelegene deutsche Pfarrkirche ebenso als Ziel für Wanderer und Wintertouristen.
- Ausstattung
Zur Ausstattung der Bauzeit gehören die blau- und rottonigen Bleiglasfenster, die im Kirchenraum mit Klarglasflächen abwechseln. Der Maler Karl-Heinz Wienert setzte sich hierfür in abstrakten Farbfeldern mit dem Patrozinium der Kirche auseinander. Für den Granit-Altar arbeitete Disse mit dem Bildhauer Franz Gutmann zusammen, der seinerseits für die Kirchentüren und den Tabernakel aus Eisenguss (Sphäroguss), das Lesepult, die Apostelkreuze, den Osterleuchter, die Altarleuchter und das Taufbecken verantwortlich zeichnete. Darüber hinaus finden sich zwei historische Kunstwerke: das Kreuz mit Korpus im Altarraum, Ende des 14. Jahrhundert in Graubünden gefertigt, und die Marienfigur mit Jesuskind in der Nebenkapelle, die aus dem 17. Jahrhundert stammt. Die Klais-Orgel wurde 1969 auf dem Feldberg aufgeschlagen. 1988 ergänzte man im Außenbereich der Kirche einen Kreuzweg mit Bronzereliefs, die der Bildhauer Heinrich Lückenkötter zu Beginn des Zweiten Weltkriegs eigentlich für eine Kapelle bei Oelde in Westfalen gestaltet hatte.
- Von der Idee zum Bau
Feldberg | Caritas-Haus | Herz-Jesu-Kapelle | Foto: Markus Ketterer, Quelle: Hochschwarzwald Tourismus
Der Feldberg gilt mit einer Höhe von knapp 1.500 Metern über dem Meeresspiegel als höchste deutsche Erhebung – abgesehen von den Alpen. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Hänge für den Skisport, für den Wander- und Winterurlaub erschlossen. Als katholischer Gottesdienstraum diente zunächst die Kapelle „Maria Rast“ am Feldberger Hof. Dieser Hotelbetrieb bildete einen der Ursprungsorte des Feldberg-Tourismus, gefördert von der „Feldberg-Mutter“ Franziska (Fanny) Mayer. Sie errichtete die Kapelle 1889 als Dank für die Genesung ihrer Mutter. Später wurde die Herz-Jesu-Kapelle des Caritas-Hauses aus dem Jahr 1925 für die Messfeier genutzt. Aus dem beschränkten Wettbewerb für einen Kirchenneubau ging der Architekt Rainer Disse 1961 als Sieger hervor. Im Juni 1962 begannen die Bauarbeiten, der Grundstein wurde am 4. August 1963 gelegt, die Benediktion am 25. Dezember desselben Jahres begangen und die Weihe am 28. August 1965 gefeiert. Große Schneemassen führten 1971 und 1981 zu Bauschäden, die in der Folge wieder behoben wurden.
- Der Architekt Rainer Disse
Rainer Disse wurde am 5. Mai 1928 in Gütersloh geboren. Seine Ausbildung zum Architekten führte ihn an die Technische Hochschule Karlsruhe, wo er bei Egon Eiermann lernte und 1952 sein Diplom ablegte. Im Anschluss wirkte er als freier Mitarbeiter bei Bertold Sack und nahm eine Tätigkeit als freier Architekt auf. Sein Karlsruher Büro ergänzte er 1968 um eine „Filiale“ in Hornberg. Disse verstarb am 5. Februar 2008 in Karlsruhe im Alter von 79 Jahren.
Im Kirchenbau, den Disse im Erzbistum Freiburg maßgeblich prägte, spielte er mit geometrischen Formen – ob ein Kirchenkubus wie St. Elisabeth in Freiburg (1965, 2015 umgebaut für Wohnzwecke), ein sechseckiger Grundriss wie St. Johannes Baptista in Karlsruhe (1965) oder die quadratische Grundfläche der Feldbergkirche (1965). Letztere gilt als Hauptwerk des Architekten, denn hier verbindet er seinen klaren Formenkanon gekonnt mit traditionellen Elementen wie dem tief heruntergezogenen Dach der Schwarzwaldhäuser. Zuletzt wirkte Disse im Bereich der Ortssanierungen und der Denkmalpflege, errichtete aber auch Neubauten wie das US-Bowlingcenter in Karlsruhe (1987).
- Literatur (Auswahl)
- Meike Deck: Der Architekt und Kirchenbaumeister Rainer Disse (1928-2008). Reduktion und Konzentration im Zeitalter des Betonbrutalismus, Regensburg 2013, hier vor allem: 88-95, 210-213.
- Église au feldberg, in: L’Architecture d’aujourdhui 125, 1966, 27-29.
- Karl Fütterer: Feldberg: Kirche der „Verklärung Christi“ (Schnell-und-Steiner-Kunstführer 882), 6. erneuerte Auflage, Regensburg 1997.
- Kirche auf dem Feldberg im Schwarzwald, in: Baumeister 6, 1965, 609-617, Tafeln 41-42.
- Holz, aufregend und einfach (Bauwelt 14), Berlin 1964.
- Albert Rapp: Kirche „Verklärung Christi“ auf dem Feldberg (Schnell-und-Steiner-Kunstführer 882), München/Zürich 1968.
- Peter Untucht: Freiburg und die Regio. Mit ungewöhnlichen Entdeckungstouren, persönlichen Lieblingsorten und separater Reisekarte (Dumont Reise-Taschenbuch), Ostfildern 2018, 2. Auflage, 225.
- Flickr-Fotosammlung zu Verklärung Christi auf dem Feldberg von David R.: www.flickr.com/photos/black_betty2/23715246520/in/photostream/.
- Online-Porträt zur Kirchen Verklärung Christi auf kleinekirchen.de (kleinekirchen.de/html/feldberg.html, Abrufdatum: 3. November 2018).
- Online-Porträt zur Kirchen Verklärung Christi auf hochschwarzwald.de (www.hochschwarzwald.de/Attraktionen/Kirche-Verklaerung-Christi#opentimes_info, Abrufdatum: 20. Oktober 2018).
Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.