Frankfurt am Main-Bockenheim
Frauenfrieden
Zeppelinallee 99-103
60487 Frankfurt am Main-Bockenheim
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Informationen
Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Zur Webseite
Die Öffnungszeiten von Frauenfrieden:
DI - FR: 8.00-17.00 Uhr
SA: 8.00-12.00 Uhr
SO: 12:15-17.00 Uhr
MO geschlossen Anschrift Pfarramt Zentrales Pfarrbüro St. Marien
Zeppelinallee 101
60487 Frankfurt am Main-Bockenheim
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Öffnungszeiten Pfarramt MO, DI + DO: 9:00 - 11:30 Uhr
MI: 15:00 - 18:00 Uhr
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Kirchen in Deutschlands Mitte
„Aus unsern Herzen gebrochen“
Es gehört zu den bitteren Ironien des 20. Jahrhunderts, dass die Kirche, die ausdrücklich zum Dank dafür gebaut wurde, „dass die deutsche Heimat von den Verheerungen des (ersten) Weltkrieges im wesentlichen verschont“ geblieben war, 1944 so schwere Beschädigungen erfuhr. Auch, dass dieses „Votivmal der Friedensgesinnung“ (beide Hedwig Dransfeld) damals seine Glocken abgeben musste, damit sie zu erneuten Kriegszwecken eingeschmolzen werden konnten, auch dieses Schicksal blieb der Frauenfriedenskirche nicht erspart. Es gehört aber auch zu den Hoffnungszeichen unserer Zeit, dass die einzige nur von Frauen finanzierte Kirche – jenes Erinnerungsmal für die ungezählten gefallenen Söhne, Brüder, Männer, Väter – bis heute dem Gebet um Frieden dient. 2018 bis 2020 wurde die Frauenfriedenskirche restauriert und ihr Innenraum in seiner ursprünglichen Farbigkeit neu gefasst.
- ÜberblickOrt
Frankfurt am Main-Bockenheim
Bistum
Bistum Limburg
Name der Kirche
Frauenfrieden
Weihe
1929 (5. Mai)
Architekt
Hans Herkommer
Künstler
Josef Eberz, Tobias Kammerer, Joachim Pick, Ruth Schaumann, Friedrich Stich, Emil SutorBesonderheit
Die Kirche wurde ausschließlich von Frauen finanziert zum Zwecke des Kriegstotengedächtnisses und des Gebets um Frieden.
Nutzung
Frauengebetskirche und Pfarrkirche
Standort / Städtebau
Die Kirche befindet sich in Frankfurts bevölkerungsreichstem Stadtteil Bockenheim. - Beschreibung
Grundriss
Die Frauenfriedenskirche ist dem Grundriss nach ein längsrechteckiger Bau. Ihr Rechteckchor wurde um die Breite der schmalen Seitenschiffe eingezogen, ihre dreizügige Potralfront axial auf den Chor bezogen. Links der Portalfront befindet sich die kreisrunde Taufkapelle. Der Chorbau, dessen Altar unmittelbar vor die Schlusswand gerückt wurde, ist ebenso wie das Langhaus in drei Schiffe unterteilt. In der Art mittelalterlicher Klosteranlagen schließen sich rechts der Kirche der dreiseitig von Pfeilergängen umgebene Ehrenhof für die Gefallenen der beiden Weltkriege und die Gemeindebauten an.
Außenbau
Die Gesamterscheinung des Äußeren wird durch das Verhältnis von Kuben und steilen Bogenöffnungen bestimmt. Dominant wirkt der 25 Meter hohe Frontturm mit den drei monumentalen Portalnischen und einmal mehr die kolossale Mosaikstatue der Maria, Königin des Friedens, in der mittleren Portalnische. Beim Blick auf die Langseiten fallen die eigentümlichen Proportionen auf: Der Dachfirst des Mittelschiffes reicht fast bis zur Traufhöhe des Frontturms, wodurch dieser nun recht kurz wirkt. Die sehr schmalen, aber Dreiviertel der Höhe des Mittelbaus einnehmenden Seitenschiffe sind durch eine Reihe rundbogiger Lanzettfenster von der Mittelschiffoberwand (Obergaden) und ihren kleinen Fenstern abgesetzt. Die Dreifenstergruppen der Chorlangseiten wiederholen das Turmfrontmotiv.
Innenraum
Der basilikale Bau ist im Innern auf Achsbetonung ausgelegt. Hohe schmucklose Pfeilerarkaden scheiden die Schiffe voneinander. Das Mittelschiff ist unter der Decke noch einmal dreigeteilt: Vom Eingangsbereich bis zum Chor „hängen“ an den Seiten je vier lamellenartige Längsbinder herab; fünf Querbinder unterfangen sie. In die inneren Lamellenbinder wurden Rundnischen für indirekte Beleuchtungskörper gesetzt. Ein fast deckenhoher Triumphbogen sondert den um 16 Stufen hoch gelegenen Chorraum vom Kirchenschiff ab. Die Decke des Chorraums unterfangen drei konzentrische Stahlbetonkreise. Vor den Triumphbogenwänden stehen zwei gemauerte kubische Ambone.
2018 bis 2020 wurde der Bau im Zuge einer umfassenden Sanierung in weiten Teilen nach Befunden der Bauzeit farblich neu gefasst. Der ursprüngliche Altarraum strahlt nun an den Seiten in einem kräftigen Orange, während das monumentale Altarwandfresko grau hinterlegt ist. Die vielfältigen baulichen Details wurden akzentuiert und hervorgehoben. Die bereits in den 1970er Jahren in den Kirchenraum verlegte Aufstellung des Altars wurde 2020 ebenfalls neu gestaltet.
- Liturgie und Raum
In der liturgischen Gestalt gleicht die Frauenfriedenskirche anderen innovativen Bauten ihrer Zeit. Die extrem hohe Altarstellung oder die Weitung des Mittelschiffes zum ungeteilten Gemeinderaum mit ungehinderter Sicht zum Altar – all das war in Reformkreisen der 1920er Jahre quasi Standard. Die Anlage einer Krypta und zweier Ambonen war aber noch ungewöhnlich. Erstere steht im Zusammenhang mit der Funktion der Kirche als Gedächtnisort für die Kriegstoten; Krypten sind ihrem Ursprung nach Begräbnis- und Totenehrungsstätten. Die Ambonen stellen dem Architekten gemäß Bindeglieder zwischen Sanktuarium und Gemeinderaum dar. Ihre Doppelung begründete er mit der Eigenständigkeit der Lesung gegenüber der Verkündigung. Die Doppelung mag aber auch der formalen Absicht auf Achsensymmetrie geschuldet sein. Alleinstellungsmerkmal der Frauenfriedenskirche ist ihr liturgisches Anliegen: Noch während des Ersten Weltkrieges von Frauen zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten initiiert, dient sie noch immer dieser Bestimmung. Pfarrkirche ist sie historisch in zweiter Instanz.
- Ausstattung
Die kolossale Regina Pacis (Emil Sutor) in der Turmfront galt ihrerzeit als weltgrößte Mosaikplastik. Die in der Ornamentik noch am Jugendstil, in der figürlichen Gestaltung aber an der strengen Beuroner Kunstschule orientierten Mosaiken der seitlichen Bogennischen stammen von Kunstmaler Friedrich Stich. Sie symbolisieren links mit Mond, Allegorien der Trauer und blutigem Schwert den Krieg und rechts mit Sonne, Allegorien der Freude und Palmzweig den Frieden.
Eine große Pietà von Ruth Schaumann gibt der Krypta ihren Sinn. Die Fenster von Joachim Pick aus Frankfurt von 1962 sind die einzigen architekturgebundenen Ausstattungsstücke, die nicht bauzeitlich sind. Die Gestaltung der Portalflügel mit symbolischem Kalvarienberg, der Kirchenbänke und des Kolossalkreuzes mit den beiden Leidenslanzen an der Choraußenwand oblagen dem Architekten.
Im Zentrum der mosaizierten Altarwand von Josef Eberz steht der Gekreuzigte. Der Künstler stellte ihn oberhalb des Bildes der von sieben Schwertern durchbohrten Gottesmutter dar. Zu Seiten des Kruzifixes und der Schmerzenreichen verkörpern 18 heilige und selige Frauen verschiedene Weisen des christlichen Lebens: Wegbegleiterinnen Jesu, Ordensfrauen, Märtyrerinnen, Wohltäterinnen – von Maria Magdalena bis Thérèse von Lisieux.
2020 wurden die Altarinsel und die Aufstellung der Kirchenbänke liturgisch neu ausgerichtet. Die neuen Prinzipalstücke wurden von Tobias Kammerer gestaltet. Der am 22. November 2020 geweihte, ovaloide Altar ist ausgehend von der christlichen Symbolik des Leben und der Auferstehung einem Ei nachempfunden. Altar und Ambo, aus Bronze gegossen, sind teilpoliert und nehmen in ihrer Farbgebung die Bedeutsamkeit des Goldtons für den Innenraum auf. Die organisch geschwungenen Formen stehen im bewussten Kontrast zur Linearität der Architektur. Sie verbinden sich mit ihr in der Klarheit ihrer Formen und des edlen Materials. Kammerer entwarf zudem sämtliche Priestergewänder neu, da die Gewänder der 1920er Jahre aus konservatorischen Gründen nicht mehr genutzt werden können.
- Von der Idee zum Bau
Die katholische Frauenrechtlerin, Politikerin und Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes Hedwig Dransfeld (1871-1925) formulierte 1916 die Idee, eine Kirche zum Gedenken an die Gefallenen des Kriegs ausschließlich von Frauen finanzieren zu lassen. 1923 ging jedoch durch die Geldentwertung das gesamte erste Stiftungsvermögen verloren, so dass erst 13 Jahre später – nach Dransfelds Tod – mit Ausschreibung eines deutschlandweiten Wettbewerbs die Realisierung möglich wurde.
Hedwig Dransfeld hatte als Standort ursprünglich Marburg vorgesehen, doch schließlich wurde die Frauenfriedenkirche im Frankfurter Stadtteil Bockenheim errichtet. Für die Entscheidung war die damalige urbane Diasporasituation der Frankfurter Katholiken entscheidend. Erster Spatenstich war 1926, die Grundsteinlegung erfolgte 1927. Die Weihe auf die Mater Dolorosa vollzog man 1929, um die Kirche noch am selben Tag der Elisabeth-Gemeinde zu übergeben. Der Ehrenhof mit den in die Pfeiler gemeißelten Namen der Kriegstoten aus ganz Deutschland wurde 1931 eingeweiht. Nach tiefgreifenden Bombenschäden konnte man den Kirchenbau in den 1950er Jahren wiederaufbauen und in den 1970er Jahren erneut renovieren.
- Der Architekt Hans Herkommer
157 Architekten beteiligten sich am Wettbewerb für die Frauenfriedenskirche. Der erste Preis ging an den Entwurf „Opfergang“ der beiden Großmeister des katholischen deutschen Kirchenbaus, Dominikus Böhm und Rudolf Schwarz. Die Wettbewerbsteilnahme war deren einziges gemeinsames Projekt. Der Arbeitsausschuss für den Kirchenbau setzte aber den Entwurf Hans Herkommers durch. Die Jury, in der auch Paul Bonatz (Bahnhof Stuttgart) saß, hatte ihm den dritten Preis zuerkannt. Herkommers Frauenfriedenskirche ist ein mit Natur- und Kunststein verkleideter Eisenbetonbau. Die Kirche stellt Herkommers letzte Entwicklungsstufe zum reinen Längsbinderbau dar.
Herkommer (1887-1956) studierte von 1906 bis 1910 an der TH Stuttgart Architektur. Seine Lehrer waren Theodor Fischer, Paul Bonatz und Martin Elsaesser. Ab 1919 leitete er ein eigenes Büro. Zur Zeit der Erbauung der Frauenfriedenskirche war er bereits ein bekannter Architekt, der die Techniken und Materialien des Neuen Bauens auf ihre Verwendung für den Kirchenbau hin überprüfte. Herkommer ging es vor allem um die bautechnische Fortentwicklung traditioneller Gestaltungen. Er nutzte als erster die Spannfähigkeit des Eisenbetons konsequent für den Kirchenbau, indem er auf die Ästhetik von Querbinderkonstruktionen (Decken-Dach-Konstruktion über querliegenden Balken) sukzessive verzichtete. Die Frankfurter Frauenfriedenskirche, ein mit Natur- und Kunststein verkleideter Eisenbetonbau, stellt Herkommers letzte Entwicklungsstufe zum reinen Längsbinderbau dar.
- Literatur (Auswahl)
- Werner Hegemann: Hans Herkommers neue Kirchen, in: Wasmuths Monatshefte für Baukunst 13, 1929, 177-186.
- Tobias Kammerer: Frauenfriedenskirche Frankfurt – die neuen Prinzipalstücke, in: Ders., Orte der Verkündigung. Skulpturen für den Sakralraum, Mönchengladbach 2021.
- Greta Krabbel (Hg.): Frauenfriedenskirche. Den Gefallenen des Weltkrieges, Düsseldorf 1935.
- Michael Paszyna: Frauenfriedenskirche Frankfurt am Main/Bockenheim, in: Moderne Architektur exemplarisch. Hans Herkommer, Ausstellungskatalog Kaiserslautern 2010, 61 f.
- Religiana.com: Frauenfrieden Church, Frankfurt am Main
- Heike Risse: Frühe Moderne in Frankfurt am Main 1920-1933, Frankfurt am Main 1984, 171 ff.
- Hugo Schnell: Der Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Dokumentation, Darstellung, Deutung, München/Zürich 1973, 44, 50.
- Kerstin Stoffels: Frauenfrieden – katholische Moderne in Bockenheim, in: Bürger, die Geschichten schreiben. Das Projekt „Stadtteilhistoriker“ 2010 bis 2014, hg. von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 2014, 34 f.
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