Oberhausen
Markuskirche
Dietrich-Bonhoeffer-Straße 5
46047 Oberhausen
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Informationen
Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Auf Anfrage (0208 86903605):
MO - FR: 9.00 - 12.00 Uhr Anschrift Pfarramt Gemeindebüro Christus-Luther-Markus
Nohlstr. 2 - 4
46045 Oberhausen
0208 23653
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Öffnungszeiten Pfarramt MO, MI + FR: 9.00 - 12.00 Uhr
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Kirchen im Westen
„Voll nüchterner Klarheit“
Einen „Raum voll nüchterner Klarheit“ wollten die Solinger Architekten Gert Sauerzapf und Wolfgang Nathow in Oberhausen schaffen. Präzise beschrieb Sauerzapf 1962 den Standort der Markuskirche „im Herzen des Industriegebietes“, auf den er mit den Baustoffen Beton, Backstein, Stahl und Granit sowie mit „rohen“ Architekturformen ausdrücklich Bezug nahm. Bis heute vermittelt sich dem Besucher schon von außen diese elementare Klarheit. Im Inneren wird man dann überwältigt von den monumentalen, abstrakt-farbigen Glasflächen, mit denen der Künstler Georg Meistermann die Seitenwände der Markuskirche ausfüllte.
- ÜberblickOrt
Oberhausen
Landeskirche
Evangelische Kirche im Rheinland
Name der Kirche
Markuskirche
Einweihung
1960 (18. September)
Architekten
Gert Sauerzapf, Wolfgang Nathow
Künstler
Georg MeistermannBesonderheit
Monumentale Glasfenster von Georg Meistermann erstrecken sich über die gesamte Ost- bzw. Westwand der Kirche.
Nutzung
Predigtstätte der Evangelischen Markus-Kirchengemeinde Oberhausen
Standort / Städtebau
Die Kirche ist durch einen Vorplatz zur Straße hin abgesetzt. Der Bau befindet sich in ruhiger Lage in Schlad, einem Stadtteil im Südosten von Alt-Oberhausen, der hauptsächlich durch Mehrfamilienhäuser geprägt ist. Gleichzeitig mit dem Kirchenbau entstand an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße und am Heimfriedweg eine Werksiedlung der Firma Babcock, in der ebenfalls das Material Backstein vorherrscht. - Beschreibung
Grundriss
Die Markuskirche ist über einem quadratischen Grundriss errichtet, an den sich im Osten ein Gemeindesaal sowie (verbunden durch die Eingangshalle) der Glockenturm und daneben das Pfarrhaus anschließen. Ein großer Vorplatz rückt das Ensemble von der Straße ab, über deren Niveau es zudem durch einige Stufen emporgehoben ist.
Außenbau
Die niedrige, zur Straße fensterlose Kirche passt sich in ihrer Höhe den benachbarten zwei- bis dreigeschossigen Wohnbauten an. Über einem Backstein-Sockel, der wie ein Riegel die Eingangshalle mit dem Kirchenbau verbindet, erhebt sich eine glatte Betonwand. Die durch das abfallende Dach schrägen Kirchen-Seitenwände sind in voller Höhe verglast. So werden die von außen kaum sichtbar farbig gestalteten Fenster geschützt. Der schlanke, 17 Meter hohe Glockenturm wurde links vor den Eingang gerückt und trennt die Kirche mit ihrem Foyer von dem sich östlich anschließenden, flachen Pfarrhaus. Aus Sicherheitsgründen zeigen sich die ursprünglich mit Rastergittern versehenen Turm-Seitenwände heute geschlossen.
Innenraum
Durchgehendes Kopfsteinpflaster verbindet den Außen- mit dem Gemeinderaum. Die von der Orgelempore im Norden zum Abendmahltisch im Süden hin abfallende Decke wird von einem Betongerüst getragen, das an den Seiten sichtbar bleibt. Wie ein Baldachin darin eingehängt, wirken die Holzdecke und die den Abendmahltisch hinterfangende Backsteinwand. Der Innenraum wird geprägt durch die vollständig verglasten Seitenwände: eine Arbeit des Künstlers Georg Meistermann (1911-90), dessen abstrakte Farbfolgen sich auf die kubischen Bauformen beziehen. Die insgesamt rund 252 Quadratmeter große Glasfläche wurde oberhalb der Seitengänge in das Betongerippe eingefügt. Das Gerüst unterteilt jede Glaswand in vier Einheiten, die wiederum in ein Raster aus hochrechteckigen Feldern untergliedert sind.
- Liturgie und Raum
Die kubischen Formen der Markuskirche wirken mit ihrer „nüchternen Klarheit“ ganz im Sinne des unierten Protestantismus. Wie in einer Wegekirche auf den Abendmahltisch hin ausgerichtet, lassen die beiden festen Bankblöcke einen Mittelgang frei und entsprechen so einer eher traditionellen Raumordnung. Flexibel einsetzbar sind dagegen der Abendmahltisch und das Taufbecken, das heute bei Taufen zumeist vor den Mittelgang gerückt wird. Eigentlich sollte der leicht erhöhte Abendmahltisch zu Seiten der Stufen von der Kanzel (im Südwesten) und vom Taufständer (im Südosten) gerahmt werden.
Die Farben und abstrakten Zeichen der Glasgestaltung lassen sich, so die Kunsthistorikerin Liane Wilhelmus 2014, aus dem Kirchenjahr erschließen: Beginnend an der Ostwand mit dem Weihnachtsfest, versinnbildlichen die darauffolgenden drei Ovale das Dreikönigsfest. Grün, Violett und verschiedene Rottöne beziehen sich auf Fastenzeit und Osterfest, während die rote Fläche im Bereich des Abendmahltischs vor dem ursprünglichen Standort des Taufbeckens auf Pfingsten verweist. Auf der gegenüberliegenden Westwand stehen drei Ovale für die die Trinität. Die Farben Violett, Braun, Grau und Weiß zuseiten der Empore deuten auf die Adventszeit. Die abstrakte Formensprache aus mauerartig aufgebauten Flächen ist typisch für die mittlere Schaffensphase des Künstlers Georg Meistermann. Zugleich erinnert dieses Glasbild viele an die Gesteinslagen des Ruhrgebiets. Da die Fenster bereits die liturgischen Farben zeigten, verzichtete man zur Bauzeit bewusst auf farbige Antependien.
- Ausstattung
Der Korpus der Orgel (Werkstatt Stahlhuth, Aachen, 1960) wurde vom Architekten Gert Sauerzapf entworfen und entspricht in seinen kubischen Formen der Gestaltung des Kirchenraums. Zentral hinter dem Abendmahltisch hängt ein Kreuz aus gebürstetem Edelstahl. Ebenso besteht der Unterbau des Abendmahltischs aus Stahlprofilen, die eine Holzplatte tragen. Damit sollen, so Sauerzapf 1962, „urchristliche Formen mit den Mitteln unserer Zeit zum Ausdruck“ gebracht werden. Tisch und Kreuz, beide nach Entwürfen der Architekten gefertigt, werden von je zwei Bodenleuchtern aus Edelstahl gerahmt. Das gleiche Material kam am Taufbecken (ebenfalls ein Architektenentwurf) zum Einsatz, dessen Glasschale auf einem stählernen Dreifuß ruht.
- Von der Idee zum Bau
Nachdem im Ostbezirk der Evangelischen Gemeinde Oberhausen zunächst ein kleiner Saal (Dieckerstrasse) als Kirchenraum und Gemeindezentrum diente, wurde 1928 das Wichernhaus an der Lohstrasse erbaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Evangelische Gemeinde Oberhausen im Ostbezirk auf ca. 8.000 Gemeindeglieder angewachsen. Den Architektenwettbewerb für einen Neubau auf dem großflächigen Grundstück zwischen Schlad- und Beckerstraße gewann am 21. Juli 1958 der Entwurf des Solinger Büros Sauerzapf und Nathow. Am 18. September 1960 konnte die Markuskirche an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße mit den angrenzenden Gemeinderäumen und dem Pfarrhaus eingeweiht werden. Zwei Jahre später, am 1. Januar 1962, wurde die Kirche Mittelpunkt einer eigenständigen Gemeinde, die bis heute den Namen Evangelische Markus-Kirchengemeinde Oberhausen trägt.
- Die Architekten Gert Sauerzapf und Wolfgang Nathow
Die beiden Architekten Gert Sauerzapf (1926-81) und Wolfgang Nathow (* 1929) kannten sich bereits aus ihrer gemeinsamen Studienzeit in Wuppertal. Sie beendeten ihr Studium 1951/52 und gründeten in ihrer Heimatstadt Solingen 1955 das Büro Sauerzapf und Nathow. Zahlreiche Aufträge für kirchliche und öffentliche Gebäude folgten. Für die evangelische Kirche entstanden Gemeindezentren, Gemeindehäuser und viele Kirchen, unter denen neben der Markuskirche die Friedenskirche in Solingen-Aufderhöhe (1955), die Erlöserkirche in Köln-Rodenkirchen (1967), die Versöhnungskirche in Kleve (1967) und die Lukaskirche in Richrath-Langenfeld (1972) zu nennen wären.
Einige der Predigtstätten, z. B. die evangelische Auferstehungskirche im Oberbergischen Pernze (1964), wurden inzwischen umgewidmet (2008 zum christliches Trauerhaus) oder abgerissen, z. B. 2016 die evangelische Kirche an der Goerdelerstraße in Wuppertal-Hammerstein. Niedergelegt wurde auch die Evangelische Landesschule zur Pforte in Meinerzhagen (1968, 2005 abgerissen). In Meinerzhagen sind zwei Bauten von Sauerzapf-Nathow erhalten: das Gymnasium auf dem Bamberg (1962) und die Jugendherberge (1965).
- Literatur (Auswahl)
- 1960-1985. Evangelische Markuskirche Oberhausen, hg. von der Evangelischen Markus-Kirchengemeinde Oberhausen, Oberhausen 1985.
- Neue Evangelische Kirchen im Rheinland, hg. von der Evangelischen Kirche im Rheinland, Düsseldorf 1963.
- Evangelische Markuskirche Oberhausen, hg. von der Evangelischen Kirchengemeinde Oberhausen, Oberhausen 1962.
- Liane Wilhelmus:
Georg Meistermann. Das glasmalerische Werk, Petersberg 2014.
Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.