Hamburg-Steilshoop

Martin-Luther-King-Kirche

Anschrift Kirche
Gründgensstraße 28
22309 Hamburg
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche MO - FR: 8.00 - 18.00 Uhr
    Anschrift Pfarramt Evangelisch-Lutherische Martin-Luther-King-Kirchengemeinde Steilshoop
    Gründgensstraße 28
    22309 Hamburg
    040 639056-0
    E-Mail
    Zur Webseite
    Öffnungszeiten Pfarramt DI, DO, FR: 10.00 - 12.00 Uhr
    Gottesdienstzeiten Kirche SO 11.00 Uhr Die aktuellen Gottesdienstzeiten können online eingesehen werden unter: https://www.martin-luther-king-steilshoop.de.
    Kirchen im Norden

„Blaue Kachel“

Ein Spitzname, wie er hanseatischer nicht sein könnte: pure Beschreibung, der Rest passiert zwischen den Zeilen. Denn ob Sie bei der Martin-Luther-King-Kirche eher an ein „entlaufenes Schwimmbad“ denken oder an die U-Bahnstation Ihrer Kindheit, liegt ganz bei Ihnen. Beides wäre dem Architektenteam von 1974 wohl recht gewesen. Erlaubt war alles – gerne kontrovers diskutiert, gerne mit profanen Anklängen. Hauptsache, nicht eindimensional sakral. Einer der Erbauer, der Architekt Asmus Werner, beschreibt das Gemeindezentrum als „kleine Stadt in einer großen Stadt“. Hier bieten blau gekachelte Wohn- und Gruppenräume, durchzogen von Treppen und Gängen, viel Freiheit für alle erdenklichen Arten des Gemeindelebens.

  • Überblick
    Ort
    Hamburg-Steilshoop

    Landeskirche
    Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche)


    Name der Kirche
    Martin-Luther-King-Kirche

    Einweihung
    1974 (2. Juni)

    Architekten
    Asmus Werner, Bernhard Winking

    Künstler
    Alfons Werner
    Besonderheit
    Wie eine "kleine Stadt in einer großen Stadt" glückt dem Gemeindezentrum die Balance aus profanen und besonderen Elementen, aus der städtebaulichen Einfügung und Hervorhebung, aus einem vielfach nutzbaren und zugleich feierlich ausgerichteten Gottesdienstraum.

    Nutzung
    Gottesdienst, Kultur, Gemeinde- und Sozialarbeit

    Standort / Städtebau
    Im Nordosten von Hamburg, im Stadtteil Steilshoop, erstreckt sich südlich der Gründgensstraße u-förmig der César-Klein-Ring. Innerhalb des Straßenrings, gegenüber des Einkaufszentrums, wird das Gemeindezentrum von Hochhäusern umgeben.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Hamburg | Martin-Luther-King-Kirche | Grundriss

    Hamburg | Martin-Luther-King-Kirche | Grundriss

    Der Grundriss des Gemeindezentrums folgt der Form eines griechischen Kreuzes: Die drei „Balken“ im Norden, Westen und Süden werden durch die Gemeinde- und Wohnbauten gefüllt. Als Zugang dient der vierte „Balken“, eine gestufte Platzanlage mit dem Glockenträger auf quadratischer Grundfläche. Im Herzstück des Ensembles, im Mittelpunkt des gedachten Kreuzes, findet sich auf vielfach gebrochenem Grundriss der sog. Feiersaal, der Kirchsaal. Alle Gebäudeteile werden durch Gänge und Treppen voneinander getrennt und zugleich miteinander verbunden.

     

     

    Außenbau

    Hamburg | Martin-Luther-King-Kirche | Außenbau | Foto: © Ajepbah, via wikimedia commons, CC BY SA 3.0

    Hamburg | Martin-Luther-King-Kirche | Foto: © Ajepbah, via wikimedia commons, CC BY SA 3.0

    Nach außen wird das flachgedeckte, bis zu dreigeschossige, von Hochhäusern umringte Gemeindezentrum durch zwei Faktoren hervorgehoben. Zum einen wurde das Ensemble über die umgebende Treppen- und Platzanlage um etwa eine Geschosshöhe tiefergelegt, zum anderen stechen die tiefblauen Wandkacheln sowie roten Fensterrahmen, Schilder und Geländer ins Auge. Der sog. Feiersaal im Herzen der Anlage trägt unterhalb des Flachdachs zudem ein umlaufendes Holzlamellen-Band, der Glockenträger zeigt Sichtbeton und eine teils hölzerne Glockenstube.

     

    Innenraum

    Hamburg | Martin-Luther-King-Kirche | Feiersaal | Foto: Evangelisch-Lutherische Martin-Luther-King-Kirchengemeinde Steilshoop

    Hamburg | Martin-Luther-King-Kirche | Feiersaal | Foto: Evangelisch-Lutherische Martin-Luther-King-Kirchengemeinde Steilshoop

    Der sog. Feiersaal des Martin-Luther-King-Gemeindezentrums wiederholt das Prinzip der Außenanlage: Durch den Wechsel zwischen den Ebenen, durch Stufen, Treppen und Podeste, wird der Raum in verschiedene Zonen unterteilt. Der Feiersaal wird umfangen von drei, im Altarbereich von zwei zur Mitte hin abfallenden Stufen. Sein Licht erhält der Raum über ein klarverglastes, unterhalb der Decke umlaufendes Fensterband. Die Decke selbst zeigt ihr hölzernes Tragwerk offen.

  • Liturgie und Raum
    Hamburg | Martin-Luther-King-Kirche | Foto: Evangelisch-Lutherische Martin-Luther-King-Kirchengemeinde Steilshoop

    Hamburg | Martin-Luther-King-Kirche | Foto: Evangelisch-Lutherische Martin-Luther-King-Kirchengemeinde Steilshoop

    Um 1970 sollte in Steilshoop eine Großsiedlung entstehen, wo bislang Kleingärten das Bild prägten. Damit stand auch die Frage nach einer neuen protestantischen Kirche im Raum. Vor dem Hintergrund der umstrittenen Neubebauung, im Geist der Umbruchszeit um 1968, entschied sich die Gemeinde gezielt für ein stadtteiloffenes, nicht sakral auftrumpfendes Ensemble. Den Mittelpunkt dieser Anlage, die Wohnen, Gemeindearbeit, Sozialarbeit und Gottesdienst miteinander verbindet, liegt der sog. Feiersaal. Programmatisch wurden viele der Ausstattungsstücke dieses Kirchsaals grundsätzlich beweglich gehalten: Altar, Taufstein, Stühle. Die Stufung und vor allem die feststehende Kanzel geben dem Raum jedoch eine Richtung. So entstand eine ausgewogene Balance aus dem Freiheitsstreben der Theologen und dem Gestaltungswillen der Architekten. Der Gedanke, Kirche in Steilshoop auch städtebaulich mitten ins Geschehen zu rücken, konnte sich bislang nur teilweise erfüllen – die in unmittelbarer Nähe des Gemeindezentrums vorgesehene U-Bahnstation wird erst ab 2021 errichtet.

  • Ausstattung
    Hamburg | Martin-Luther-King-Kirche | Taufbecken | Foto: Evangelisch-Lutherische Martin-Luther-King-Kirchengemeinde Steilshoop

    Hamburg | Martin-Luther-King-Kirche | Taufbecken | Foto: Evangelisch-Lutherische Martin-Luther-King-Kirchengemeinde Steilshoop

    Der sog. Feiersaal des Martin-Luther-King-Gemeindezentrums wird seit der Bauzeit geprägt durch das Spiel mit unterschiedlichen Materialien: die weiß gefassten Umfassungsmauern, die Holzoberflächen (Decke, Wandverkleidungen, Türen, Stühle, Orgelgehäuse, Fußboden), verschiedene Betonelemente (Stufen, Taufstein, Kanzelbrüstung, Orgelbühne) sowie einige wenige Metall-, vorwiegend Messingakzente (Altar, Lesepult, Kanzelpult, Taufgestell, Taufschale, Leuchter, Altarkreuz, Kollektenbüchsen). Die Prinzipalien wurden nach Entwürfen des Architektenteams gestaltet: Kanzel, Altartisch, Lesepult, Taufbecken und Kollektenbüchsen. Leuchter und Altarkreuz hingegen stammen vom Silber- und Goldschmied Alfons Werner, dem Vater des Architekten, die Orgel wurde von der Werkstatt Eberhard Friedrich Walcker gefertigt.

  • Von der Idee zum Bau
    Hamburg | Martin-Luther-King-Kirche | Foto: © Ajepbah, via wikimedia commons, CC BY SA 3.0

    Hamburg | Martin-Luther-King-Kirche | Foto: Foto: © Ajepbah, via wikimedia commons, CC BY SA 3.0

    Steilshoop, ein Stadtteil im Nordosten Hamburgs, erhielt 1952 einen eigenständigen evangelisch-lutherischen Pfarrbezirk. Zwei Jahre später wurde am Georg-Raloff-Ring ein Kirchsaal errichtet. Als um 1970 eine neue Großwohnsiedlung entstehen sollte (unter den ca. 24.000 Einwohnern zählte man 14.000 Protestanten), sah man hier auch einen neuen kirchlichen Standort vor. Geplant wurde ab 1970, die Bauarbeiten starteten 1972, die Einweihung erfolgte an Pfingsten 1974. 1979 schließlich erhielt das Zentrum seinen heutigen Namen nach dem amerikanischen Bürgerrechtler Martin Luther King. Erst 1988 ergänzte man den Glockenträger. In den 1980er Jahren profilierte sich die Gemeinde stark in der Friedens- und Anti-Atom-Bewegung.

  • Die Architektengruppe Patschan, Werner, Winking
    Wedel | Standesamt und Rathaus | Foto: oldman hh, CC BY SA 3.0

    Wedel | Standesamt und Rathaus | Foto: oldman hh, CC BY SA 3.0

    Das Martin-Luther-King-Gemeindezentrum wurde entworfen von der Architektengruppe Patschan, Werner, Winking, unter Mitarbeit von Barbara Barth-Voigt, Thomas Bunzel und Siegfried Frotzek. Bereits 1965 hatten sich Dieter Patschan und Bernhard Winking zu einem Büro zusammengetan, dem 1968 Asmus Werner beitrat. Gemeinsam gestalteten sie z. B. 1971 den Neubau der Christuskirche und 1983 die Erweiterung des Rathauses in Wedel. 1988 verließ Werner das Büro, ab 1993 gingen dann auch Patschan und Winking jeweils eigene Wege.

    Der Hamburger Architekt Asmus Werner wurde 1937 in Stettin geboren. Neben seiner Beteiligung an der Martin-Luther-King-Kirche entwarf er u. a. das Gemeindehaus der Lukaskirche Hamburg-Fuhlsbüttel (1990). Bernhard Winking, geboren 1934 in Osnabrück, absolvierte nach einer Maurerlehre sein Ingenieur- und ein Architekturstudium in Münster und Hamburg. Winking lehrte bis 2004 an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Seit 1993 arbeitet er mit einem eigenen Büro in Hamburg und Berlin, dem 1997 Kai Böckler und Martin Froh beitraten. Dieter Patschan wurde 1936 in Berlin geboren. Gemeinsam mit Winking erstellte er z. B. 1988/89 das Neue Husumer Rathaus.

  • Literatur (Auswahl)
    • Rainer Disse: Kirchliche Zentren (Entwurf und Planung 24), München 1974, 20-21.
    • HfbK-Professor Winking geht in (Un-)Ruhestand, in: Die Welt 28. April 2004.
    • Ulfrid Kleinert: Gewaltfrei widerstehen. Brokdorf-Protokolle gegen Schlagstöcke und Steine, Reinbek 1981, 113.
    • Ralf Lange: Architekturführer Hamburg, Stuttgart 1995, 201, 254.
    • Volkwin Marg/Reiner Schröder (Bearb.): Architektur in Hamburg seit 1900. 251 bemerkenswerte Bauten, Hamburg 1993, 219.
    • Sandro Richi u. a. (Bearb.): 40 Jahre MLK (Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung für Bramfeld und Steilshoop, Sonderheft), Hamburg 2014.
    • Hans-Georg Soeffner/Hans Christian Knuth/Cornelius Nissle: Dächer der Hoffnung, Kirchenbau in Hamburg zwischen 1950 und 1970, Hamburg 1995.
    • Klaus Dieter Weiss (Hg.): Bernhard Winking. Architektur und Stadt. Architecture and the City, Basel 1999.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Dr. Karin Berkemann, Frankfurt am Main/Greifswald (Beitrag online seit 11/2018)

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