Greifswald

Christuskirche

Anschrift Kirche
An der Christuskirche 3
17491 Greifswald

Unterwegs entdecken: Christuskirche in Greifswald

Mit dem Bau des Kernkraftwerkes Lubmin ab 1969 erfuhr die Hanse- und Universitätsstadt Greifswald eine großflächige Erweiterung im Südosten des historischen Zentrums. Im Zuge des staatlichen Sonderbauprogramms für Kirchenbauten wurde ab der Mitte der 1970er Jahre auch der Kirchenneubau innerhalb der neuen Wohngebiete unter Auflagen genehmigt.

An der gelben Klinkerfassade des aus mehreren Gebäuden bestehenden Ensembles zeugt ein flaches Relief in der Nordostwand der Kapelle vom christlichen Charakter des Gebäudes. Architektin Dorothea Böhme nahm sich ein mittelalterliches Weihekreuz zum Vorbild: „Christus steht in der Mitte der Welt, in der Mitte Ihrer Gemeinde, auf dass alle eins seien.

  • Überblick
    Ort
    Greifswald

    Landeskirche
    Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche)


    Name der Kirche
    Christuskirche

    Einweihung
    1984 (9. Dezember)

    Architekten
    Klaus Salzwedel, Dorothea Böhme
    Besonderheit
    Die ev. Christuskirche ist eine der ersten Kirchen der DDR, die bewusst in einem neuen Plattenbaugebiet errichtet wurden. Die Ausführung, nicht in modularer (Platten-)Bauweise, sondern mit wärmedämmendem Luftschichtmauerwerk wurde später als „beispielhaft und nachahmenswert empfohlen“.

    Nutzung
    Gemeindekirche der ev. Christus-Kirchengemeinde

    Standort / Städtebau
    Die Kirche befindet sich am Nordostrand des Stadtteils „Schönwalde II“, hinter einem Wohnblock des Ernst-Thälmann-Rings, am „Stadtpark“.

  • Beschreibung

    Anfang der 1980er Jahre veranlasste das Bauamt des Konsistoriums der Evangelischen Landeskirche Greifswald (heute: Pommersche Evangelische Kirche) einen studentischen Wettbewerb, der am Lehrstuhl für Bauplanung der Hamburger Hochschule für Bildende Künste unter der Leitung von Prof. Bernhard Winking ausgeschrieben wurde. Ausgeführt wurde der Entwurf des Siegers Klaus Salzwedel nach Plänen der Architektin Dorothea Böhme vom Bauamt der Evangelischen Landeskirche.

    Die Grundsteinlegung erfolgte am 14. Mai 1982. Für Böhme und ihre Kollegen bedeutete die Realisierung einen Umgang mit teils unbekannten Baumaterialien und -techniken, da man nicht auf die herkömmliche Plattenbauweise zurückgriff.

    Greifswald | Christuskirche | Plan | Bild: Baudezernat der ev. Nordkirche

    Ein winkelförmiger Haupttrakt mit den Kapellen- und Gemeinderäumen und ein separater Bau mit zwei (Pastoren-)Wohnungen bilden ein hofartig gruppiertes Ensemble. Dieser Atriumcharakter wird durch eine leichte Erhöhung des Terrains und dessen Pflasterung unterstrichen. An der Nordwestecke findet sich ein separater Glockenturm (Campanile). Über den schmalen Schalluken und dem flachen, schieferummantelten Dach sollte sich ursprünglich ein Wetterhahn erheben. Ausgeführt wurde ein goldfarbenes Würfelkreuz, das (nicht nur) im Sonnenlicht einen markanten Fixpunkt bildet.

    Durch die nach außen ansteigenden Pultdächer wird zum einen die optische Geschlossenheit des Hofes verstärkt und zum anderen die aufstrebende Wirkung des Hauptflügels betont. Im Planungsgrundriss wurde eine klare Trennung zwischen der Kapelle und dem Gemeinderaum vorgenommen. Die Abtrennung erfolgt durch eine mobile Wand, die sich jedoch nicht im offenen, hölzernen Dachstuhl fortsetzt. In der Praxis des Gemeindelebens stellt die Separierung eher den Sonderfall denn die Regel da. Nebst der Orgel der Fa. Sauer an der Südostseite des Gemeinderaums ist auch das durch zwei Stufen erhöhte liturgische Zentrum im Nordosten der Kapelle in der regulären Gottesdienstsituation auf den gesamten Raum ausgerichtet.

    Greifswald | Christuskirche | Foto: Arvid Hansmann

    Vier durchfensterte Doppeltüren öffnen den Gemeinderaum-Teil zu einem L-förmigen Foyer, das durch seine Transparenz zum Hof wiederum auf das frühchristliche Atrium verweist.

  • Literatur (Auswahl)
    • Ev. Kirchengemeinde Christuskirche Greifswald (Hg.): Christuskirche. 20. Kirchweihfest. 2. Advent 2004. Festschrift, Greifswald 2004.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Dr. Arvid Hansmann, Greifswald (Beitrag online seit 03/2022)