Heusweiler-Obersalbach
Maria Königin
Zum Weiherwald 5
66265 Heusweiler-Obersalbach
-
Informationen
Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Zur Webseite
Bitte beim Pfarramt erfragen! Anschrift Pfarramt Pfarrbüro St. Blasius für die Pfarreiengemeinschaft Saarwellingen
Eichbergstr. 7
66793 Saarwellingen
06838 2910
E-Mail
Zur Webseite
Öffnungszeiten Pfarramt MO, DI + FR: 9.30 - 11.30 Uhr
MI: 15.00 - 17.00 Uhr
Gottesdienstzeiten Kirche Die aktuellen Gottesdienstzeiten können online eingesehen werden: www.kirchesaarwellingen.de/cms/start/aktuelles/gottesdienstordnung.php.
Kirchen im Südwesten
Eine ausgeschnittene Vierung
In den 1990er Jahren waren neue Kirchen mehr als selten: Ging der Bauboom der Nachkriegszeit schon in den 1970er Jahren deutlich zurück, trat angesichts schwindender Mitgliederzahlen und Finanzmittel nun der (künftige) Umgang mit dem Bestand in den Blick. Im ländlichen Norden Saarbrückens gelang 1998 dennoch ein postmoderner Neubau, der eine durch Bergschäden zerstörte Vorgängerkirche ersetzte. Das junge Architektenduo Peter Alt und Thomas Britz löste dafür in Gedanken die Vierung, das zentrale Joch eines kreuzförmigen Grundrisses, heraus und entwickelte daraus einen ebenso zentrierten wie geosteten Kirchenkubus.
- ÜberblickOrt
Heusweiler-Obersalbach
Bistum
Bistum Trier
Name der Kirche
Maria Königin
Weihe
1998 (24. Mai)
Architekten
Peter Alt, Thomas Britz
Künstler
Brian ClarkeBesonderheit
Der Bau wirkt wie die "'ausgeschnittene' Vierung aus einer mittelgroßen Kirche in Kreuzform" (Hans Krächan).
Nutzung
Filialkirche der Pfarrei St. Marien in Reisbach in der römisch-katholischen Pfarreiengemeinschaft Saarwellingen
Standort / Städtebau
Die Kirche liegt nahe der Mitte von Obersalbach-Kurhof, einem Ortsteil von Heusweiler, an dessen tiefster Stelle. Vom zentralen Straßenkreuz deutlich erkennbar, greift sie in die Anliegerstraße mit dem gegenüberliegenden Dorfgemeinschaftshaus ein. Zugleich tritt der Bau von den umliegenden Anhöhen aus markant in Erscheinung. - Beschreibung
Grundriss
Der quadratische Grundriss (Kantenlänge: 16 Meter) ist nach Osten ausgerichtet. Parallel wurde auch der Haupt-Zugang – bewusst ortsbezogen – von der Ostseite her angelegt. Entsprechend läuft dieser über eine eingeschnittene Vorhalle auf die Rückwand des Altarbereichs zu und um diese herum in den Gottesdienstraum hinein. Der Nordseite des Kirchenbaus wurde eine schmale Sakristei auf querrechteckigem Grundriss vorgelagert.
Außenbau
Aus dem hellrotem Backstein-Kubus ist die Dachkante halbkreisförmig ausgeschnitten: Zwei sich kreuzende Tonnengewölbe setzen in der halben Bau- bzw. Raumhöhe an und sind mit patinierten Kupferstegblechen belegt. Mit der pyramidal abschließenden Dachlaterne kommt der Bau auf eine Gesamthöhe von 18,40 Metern. Die vier Außenwände zeigen je eine portalartige Fassadenentwicklung. Charakteristisch sind die halbrunden Fenster, die tief eingeschnittenen Türzonen und das leicht profilierte Mauerwerk. Über dem Rundbogenfenster der Eingangsseite hängt in einer quadratischen Wandnische frei eine Glocke. Den Scheitel der Dachzone bekrönt ein feines Kreuz.
Innenraum
Der Kirchenraum wirkt wie ein Atrium: mit einem bis zur Dachhülle offenen Gottesdienstraum, den umlaufend eine hölzerne Empore einfasst. Nach innen sind die Holzbinderkonstruktionen der sich kreuzenden Tonnengewölbe mit weißem Akustikputz versehen. Die Raummitte mit dem Altar wird aus der im Gewölbescheitel aufgesetzten Dachlaterne belichtet. Auch nach innen sind die vier ziegelroten Außenwände portalartig gestaltet – und werden je von einem halbrunden Buntglasfenster geprägt. Der Bereich unter der von zwölf Stützen getragenen Empore ist wie ein gedeckter „Kreuzgang“ ausgebildet. Dem gegenüber ist der Raumkern um zwölf Zentimeter nach unten abgesetzt. Die geschlossene, hölzerne Rückwand des Chorraums trennt diesen von der als Vorhalle gestalteten Eingangszone.
- Liturgie und Raum
Dreiseitig von den Plätzen der Gemeinde umgeben, wurde der Altar als Mittelpunkt von Raum und Liturgie entwickelt. Damit wurde eine Rahmenbedingung des Architektenwettbewerbs erfüllt, den Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils zu folgen: Versammlung um den Altar, Abkehr vom Bühnen-Zuschauer-Schema. Entsprechend ermöglicht der vergleichsweise intim ausgebildete Bau auch eine tätige Teilnahme der Gemeinde am liturgischen Geschehen. Trotzdem erscheint der Zentralraum konsequent „geostet“. Daraus folgte eine ungewöhnliche Erschließung, die den Eingang hinter den Altar legt. In der Praxis hat dies durchaus Qualität, wird jeder Besucher gewissermaßen von der Gemeinde „empfangen“. Überall finden sich bewusste Anspielungen auf die „biblischen“ Zahlen drei, vier, sieben und zwölf. So hat der würfelförmige Altarblock eine Kantenlänge von 108 Zentimetern mit vier je 36 Zentimeter breiten Öffnungen. Der Tabernakel-Sockel misst 36 x 64 Zentimeter, der Ambo 48 x 120 Zentimeter …
- Ausstattung
Im Raum finden bis zu 350 Personen einen Sitzplatz – verteilt über Gottesdienstraum, „Kreuzgang“ und Empore. Altar, Ambo und Tabernakel sind in Holz entwickelt, die Altarplatte besteht aus israelischem Granit. Unter den Altar wurden Reliquien der Seligen Blandine Merten und Peter Friedhofen eingebracht. Von der Vorgängerkirche übernahm man das Missionskreuz mit Korpus von 1869 aus der alten Schulkapelle, den Kreuzweg, die Heiligenfiguren, die Bänke sowie den Grundstein mit Bildern beider Kirchen und beiden Gründungsurkunden. Die Rundbogenfenster gestaltete der englische Künstler und „Lichtarchitekt“ Brian Clarke. Je den vier Himmelsrichtungen zugewandt, thematisieren sie die vier Jahreszeiten und verweisen zugleich abstrakt etwa auf Maria als Patronin von Kirche und Dorf sowie dessen Prägung durch Landwirtschaft und Kohlenabbau. Auf Höhe der Unterkante der Fenster hängt ein Beleuchtungsring mit einem Durchmesser von 6 Metern. Die Orgel wurde von der Werkstatt Hugo Mayer Orgelbau aus Heusweiler 2008 in Zusammenarbeit mit den Architekten geschaffen.
- Von der Idee zum Bau
Mit fast 700 Einwohnern ist Obersalbach-Kurhof der kleinste Ortsteil von Heusweiler. 1868 entstand hier ein erstes Schulgebäude, das auch als Kapelle diente. Später nurmehr in gottesdienstlicher Funktion, riss man es 1958 ab und errichtete eine neue Dorfkirche. Setzungen aus untertägigem Kohleabbau führten ab 1982/83 zu Bauschäden. Nach heftigen Diskussionen und harten Verhandlungen entschied man sich 1993 für Abriss und Neubau an anderem Standort. 1995 lobte das Generalvikariat Trier einen beschränkten Wettbewerb aus, den die Saarbrücker Architekten Thomas Britz und Peter Alt für sich entschieden. Zu den Rahmenbedingungen zählten eine Grundfläche von ca. 200 Quadratmetern, heimische Baustoffe, ein eher introvertierter Versammlungsraum und eine (Teil-)Übernahme der alten Einrichtung. Der Grundsteinlegung wurde am 6. Oktober 1996 gelegt, die Kirche am 24. Mai 1998 geweiht.
- Die Architekten Peter Alt und Thomas Britz
Dipl.-Ing. Architekt Peter Alt, geboren 1960 in Eppelborn im Saarland, studierte nach einer Ausbildung zum Bauzeichner Architektur an der Fachhochschule des Saarlandes mit Diplom-Abschluss 1988. Während des Studiums schon in einem Saarbrücker Büro tätig, war er von 1988 bis 1993 freier Mitarbeiter bei Miroslav Volf in Saarbrücken. Einem Aufbaustudium an der Kunstakademie Düsseldorf folgte ab 1993 die Arbeit als freier Architekt, aktuell führt er das Büro „Peter Alt Architekten Stadtplaner“ in Saarbrücken. Dipl.-Ing. Architekt Thomas Britz, geboren 1963 in Saarbrücken, studierte ebenfalls Architektur an der Fachhochschule des Saarlandes mit Diplom-Abschluss 1987. Später folgte ein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf und an der ETH Zürich mit ETH-Diplom 2003. Von 1986 bis 1987 war Britz freier Mitarbeiter bei Oswald Mathias Ungers in Köln, anschließend bis 1992 bei Miroslav Volf in Saarbrücken. Ab 1993 als freier Architekt tätig, zudem viele Jahre auch als Dozent an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, führt er aktuell das „Atelier Britz Architektur und Stadtplanung“ in Iselsberg/Österreich mit Filialen in Blieskastel und Hamburg.
Ein gemeinsames Büro betrieben Alt und Britz ab 1993 – mit Unterbrechungen – bis 2013 in Saarbrücken. Herausragende Projekte sind etwa die Landesvertretung Saarland in Berlin (2000), die Bereichsbibliothek Universität Saarland in Saarbrücken (2005) oder der Ausstellungs- und Veranstaltungsraum im ehemaligen Erzsilo des Weltkulturerbes Völklinger Hütte (2006). Im kirchlichen Bauen sticht neben Maria Königin in Obersalbach auch St. Kilian in Bad Liebenstein (2000) hervor. Mit verschiedenen Auszeichnungen und zahlreichen Wettbewerbsteilnahmen gehören sie zu den bekanntesten Architekten im Saarland, beide waren und sind vielfältig in Gremien und Institutionen engagiert – etwa bei der Architektenkammer und im Bund Deutscher Architekten (BDA).
- Literatur (Auswahl)
- Hans Krächan (Bearb.): Kirchenführer der Katholischen Filialkirche „Maria Königin“ in Obersalbach-Kurhof, Lebach 2005.
- Alois Peitz: Blick über die Grenzen – Katholische Kirchen in der Stadt, in: Horst Schwebel/Matthias Ludwig (Hg.): Kirchen in der Stadt, Band 1, Erfahrungen und Perspektiven (Schriften des Instituts für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart an der Philipps-Universität Marburg/Lahn A.1), Marburg/Lahn 1994, 117-134.
- Alois Peitz: Architektur, die versammelt. Die sehr einfache Kirche zu Obersalbach, in: das münster 50, 1997, 1, 59-61.
- Ruth Rousselange: Ein Kulturort wie ein Nest, in: Saarbrücker Zeitung, 11. Januar 2013 (www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/saarland/ein-kulturort-wie-ein-nest_aid-445629, Abrufdatum: 6. Oktober 2018)
- Horst Schwebel: Zur Situation des Kirchenbaus in den neunziger Jahren, in: das münster 48, 1995, 1, 2-5.
- Sinnbild der Hoffnung. Neue Kirche Maria Königin in Obersalbach geweiht, in: Paulinus. Trierer Bistumsblatt 124, 1998, 23, 1 (www.paulinus.de/archiv/archiv/9823/index.htm, Abrufdatum: 6. Oktober 2018)
- Internetpräsenz der Architekten: www.baunetz-architekten.de/peter-alt-architekten/31479 und www.atelierbritz.com.
- Maria Königin in Obersalbach, auf: orgelbau-mayer.de (www.orgelbau-mayer.de/index.php/orgel-neubau/kirchen-und-konzertorgeln/75-maria-koenigin-obersalbach-ii-p-33, Abrufdatum: 5. August 2018).
Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.