Hamburg-Blankenese
Maria Grün
Schenefelder Landstraße 3
22587 Hamburg
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Informationen
Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Bitte beim Pfarramt erfragen! Anschrift Pfarramt Gemeindebüro Maria Grün
Schenefelder Landstraße 3
22587 Hamburg
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Öffnungszeiten Pfarramt MO, DI, FR: 10.00 - 12.00 Uhr
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Kirchen im Norden
Wie die Kirche zum „Grün“ kam
Dass der Neubau für den Hamburger Stadtteil Blankenese den eher ungewöhnlichen Namen Maria Grün bekommen sollte, stand schon in den Planungstagen fest: Die im Jahr 1930 geweihte Kirche mit dem offiziellen Patrozinium St. Mariä Himmelfahrt liegt inmitten einer Parkanlage. Umringt von hohen Bäumen, fügt sich der gerundete Ziegelbau in die Landschaft ein und setzt mit dem quaderförmigen Turm ein markantes Zeichen.
- ÜberblickOrt
Hamburg-Blankenese
Bistum
Erzbistum Hamburg
Name der Kirche
Maria Grün
Weihe
1930 (7. September)
Architekt
Clemens Holzmeister
Künstler
Heinrich CampendonkBesonderheit
Der prägnante Rundbau der Weimarer Republik wurde im Modus der Neuen Sachlichkeit errichtet.
Nutzung
römisch-katholische Gemeindekirche
Standort / Städtebau
Maria Grün liegt im Hamburger Stadtteil inmitten einer Parkanlage, umringt von hohen Bäumen. - Beschreibung
Grundriss
Die Kirche ist über einem nahezu kreisrunden Grundriss mit Umgang erbaut. Der Altarbereich, der in Form einer Konche in den Umgang eingeschnitten ist, gibt Maria Grün eine Richtung und exponiert den Altar aus dem Zentralraum. Der nach Süden hin orientierte Chor bildet mit dem vorgelagerten Turm eine Achse. Letzterer ist wiederum auf einem rechteckigen Grundriss dem Rundbau vorgelagert. Die ebenfalls gerundete Freitreppe vor dem Turm enspreicht so der Rundung der Chorkonche. Zwei seitlich der Altarapsis eingefügte Nebenkonchen bergen Sakristei und Seitenkapelle.
Außenbau
Der kupfergedeckte und mit Oldenburger Klinker verblendete Rundbau weist einen quaderförmigen Fassadenturm auf, hinter dem sich, nach einem kurzen Verbindungsbau, die zentrale Rotunde anschließt. Diese wird von einem niedrigeren Umgang begleitet, der wie die Rotunde mit Rundbogenfenstern durchbrochen ist. Zwei kleinere, halbrunde Anbauten erweitern wiederum den Umgang. Der Mauerverband, der eine diagonal verlaufende Bewegung vorgibt, unterstreicht die gerundete Bauform und versetzt die Außenhaut gleichsam in Schwingung. Eine Freitreppe unter einem gerundeten, weit herausstehenden Vordach leitet ins Innere.
Innenraum
Der Innenraum ist gänzlich weiß verputzt. In die Decke des Gemeinderaums wie des Altarraums sind Lichtbänder eingebunden, die den Raum indirekt beleuchten. Die mäandrierende Deckengestaltung, in welche die Lichtkörper eingelassen sind, setzt einen weiteren gestalterischen Akzent. In der flachen Decke des Gemeinderaums findet sich ein Rundfenster im eigentlichen Mittelpunkt des Zentralbaus. Die Außenwände sind mit über vier Meter hohen, schmalen Rundbogenfenstern durchbrochen. Im Gegensatz zur hellen Chorapsis wurde die Sockelzone der Gemeinderotunde dunkel vertäfelt.
- Liturgie und Raum
Der stützenfreie Rundbau sammelt die Gemeinde um den Altar, der wiederum durch die eingeschobene Altarkonche aus dem Zentralbau herausgerückt ist. Die gekrümmten Bänke bergen die Gemeinde und richten sie zugleich auf das liturgische Geschehen hin aus. Auch der Mittelgang markiert den Lebensweg des Gläubigen, der sich auf die Eucharistie hin orientiert. Ursprünglich war der Altarraum durch eine der Rundung folgende Kommunionbank stärker vom Gemeinderaum abgetrennt: Auf dem Altar vor der Rückwand war der Tabernakel aufgestellt. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) wurde der Altarraum für eine Zelebration versus populum umgestaltet, so dass der Tabernakel seitlich vom Altar aufgestellt wurde. Auch wenn der Altar heute näher an der Gemeinde steht, ist der Altarraum noch immer „exzentrische Mitte“ des Raums. In den Jahren 2004 bis 2011 wurde die Kirche umfassend saniert und überarbeitet. Ein neuer Tabernakel findet sich nun ebenso wie der Taufort auf der Schwelle vom Gemeinde- zum Altarraum auf den Chorstufen. Der Ort für die Marienandacht liegt nun wieder in einer Kranzkapelle.
- Ausstattung
Bedeutendstes Ausstattungsstück der Kirche sind die Buntglasfenster des Künstlers Heinrich Campendonk (1889-1957). Der gebürtige Krefelder lernte bei Jan Thorn Prikker an der Kunstgewerbeschule in Krefeld und gehörte zum expressionistischen Künstlerkreis „Der Blaue Reiter“. Für Maria Grün hat Campendonk zunächst die fünf farbig gestalteten Rundbogenfenster der Chorapsis entworfen. Ab 1935 kamen die Fenster des Gemeinderaumes und des Umgangs hinzu. Die Apsisfenster stellen fünf Engel dar, die sich entsprechend der Rundung des Baukörpers zueinander drehen. Die übrigen Fenster sind größtenteils ornamental gehalten mit
Verweisen auf christologische und marianische Themen. Drei Fenster deuten mit Symbolen auf die drei göttlichen Tugenden Glaube (Kreuz), Liebe (Herz), Hoffnung (Anker). - Von der Idee zum Bau
Das Bevölkerungswachstum in den Elbvororten durch den Ausbau der Eisenbahnlinie machte im frühen 20. Jahrhundert den Neubau einer katholischen Kirche notwendig. Nachdem 1928 die „Missionspfarrgemeinde Altona-Blankenese“ gegründet wurde, konnte 1929 ein beschränkter Wettbewerb ausgeschrieben werden. Für den Neubau sollte „größter Wert gelegt [werden] auf […] Einfühlung in die kulturelle und landschaftliche Eigenart der Elbgemeinden [sowie] auf Auswertung der gärtnerischen Vorzüge des Baugeländes“ (aus dem Pfarrarchiv, zitiert nach Fuhrmeister). Diesen Vorgaben entsprach der Entwurf des jungen Clemens Holzmeister, so das Urteil der Jury, die sich neben dem Pfarrer und einem Gemeindevertreter aus dem Kunsthistoriker August Hoff und dem Architekten Peter Behrens zusammensetzte. Der Grundstein wurde am 27. Oktober 1929 gelegt, die Weihe am 7. September 1930 gefeiert. In den folgenden Jahrzehnten wurde der denkmalgeschützte Kirchbau mehrfach im Inneren umgestaltet. Im Zuge der letzten Sanierung, die 2011 fertiggestellt wurde, konnte der Kirchenraum wieder seinem ursprünglichen Charakter angenähert und dennoch an die liturgischen Erfordernisse der Zeit angepasst werden.
- Der Architekt Clemens Holzmeister
Clemens Holzmeister wurde 1886 in Fulpmes (Tirol) geboren und studierte ab 1906 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1919 mit Promotion die Hochschule beendete. Seinen architektonischen Durchbruch erlangte er mit dem klaren modernen Bau der Feuerhalle Simmering (1921-24, Krematorium Wien). Neben einer umfangreichen Lehrtätigkeit an verschiedenen Hochschulen schuf Holzmeister ein vielseitiges architektonisches Oeuvre mit rund 700 Bauten und Entwürfen. Der Kirchenbau spielte neben anderen Bauaufgaben eine besondere Rolle, so projektierte er außer der Kirche Maria Grün u. a. Kirchen in Bregenz (Mariahilf, 1925-31), Berlin (St. Adalbert, 1930-33), Mönchengladbach (St. Peter, 1933) und Innsbruck (Allerheiligen, 1965). Ab 1924 war Holzmeister Leiter einer Meisterklasse für Architektur an der Akademie der bildende Künste Wien und ab 1928 außerdem Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Zeitgleich war auch Heinrich Campendonk, der die Fenster für Maria Grün schuf, an der Düsseldorfer Kunstakademie als Lehrer der Klasse für Monumentalmalerei tätig.
Auch wenn ihm die (nieder-)rheinischen Kontakte wichtig waren, war Holzmeister zeit seines Lebens international tätig und baute außer in Österreich und Deutschland auch eine Vielzahl von Bauten in Ankara. In der Türkei verbrachte er ab 1938 die Jahre des Zweiten Weltkriegs, u. a. hatte er einen Lehrauftrag in Istanbul. Außerdem lebte er sechs Monate in Brasilien. 1954 kehrte Holzmeister aus der Türkei endgültig nach Österreich zurück und widmete sich dort neben anderen Projekte dem Bau des „Neuen Festspielhauses Salzburg“, das 1960 feierlich eingeweiht wurde. Clemens Holzmeister starb 1983 im Alter von 97 Jahren in Salzburg.
- Literatur (Auswahl)
- Christian Fuhrmeister: Avantgarde in der Diaspora: Die katholische Kirche Maria Grün in Hamburg-Blankenese (1929/30), in: Das Münster 52, 1999, 4, 331-344.
- Die Kirche Maria Grün 1930-2005. Zum 75. Weihetag der Kirche.
- Wierschowski, Myriam (Hg.): Kristalline Welten – die Glasgemälde Heinrich Campendonks, Linnich 2014.
- August Hoff: Kirchenfenster von Heinrich Campendonk, in: Die christliche Kunst 31, 1934/35, 4-9.
- Clemens Hozmeister, in: Architektenlexikon Wien 1770-1945 (www.architektenlexikon.at/de/241.htm, Abrufdatum: 22. November 2018).
- Fotoporträt von Maria Grün: mit Fotos von Jürgen Lull auf: flickr.com.
Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.