Fulda

Zur Heiligen Dreifaltigkeit

Anschrift Kirche
Eduard-Schick-Platz 5
36037 Fulda
  • Informationen
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    Anschrift Pfarramt Bischöfliches Priesterseminar der Diözese Fulda
    Eduard-Schick-Platz 5
    36037 Fulda
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    Kirchen in Deutschlands Mitte

Moderne trifft Barock

Wie vom Himmel gefallen, so erscheint die Dreifaltigkeitskapelle des Fuldaer Priesterseminars wohl manch einem Besucher auf den ersten Blick. Hier trifft Moderne (Kapelle) auf Barock (Dombezirk). Das schlichte Achteck steht in faszinierender Spannung zu seiner historischen Umgebung: Der Zentralbau, der die liturgischen Orte in seine Mitte rückt, verbindet sichtbare Stahlstützen im Außenbereich mit Betonscheiben und rotem Ziegelmauerwerk im Inneren. Dafür stimmte der Architekt Sep Ruf Architektur und Einrichtung bis ins kleinste Detail aufeinander ab – und schuf mit seiner Dreifaltigkeitskapelle einen, wie es Hans Wichmann nannte, „schlichten und ergreifenden“ Kirchenraum.

  • Überblick
    Ort
    Fulda

    Bistum
    Bistum Fulda

    Name der Kirche
    Zur Heiligen Dreifaltigkeit

    Weihe
    1968 (25. Oktober)

    Architekt
    Sep Ruf

    Künstler
    Fritz Koenig, Georg Meistermann, Lioba Munz, Karl Hirt
    Besonderheit
    In Fulda interpretierte Ruf das Thema "Zentralraum" neu, gestaltete die Priesterseminar-Kapelle vom Ganzen (Architektur) bis ins kleinste Detail (Einrichtung) konsequent durch und vermittelte gekonnt zwischen "Tradition" (barocke Umgebungsarchitektur) und "Moderne" (Kapelle).

    Nutzung
    Kapelle des Priesterseminars Fulda

    Standort / Städtebau
    Im Garten des Priesterseminars (ehemaliges Benediktinerkloster) errichtet, ist die Dreifaltigkeitskapelle umgeben von Seminar, Schwesternheim und Fakultätsgebäude und somit Teil des Fuldaer Dombezirks.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Fulda | Priesterseminar-Kapelle | Grundriss

    Fulda | Priesterseminar-Kapelle | Grundriss

    Der Grundriss zeigt ein Achteck mit einem Durchmesser von ca. 23 Metern. Vier frei eingestellte Wandscheiben aus Sichtbeton (Breite je ca. 6,5m) fassen Altarinsel und Bankblöcke und definieren den zentralen Feierraum. Im äußeren Umgang sind Beichtstühle (Ost- und Westseite), Eingang mit Orgelempore (Süden) und eine offene Sakristei (Norden) untergebracht. Ein niedriger, gläserner Verbindungsgang mit Einbau (Mauerschale mit Andachtsbild) verbindet Kapelle und Priesterseminar.

     

    Außenbau

    Fulda | Priesterseminar-Kapelle | Außenbau | Foto: Johanna Anders

    Fulda | Priesterseminar-Kapelle | Foto: Johanna Anders

    Der fensterlose Bau wirkt wie eine freistehende Plastik. Außen mit gelbbraunem Sandstein verkleidet, wird er mit einem flach auskragenden, von acht filigranen Stahlstützen getragenen Dach überfangen.

     

    Innenraum

    Fulda | Priesterseminar-Kapelle | Innenraum | Foto: Johanna Anders

    Fulda | Priesterseminar-Kapelle | Foto: Johanna Anders

    Das Innere ist geprägt von vier eingestellten Wandscheiben aus vertikal profiliertem, stark strukturiertem Beton. Sie umgeben den Feierraum, der auf die liturgischen Orte konzentriert ist. Als Gegenpol zum Beton der Wandscheiben sind die Außenwände mit roten Handstrich-Ziegeln verkleidet. Die zentralisierende Raumform wird durch ein umlaufendes Lichtband zwischen Wänden und Decke sowie der mittigen Oberlichtkuppel betont.

  • Liturgie und Raum
    Fulda | Priesterseminar-Kapelle | Ewiges Licht | Foto: Johanna Anders

    Fulda | Priesterseminar-Kapelle | Ewiges Licht | Foto: Johanna Anders

    „Die Grundidee war das Haus im Haus“, so Sep Ruf zu seiner Kapelle. Das Konzept seiner Münchener Johannes-Capistran-Kirche (1960), die liturgischen Orte zentral anzuordnen, wurde in Fulda noch gesteigert: Hier „verschwinden“ untergeordnete Bereiche wie Eingang, Orgel, Beichtstühle und Sakristei im Umgang zwischen Außenwand und Betonscheiben. Altar, Tabernakel und Ambo bilden den liturgischen wie architektonischen „Kern“ der Kapelle – einen Ort der Geborgenheit, des stillen Gebets und des Miteinander-Feierns.

     

  • Ausstattung
    Fulda | Priesterseminar-Kapelle | Vortragekreuz | Foto: Johanna Anders

    Fulda | Priesterseminar-Kapelle | Vortragekreuz | Foto: Johanna Anders

    Eine zentrale Altarinsel mit Blockaltar aus Londorfer Basalt ist in der Mitte der Kapelle verortet, wo ein filigraner Ambo aus Metall (links) und ein Vortragekreuz (Lioba Munz, 1988, rechts) die südliche Grenze des Altarbereichs markieren. Den nördlichen Abschluss bildet eine der frei in den Raum eingestellten Betonscheiben. Sie ist geteilt und flankiert einen schiffsbugförmigen, bronzenen Tabernakel (Fritz Koenig) und das gläserne Altarbild (Georg Meistermann), das eine Welle und das himmlische Jerusalem darstellt. Beide Stücke gehören, ebenso wie die vier Bodenleuchter im Altarbereich (Fritz Koenig) und eine kleine Orgel über dem Eingang (Matthias Kreienbrink) zur Erstausstattung der Kapelle. Der bronzene Kreuzweg an der Außenwand (Karl Hirt) war ein Abschiedsgeschenk des Bischofs Eduard Schick an seine Diözese und wurde im Sommer 1984 eingeweiht.

    Sep Ruf entwarf Altar, Weihwasserbecken, Türgriffe und weitere Details.
    Während das – auf einem gleichseitigen Kreuz am Rand der Altarinsel schwebende – Ewige Licht und der Osterleuchter (Friedel Denecke, 1990) später zur Ausstattung hinzukamen, stammt das hochrechteckige Marienbild (Öl auf Holz) an der Außenwand (zwischen westlicher und nördlicher Wandscheibe) aus der Zeit um 1500. In der Mauerschale des gläsernen Verbindungstrakts zum Seminar stimmt eine steinerne Dreifaltigkeitsskulptur auf das Kapellenpatronat ein: eine Kopie eines „Gnadenstuhls“ (um 1300) im Fritzlarer Dom.

     

  • Von der Idee zum Bau

    Nachdem die frühere Kapelle (Weihe 1856) im Südflügel des Gebäudes (heute Dommuseum) zu klein geworden war, gab es erste, nicht umgesetzte Planungen für einen Kapellenneubau von Rudolf Schwarz (1938) und Carlo Schloenbach (1948). Anfang der 1960er Jahre wurde das Bauvorhaben konkreter und der Münchener Architekt Sep Ruf setzte sich mit seinem Entwurf gegen drei regionale Baumeister (Josef Bieling, Johannes Reuter sen. und Hans Weber) durch.

    Als Bauplatz bot sich der ehemalige Konviktsgarten an, der von Priesterseminar (früher Kloster), Schwesternhaus und Theologischer Fakultät (früher Bibliothek) gerahmt wird. Am 25. Oktober 1968 weihte Bischof Adolf Bolte die neue Kapelle des Fuldaer Priesterseminars der Heiligen Dreifaltigkeit – als „Dank und Erinnerung an das Zweite Vatikanische Konzil“. 2005/06 erfuhr das Innere des Gottesdienstraums eine Grundreinigung und zeigt seitdem ein neues Licht- und eine Möblierungskonzept des Hamburger Büros BUB Architekten.

     

  • Der Archtekt Sep Ruf

    Sep Ruf (1908-1982), Architekt der deutschen Nachkriegsmoderne, hat eine Reihe aufsehenerregender öffentlicher und privater Bauten hinterlassen. Mit den Kirchen St. Johann von Capistran (München, 1958-60) und der Kapelle des Fuldaer Priesterseminars (1967-68) erlangte er auch im sakralen Bereich große Anerkennung. Nach seinem Studium an der TU München (1926-31) war Ruf als freischaffender Architekt tätig, 1947-53 lehrte er als Professor an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg und 1953-72 an der Akademie der Bildenden Künste, München, der er 1958-61 als Präsident vorstand.

     

    Das Werk von Sep Ruf zeugt nicht nur vom sensiblen Umgang mit historischem Bestand (z. B. Neue Maxburg, München 1954-56, mit Theo Pabst). Mit der Teilnahme an der „Interbau“ 1957 (Berlin, Hansaviertel), dem Deutschen Pavillon auf der Brüsseler Expo 1958 (mit Egon Eiermann), dem „Kanzlerbungalow“ (1963-64) und seinen Kirchen erlangte Sep Ruf darüber hinaus internationale Anerkennung und Bekanntheit.

     

    Weniger bekannt ist Ruf als Designer: Tatsächlich aber lieferte er für seine Bauten stets die passende Einrichtung mit und hinterließ auf diese Weise bis ins Detail aufeinander abgestimmte „Gesamtkunstwerke“. Das Ruf’sche Lebenswerk wurde mit zahlreichen Ausstellungen, Publikationen und Auszeichnungen (darunter das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, 1976) geehrt. Mit seinen leicht wirkenden, an der internationalen Moderne („Bauhaus-Stil“) orientierten Bauten prägte er die deutsche Nachkriegsarchitektur.

     

  • Literatur (Auswahl)
    • Dieter Griesbach-Maisant (Bearb.): Stadt Fulda (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Kulturdenkmäler in Hessen), hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 1992, S. 135.
    • Martin Matl: Drei Entwürfe zu einer modernen Kapelle für das Bischöfliche Priesterseminar in Fulda. Die widerstreitenden Ansätze von Sep Ruf (1968), Carlo Schloenbach (1948) und Rudolf Schwarz (1938), in: Alessandra Straub u. a. (Hg.): Fulda in den Künsten. Festgabe für Gregor K. Stasch zum 65. Geburtstag, Petersberg 2015, S. 252-263.
    • Martin Matl: Prägender Einfluss. Sep Ruf in Fulda, in: Bauwelt 33 (2011), S. 3.
    • Winfried Nerdinger (Hg.): Sep Ruf 1908-1982 [anlässlich der Ausstellung „Sep Ruf 1908-1982. Moderne mit Tradition“ im Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne, 31. Juli bis 5. Oktober 2008], München 2008, S. 140-143.
    • Erwin Sturm: Die Bau- und Kunstdenkmale der Stadt Fulda, Fulda 1984, S. 216-219.
    • Hans Wichmann: Sep Ruf. Bauten und Projekte, Fulda 1986.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Dr. Johanna Anders, Helsa (Beitrag online seit 11/2015)

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