München-Hasenbergl
St. Nikolaus
Stanigplatz 13
80933 München
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Informationen
Kontakt / Öffnungszeiten Kirche tagsüber geöffnet Anschrift Pfarramt kath. Pfarramt St. Nikolaus
Stanigplatz 12
80933 München
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Öffnungszeiten Pfarramt MO: 15:00 - 17:30 Uhr
DI, MI: 09:00 - 12:00 Uhr
Gottesdienstzeiten Kirche Die Gottesdienstzeiten können online abgerufen werden unter: pfarrverband-hasenbergl.de
Kirchen im Süden
Zurück in die Zukunft?
Mit ihrem spitz zulaufenden Betonturm und dem unverwechselbaren Wetterhahn setzt die Kirche St. Nikolaus ein Ausrufezeichen im Stadtteil Hasenbergl – und fügt sich zugleich gut in das nachkriegsmoderne Wohnviertel im Münchner Norden ein. In gewisser Spannung dazu steht der geschwungene Ziegelbau des Schiffs, der sich dem Betrachter auf den ersten Blick nicht vollkommen erschließt: ein konsequenter Zentralraum, in der Vergangenheit wurzelnd und zugleich in die damalige Zukunft weisend. Zum einen bezog sich der Architekt Hansjakob Lill 1963 auf frühchristliche Vorbilder und barocke Kirchenräume seiner bayerischen Heimat. Zum anderen setzte er mit St. Nikolaus bereits liturgische Reformgedanken um, wie sie wenig später im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) zur Regel werden sollten.
- ÜberblickOrt
München-Hasenbergl
Bistum
Erzbistum München und Freising
Name der Kirche
St. Nikolaus
Weihe
1963 (23. Juni)
Architekt
Hansjakob Lill
Künstler
Hans Dumler, Max Faller, Max Frick, Karl-Heinz Krug, Richard StammbergerBesonderheit
Mit dem konsequenten Zentralbau setzte Hansjakob Lill schon wenige Jahre vor Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) wichtige Reformgedanken der Liturgischen Bewegung um: Er ermöglicht das Umstehen des Altars von drei beziehungsweise vier Seiten.
Nutzung
Pfarrkirche des Pfarrverbands "Hasenbergl, Zu unserer Lieben Frau am Holz, St. Nikolaus und Mariä Sieben Schmerzen"
Standort / Städtebau
Die Kirche liegt im Münchener Norden, im Stadtteil Hasenbergl, inmitten eines nachkriegsmodernen Wohngebiets, in unmittelbarer Nachbarschaft zur protestantischen Evangeliumskirche. - BeschreibungGrundriss
Der Grundriss von St. Nikolaus beruht als Zentralbau auf der Form eines griechischen Kreuzes. Dieses wurde derart abgewandelt, dass nicht rechteckige, sondern halbkreisförmige Kreuzarme aufeinander treffen. Der Turm erhebt sich – etwas vom Schiff abgesetzt und über einen Gang mit diesem verbunden – auf einer kreisrunden Grundfläche.
AußenbauDer aus vier halbrunde Nischen (Konchen) zusammengesetzte Baukörper wirkt mit seinen geschlossen und nur von kleinen quadratischen Fenstern durchbrochenen Ziegelmauern wehrhaft-trutzig. Vier große Fenster verbinden die Konchen jeweils diagonal miteinander. Der kegelförmige Betonturm steht abseits des Schiffs und ist mit diesem über einen Gang verbunden.
InnenraumDer Innenraum ist ganz auf den zentralen Altarbereich ausgerichtet, um den sich die vier halbrunden Raumschalen der Konchen ordnen. Er wird auch durch die vier ihn gleichsam begrenzenden Stahlbeton-Rundstützen hervorgehoben, welche die Dachkonstruktion aus Fichtenholz tragen. Zwei Zugänge ermöglichen den Eintritt entweder über den Verbindungsgang zum Turm oder über eine Vorhalle zwischen Gemeindehaus und Kirche. Da kein reines Tageslicht in den Raum gelangt, wird der Eindruck durch das tiefe Blau der Buntglasfenster bestimmt. Zwischen den Konchen sind vier großflächige Buntglasfenster jeweils diagonal eingefügt.
- Liturgie und Raum
Hansjakob Lill setzte mit seinem Münchener Zentralbau maßgebliche Leitideen der (vorkonziliaren) Liturgischen Bewegung um: Die feiernde Gemeinde soll sich als „Circumstantes“ und „Mitopfernde“ unmittelbar um den Altar scharen und so am liturgischen Geschehen „tätig teilnehmen“. Die Gläubigen umstehen den Altar von drei beziehungsweise vier Seiten und bilden damit – so das Konzept der Bauzeit – gleichsam die lebendigen Arme des Kreuzes, an dem sich das Opfer Christi vollzieht. Auf der Rückseite der Tabernakelsäule befindet sich eine Altarplatte, sodass die vierte Konche als Werktagskirche dienen kann. Gleichzeitig betont die erhöhte Stellung des Altars inmitten der Gemeinde auch, dass die dort vollzogene eucharistische Feier „Quelle und Höhepunkt“ (Zweites Vatikanisches Konzil) des gemeindlichen Lebens ist. Mit der Glasfront endet die Kirche nicht, sondern bricht – baukünstlerisch durch die sich nach oben krümmende Decke vollzogen – aus dem Sakralen hinaus ins Profane.
- Ausstattung
Im Zentralraum konzentriert sich die plastische Ausstattung fast vollständig auf den Altarbereich. Der Bildhauer Max Faller zeichnet verantwortlich für den Basaltlava-Altar auf bronzenen Stützen, die Leuchter, die Kommunionbank und die bronzeumhüllte Tabernakelsäule. Letztere erinnert an antike Vorbilder und zeigt das zum Himmlischen Jerusalem pilgernde Gottesvolk. Im Altarraum findet sich noch eine Marienfigur mit Kind von Karl Potzler sowie eine barocke Statue des Kirchenpatrons. Die Glasgestaltung stammt vom Künstler Hans Dumler: Vier schräg zum Altarbereich gesetzte Fenster thematisieren die Gemeinschaft der Heiligen (Osten), Weihnachten (Süden), Ostern (Westen) und Pfingsten (Norden).
Der Kreuzweg umläuft als Glasfensterzyklus die vier Konchen mit jeweils vier Fenstern. Vor dem Osterfenster erhebt sich seit 1977 ein barockes Kruzifix. Der Taufstein vor dem Weihnachtsfenster wurde Max Frick gefertigt. 1998 wurde in der Konche hinter der Tabernakelsäule eine Orgel der Werkstatt Vleugels in Hardheim aufgebaut. Sie ersetzt ein Vorgängerinstrument aus dem Jahr 1966, deren Prospekt nach Anregungen des Architekten Hansjakob Lill gestaltet worden war. In der Turmkapelle finden sich acht schmale Glasfenster des Künstlers Karlheinz Krug sowie ein Kruzifix mit Schmerzhafter Mutter. Am Außenbau gestaltete Max Frick verschiedene Balkenreliefs mit altchristlichen und eucharistischen Motiven an den Fenstern und Bossen, die an den Wänden der Konchen altestamentarische Vorbilder des Opfers Christi darstellen. An der Nordostkonche ist der ebenfalls von Frick gefertigte Grundstein mit dem Wappen von Erzbischof Döpfner eingelassen. Der Wetterhahn auf der Turmspitze stammt von Richard Stammberger.
- Von der Idee zum Bau
Bis in die frühe Nachkriegszeit war das Gebiet des heutigen Münchner Stadtteils Hasenbergl nur spärlich besiedelt. Als ab 1960 ein geplantes Siedlungsvorhaben umgesetzt werden sollte, war von Beginn an auch der Bau von je einer Kirche für die beiden großen Konfessionen vorgesehen. An zentraler Stelle entstanden so die protestantische Evangeliumskirche (1962, Helmut von Werz/Johann-Christoph Ottow) und St. Nikolaus. Mit der Planung dieser katholischen Kirche wurde 1960 der Architekt Hansjakob Lill beauftragt. In München war er bereits durch die Kirchen Zu den heiligen Engeln und St. Willibald hervorgetreten. Der Grundstein für St. Nikolaus wurde am 17. Juni 1962 durch Weihbischof Johann Neuhäusler gelegt. Fast genau ein Jahr später, am 23. Juni 1963, konnte der Erzbischof von München und Freising, Julius Kardinal Döpfner, die feierliche Weihe vollziehen.
- Der Architekt Hansjakob Lill
Als Sohn des Direktors des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege Georg Lill (1883-1951) wurde Hansjakob am 6. März 1913 in München geboren. Von 1932 bis 1937 studierte er an der Technischen Hochschule München u. a. bei German Bestelmeyer und Hans Döllgast. Nach dem Krieg, den Lill teils als Soldat, teils in Gefangenschaft erlebte, entfaltete er sein sakrales Hauptwerk vor allem in seiner bayerischen Heimat.
Mit seinem Entwurf für die Kirche Herz Jesu in Höhenrain (Gemeinde Berg am Starnberger See) folgte Lill noch dem traditionelleren Konzept des Langbaus mit erhöhtem Altarhaus. Ab den 1950er Jahren hingegen wandte er sich auch neuen Grundrissformen und der in München bevorzugten Ziegelbauweise zu, so etwa bei der Pfarrkirche St. Peter in Passau. Mit der Gestaltung einer Altarinsel für den 37. Eucharistischen Weltkongress in München machte sich Lill schon früh Kerngedanken der späteren Liturgiereformen zu eigen: Die Gläubigen umgaben von drei Seiten den erhöhten Altar. Die Grundrisslösung für St. Nikolaus in München-Hasenbergl weist zugleich zurück in die Romanik und in den Barock der unmittelbaren bayerischen Umgebung: z. B. auf die Wallfahrtskirche in Freystadt oder die Maria-Hilf-Kapelle in Markt Schwaben. Hansjakob Lill starb am 21. Februar 1967 in München im Alter von 53 Jahren.
- Literatur (Auswahl)
- Alfons Leitl: Vorübergehendes und Bleibendes. Im Gedenken an Hansjakob Lill, in: Das Münster 21, 1968, 393-423.
- St. Nikolaus 1963-2013 (Jubiläumsschrift zum 40. Jahrestag der Kirchweihe), o. O. 2013.
- Hugo Schnell: Stadtpfarrkirche St. Nikolaus am Hasenbergl, 2. Auflage, München/Zürich 1983.
Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.