Frankfurt am Main-Nieder-Erlenbach
Jesus Christus – Der Gute Hirte
Im Sauern 6
60437 Frankfurt am Main-Nieder-Erlenbach
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Informationen
Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Zur Webseite
geöffnet SO: 10.00 - 18.00 Uhr Anschrift Pfarramt Katholisches Pfarramt St. Jakobus, Harheim
Philipp-Schnell-Straße 65
60437 Frankfurt am Main
06101 42350
E-Mail
Zur Webseite
Öffnungszeiten Pfarramt In Harheim: MO: 16.00 - 18.00 Uhr DI, FR: 9.00 - 11.00 Uhr sowie in Nieder-Erlenbach: DO: 16.00 - 17.00 Uhr (Telefon: 06101 989683)
Gottesdienstzeiten Kirche Aktuelle Gottesdienstzeiten und Veranstaltungshinweise finden Sie online unter: bistummainz.de/pfarrgruppe/harheim_nieder-eschbach/aktuell/gottesdienste/.
Kirchen in Deutschlands Mitte
„Etwas Warmes und Mütterliches“
Man muss schon wissen, was und wo man sucht: Das katholische Gemeindezentrum „Jesus Christus – Der Gute Hirte“ ordnet sich in Frankfurt-Nieder-Erlenbach weitgehend der Nüchternheit seines Umfelds unter. Einzig ein schlichtes großes Wandkreuz am turmartigen Aufbau deutet auf die kirchliche Nutzung hin. Und auch wenn man den inneren Bereich des baulichen Ensembles betritt, erscheint dieses profan. Gelangt ein Besucher durch die große Gittertür schließlich in den Kirchenraum, wird er jedoch von ungeahnter Wärme, Intimität und Geborgenheit umfangen …
- ÜberblickOrt
Frankfurt am Main-Nieder-Erlenbach
Bistum
Bistum Mainz
Name der Kirche
Jesus Christus – Der Gute Hirte
Weihe
2000 (27. August)
Architekt
Günter Pfeifer
Künstler
Günter PfeiferBesonderheit
"Jesus Christus – Der Gute Hirte" wird ausgezeichnet durch die gekonnte Bescheidenheit und qualitätvolle Materialverarbeitung, durch die eindrückliche Lichtführung und das ausgefeilte energetische Konzept.
Nutzung
Filialkirche der Katholischen Pfarrgemeinde St. Jakobus, Harheim, und Jesus Christus – Der Gute Hirte, Nieder-Erlenbach
Standort / Städtebau
Der mehrfach in der Höhe gestaffelte Bau wurde zum östlichen Ortsrand hin errichtet: zwischen dem Bürgerhaus, einer Seniorenwohnanlage und der Auenlandschaft des Erlenbachs. - Beschreibung
Grundriss
Der Grundriss der Anlage zeigt ein gehöftartiges Ensemble aus drei Bauteilen, die durch offene Wege ebenso getrennt wie verbunden werden: Im südlichen richtete man den Gemeindesaal, im westlichen einen Jugendbereich, im östlichen die Kirche ein.
Außenbau
An der Nordwestecke des Ensembles findet sich ein turmartiger Aufbau, der die Taufkapelle, den Glockenstuhl und einen „Energiegarten“ aufnimmt. Nach Süden, zur Straße hin, folgen die flachen Teilbauten für Jugend- und Gemeindearbeit. Die Rückseite der Anlage zeigt sich mehrfach gestaffelt: der Gemeindesaal im Süden und im Norden die Kirche. Letztere weist in der wenig tiefen, vorgelagerten Apsis einen kreuzförmigen Wandeinschnitt auf. Vom Erschließungsweg, der zwischen beiden Teilbauten nach Westen führt, wird die Fassade torartig aufgebrochen. Insgesamt durchdringen einander im – über mehrere Höhenstufen aufwachsenden – Bau immer wieder Holz- und Betonelemente.
Innenraum
Der Kirchenraum zeigt sich quergerichtet mit einer kreuzförmigen Grundanlage. Vor der Apsis im Osten zieht sich über die gesamte Raumbreite ein schmales Querhaus entlang – zwischen der Taufkapelle im Norden und dem Tabernakel im Süden. Gen Westen wird der Kirchenraum eingezogen und jeweils seitlich von Nebenräumen begleitet: an der Nordseite von der Marienkapelle, dem Lager und dem Aufgang zur Orgelempore, an der Südseite von der Sakristei mit dem Messdienerbereich und der Beichte. An der Westseite des Kirchenraums schließlich ist eine schmale Eingangszone eingestellt.
Die Wände zeigen Holz oder Sichtbeton mit perfekten Oberflächen und präzisen Kanten. Bis hin zu den Möbeln hielt man die hölzernen Elemente, so auch das Gesamtkonzept der Kirche, ebenso bescheiden wie qualitätvoll. Die eindrückliche Lichtstimmung wird durch fünf „Filter“ erzielt: Von Westen fällt das Licht durch Holzlamellen, Industrieverglasung, hölzerne Fachwerkträger, eine Innenverglasung mit senkrechten Sprossen und ein wellenförmig aufgehängtes Stahlgewebe. Dagegen wird der Raum von Osten her nur durch den kreuzförmigen Ausschnitt in der Apsiswand beleuchtet. Die rund 10 Meter hohe Taufkapelle erhält ungefiltertes Tageslicht durch den hoch liegenden, gen Süden gerichteten Energiegarten.
- Liturgie und Raum
Der zentrierte, gleichwohl geostete Raum schart die Gemeinde von drei Seiten um den Altar. Dieser ist – ebenso wie Ambo und Vorstehersitz – auf einer von der Apsis bis in die Raummitte hineinlaufenden Insel verortet. Im Osten wird diese Achse vom Querhaus mit Taufkapelle und Tabernakel gekreuzt. Zeichenhaft trägt die Apsiswand einen raumbeherrschenden kreuzförmigen Ausschnitt. Wie herausgeklappt führt die um eine Stufe erhöhte Altarinsel die Apsisbreite in die Kirche hinein. Die liturgische Raumordnung geht auf Gespräche des Architekten mit dem Theologen Walter Zahner zurück, deren Impulse von der Gemeinde positiv aufgenommen und umgesetzt wurden.
- Ausstattung
Die Innengestaltung samt Einrichtung wurde vom Architekten entworfen. Für den Altar aus Sichtbeton fertigte man eine Abdeckung in rohem Stahl mit eingelegten Salbungssteinen aus Basalt. In den Altar wurde eine Reliquie Konrads von Parzham, zweiter Patron der Pfarrei, eingeschlossen. Aus Beton und Stahl erstellte man auch den Ambo, während Vorstehersitz und Gestühl aus Multiplexplatten gefertigt wurden. Wiederum aus Stahl bestehen die Apostelstelen und das Vortrage- und Altarkreuz, sein Korpus entstammt der Vorgängerkirche und wurde vergoldet. Taufstein und Weihwassersteine führte man in Sichtbeton und Basalt aus.
Auf vier dünnen Stahlstreben in eine Fensteröffnung der Ostwand eingebaut, scheint der stählerne, innen mit Messing ausgelegte Tabernakel fast zu schweben. Unter der Empore wurden Decke und Wände der intimen Marienkapelle (teils) blau gestrichen. Von ihr kann man durch ein silbernes Stahlnetz in die Taufkapelle sehen. Auf einer großflächig verglasten Schiebetür im Eingangsbereich schließlich sind, auf das Patrozinium der Kirche verweisend, in blauen Buchstaben Auszüge aus Joh 10 zu lesen.
- Von der Idee zum Bau
Seit 1972 ist Nieder-Erlenbach Frankfurts nördlichster Stadtteil. Bei aktuell gut 4.600 Einwohnern konnte es mit Fachwerkhäusern und Hofanlagen bis heute seinen dörflichen Charakter bewahren. Einst fast rein protestantisch, kamen nach 1945 mit den Flüchtlingen und späteren Zuzügen viele Katholiken in den Ort. Gegenwärtig leben hier ca. 1.160 Gemeindeglieder, die zur Pfarrei St. Jakobus Harheim gehören. 1962 hatte man an anderer Stelle eine Scheune zur Kirche umgestaltet. Als diese baufällig wurde, entwarf der Architekt Günter Pfeifer den Neubau. Hierbei suchte er, das Wesen des einstigen Dorfes mit seinen Häusern, Höfen und Gassen einzufangen. So entstand ein gehöftartiges, in Holz und Beton entwickeltes Gebilde mit drei Hausteilen, das zugleich ein geschlossenes Geviert zeichnet. Zum Gesamtkonzept gehört eine ökologische Ausrichtung. Beispielsweise unterstützt der „Energiegarten“, ergänzt mit einem geothermischen Erdkollektor unter der Bodenplatte, die Kirchen-Beheizung.
- Der Architekt Günter Pfeifer
Der Architekt und Maler Günter Pfeifer wurde 1943 in Schopfheim geboren und studierte bis 1967 in Kassel. 1975 gründete er ein Büro in Freiburg/Breisgau und Lörrach und ist seit Ende der 1970er Jahre in wechselnden Büropartnerschaften tätig. Von 1992 bis 2012 lehrte Pfeifer als Professor an der TU Darmstadt; er verwirklicht Räume im Wohnungsbau, im öffentlichen und im kirchlichen Bereich. Zu seinen Kirchprojekten gehören der Umbau der Markuskirche Frankfurt-Bockenheim (2005) sowie die Umgestaltungen von St. Antonius Stuttgart-Kaltental (2006), von St. Augustinus Heilbronn (2008) und der Spitalkirche Mannheim (2012). Pfeifer gilt als Pionier umweltbewussten Bauens. Im Gespräch mit Andreas Denk erklärte er 2004: „In Nieder-Erlenbach wollte ich einen Bau schaffen, der etwas Warmes und Mütterliches hat.“
- Literatur (Auswahl)
- Cornelia Krause: Dialog mit dem Licht. Kirche und Gemeindezentrum in Nieder-Erlenbach/Frankfurt am Main, in: db Deutsche Bauzeitung 11, 2001, 76-82.
- Gottfried Semper Architekturpreis 2009 an Günter Pfeifer [http://www.sadk.de/pfeifer.html, Abrufdatum: 16. November 2015].
- Licht-Inszenierung. Kirche mit Gemeindezentrum, Frankfurt/Nieder-Erlenbach, in: Bauwelt 31, 2001, 21-23.
- Matthias Ludwig: 2000 Frankfurt-Nieder-Erlenbach, Jesus Christus – Der Gute Hirte, in: Birgit Kita/Andreas Poschmann (Hg.), AUF EWIG. Moderne Kirchen im Bistum Mainz, Regensburg 2016, 146-171.
- Matthias Ludwig/Reinhard Mawick (Hg.): Gottes neue Häuser. Kirchenbau des 21. Jahrhunderts in Deutschland, Frankfurt am Main 2007.
- Günter Pfeifer: Imagination, in: Der Architekt 1-2, 2004, 22.
- Günter Pfeifer: Zwischenräume. Bauten und Projekte 1975 – 2000, Freiburg/Breisgau 2012.
- Günter Pfeifer/Andreas Denk: Strukturen statt Symbole, in: Der Architekt 1-2, 2004, 22-25.
- Günter Pfeifer/Walter Zahner: Imagination und Liturgie. Das Gemeindezentrum mit Kirche „Zum Guten Hirten“ in Frankfurt Nieder-Erlenbach, Darmstadt 2003.
- Wolfgang Jean Stock: Architekturführer. Architectural Guide. Christliche Sakralbauten in Europa seit 1950. Christian Sacred Buildings in Europe since 1950, München u. a. 2004.
- Internetauftritt des Architekten Günter Pfeifer: http://www.guenterpfeifer.de [Abrufdatum: 16. November 2015].
Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.