Regensburg-Kumpfmühl
St. Wolfgang
Bischof-Wittmann-Straße 24b
93051 Regensburg-Kumpfmühl
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Informationen
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ganztags, Schlüssel im Pfarrbüro Anschrift Pfarramt Katholisches Pfarramt St. Wolfgang
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93051 Regensburg-Kumpfmühl
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Öffnungszeiten Pfarramt MO - FR: 8.00 - 12.00, 14.00 - 16.30 Uhr
Gottesdienstzeiten Kirche SA: 18.15 Uhr
SO: 8.30, 10.00, 11.00, 19.00 Uhr
Kirchen im Süden
Einfach, alles
Archaisch wirkt diese Kirche: Dieser kleine Turm gegenüber dem hohen Schiffbau mit den riesigen Betonrosen! Wenn der Turm nicht mit dem Vorbau in Verbindung stünde, würde man meinen, dass er gar nicht zur Kirche gehöre. Oder ist der Turm Relikt eines älteren, viel kleineren Gebäudes, das diesem kreuzförmigen Kastengebilde mit seinen gestreiften Mauern weichen musste? St. Wolfgang hat es wahrlich in sich. Das Diffizile dieser Kirche erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Kirchenbaumeister Dominikus Böhm verband auf einen Handstreich uralte lateinische mit orthodoxen Bautraditionen und diese beiden wiederum mit modernen liturgischen Raumkonzepten. Auch in Material und Einzelformen führte er mühelos 1.000 Jahre Kirchenbau zusammen.
- ÜberblickOrt
Regensburg-Kumpfmühl
Bistum
Bistum Regensburg
Name der Kirche
St. Wolfgang
Weihe
1949 (12. Juni)
Architekt
Dominikus Böhm
Künstler
Gottfried BöhmBesonderheit
St. Wolfgang verknüpft Elemente des Longitudinal- und Zentralbaus und rückt den Altar in die Mittel. Die Verortung von Sänger- und Orgelempore hinter dem Altar ermöglicht letztlich eine allseitige Umstellung des Altars.
Nutzung
Pfarrkirche
Standort / Städtebau
Der Kirchenbau steht unmittelbar an der Südgrenze eines ehemaligen römischen Kastellbaus und befindet sich somit, obwohl außerhalb der Welterbe-Altstadt, im ältesten Stadtteil Regensburgs. - Beschreibung
Grundriss
Der eckige Kirchengrundriss mit chorähnlichem Vorbau im Westen erscheint zunächst quadratisch. Aber er ist es nicht. Gerade mal um Mauerstärke geht die Länge über die Breite hinaus. Drei Schiffe und drei gleichgestaltige Querachsen hat der Bau? Auch das nicht. Wieder nur um Mauerstärke hervortretend, ist ihm im Westen ein frühes, sogenanntes römisches Querhaus (gerade Fluchten der Innenwände und Pfeiler) eingeschrieben. In der Vierung steht der Altar. Den Eindruck von Schiff- und Achsteilung des Grundrisses erwecken die vier starken, jeweils an einer Stelle eingewinkelten Innenpfeiler. Deren Zwischenräume umschreiben in Richtung ihrer kurzen Winkelflügel und mit den Wänden von Querhaus und „Chor“ ein griechisches Kreuz (gleichlange Balken); der Altar ist auch hier in der Mittelzone. Die äußeren Joche der Mittelachse und die gesamte östliche Achse sind damit auf subtile Weise nicht als Schiffe, sondern als hufeisenförmiger Saal ausgeschieden.
Außenbau
Die Mauern des Außenbaus sind wechselnd aus weißem Kehlheimer Auerkalk und beige geschlämmtem Backstein geschichtet. Auf den Dächern des hohen Kreuzbaus sitzt mittig ein kleiner Dachreiter mit extrem steilem Pyramidenhelm. Östlich ist dem Kreuzbau ein niedriger Dreigiebelbau vorangestellt, welcher die Dreischiffigkeit des Innenraums zu bestätigen scheint. Aus der Mitte des Vorbaus tritt mit quergestelltem Satteldach der Glockenturm hervor. Sein Unterbau bildet die offene Portalvorhalle der Kirche.
Innenraum
Im Innern wandelt sich der dreigliedrige Vorbau zu jenem hufeisenförmigen Saal: dunkel, ausladend, niedrig, flache Balkendecke. An den Innenseiten des Hufeisensaals stehen unmittelbar über den Pfeilerpunkten fünf weit gespannte Halbkreisöffnungen. Dahinter geht schachartig und im harten Hell-Dunkel-Kontrast der acht Stockwerke hohe (fast 24 Meter!) Kreuzbau auf. Die Wände sind leuchtend weiß verputzt. Die Bogenöffnungen sind aus grauem grobem Sichtbeton.
- Liturgie und Raum
St. Wolfgang ist der Stellung des Altares nach zunächst eine Wegekirche. Der Besucher betritt die Kirche über die Mittelachse; der Hochaltar liegt ihm dann vis-à-vis am anderen Ende des begehbaren Raumes gegenüber. Der chorähnliche Rechteckbau für Orgel und Sakristei dahinter ist vom Hauptraum durch eine Art Lettner getrennt. Die darin integrierte Kreuzigungsgruppe befand sich ursprünglich auf einem nach der Liturgiereform entfernten Hochaltarretabel (Altarrückwand). Dort hatte sie einmal mehr den Altar als Ziel und Achspol einer Wegekirche verdeutlicht.
Dem Grundriss und dem Aufgehenden nach ist St. Wolfgang aber ein Zentralbau bzw. als Konglomerat eines tendenziell quadratischen Gesamtraums mit einem darin eingeschobenen griechischen Kreuz aufzufassen. Dieser Kreuzbau war ehedem noch deutlicher als liturgischer Hauptraum gekennzeichnet. Ursprünglich stand nämlich unter den Trennbögen zum Querhaus je ein Nebenaltar. Gemeinsam mit den beiden großen Weihwasserschalen im Osten definierten sie die Seitenflügel des hufeisenförmigen Vorsaals als streng axial ausgerichtete, eigenständige Kapellen. Die Vorderseite des Hochaltares verläuft genau über dem Mittelpunkt des Kreuzbaus. Damit ist exakt der Ort markiert, an welchem der Zelebrant ehedem mit dem Rücken zum Volk „die Opferhandlung“ vollzog. Die exakte räumliche Mitte des Kreuzbaus fällt also mit den von der Liturgischen Bewegung der 1920er/30er Jahre geforderten geistigen Zentren der Liturgie und des Kirchenbaus in eins.
- Ausstattung
Altäre, Weihbrunnen, Taufstein, Kirchenbänke und die Mehrzahl der Fenster entwarf Dominikus Böhm. Die Prinzipalstücke sind aus dem gleichen regionalen Kehlheimer Auerkalk gefertigt wie die Hausteinlagen des Außenbaus und der Glockenturm. Die Ambonen über den östlichen Stufen des Altarpodiums wurden mit der nachkonziliaren Umgestaltung eingefügt, um als Orte der Wortverkündigung die durch das Konzil betonte Hochschätzung der Heiligen Schrift sichtbar zu machen. Die Zweizahl orientiert sich noch an der vorkonziliaren Liturgie, die eine sogenannte Epistel- und eine Evangeliumsseite unterschied.
Die Figuren an den westlichen Wänden des römischen Querhauses waren von Böhm für diese Stellen als optische Verlängerungen der Seitenkapellen ins Querhaus vorgesehen. Sie sind Abgüsse mittelalterlicher Originale aus Oberwesel und Dingolfing, die Kreuzigungsgruppe und das Wolfganggrab im Vorsaal sind Nachgüsse Regensburger Originale. Die Grisaillerosen und die Verglasung des Vorsaals führte die Regensburger Firma Schwarzmayr aus, die gleißend farbige Westrose sowie die Fenster der 1947/48 eingerichteten Buß- und der kreisrunden Taufkapelle die Münchener Werkstatt Franz Mayer. Nach dem Zweiten Weltkrieg erneuerte die Firma Derix, Kevelaer die Fensterrosen. Zwei der Fenster in der Bußkapelle stammen vom Sohn des Architekten, Gottfried Böhm. Er schuf auch die Bronzefigur des „Petrus in der Reue“ und die Kalksteinfigur des heiligen Wolfgang auf dem Kirchplatz.
- Von der Idee zum Bau
Der erste Projektentwurf für St. Wolfgang stammt von 1930. Böhm hatte damals einen ovalen Raum mit dynamisch auf den Altar ausgerichtetem Pfeilerumgang geplant. Der zweite Projektentwurf von 1931 sah wieder einen ovalen Bau vor, jetzt aber mit gestelzter Apsis und je drei radial an die Langseiten gefügten Nischenkapellen. Zur Ausführung sollte dann aber ab 1936 eine dem Neuen Bauen verpflichtete Stahlbetonkonstruktion mit geraden Hochwand-Unterzügen kommen. Die 80 Zentimeter starken Stahlträger lagen schon bereit. Wegen der Materialrestriktionen des NS-Regimes wurden sie aber wieder abtransportiert. Nun stellte Böhm die weiten Betonbögen ins Innere. Die Grundsteinlegung feierte man am 26. Juni 1938. Mit Beginn der eigentlichen Bautätigkeiten im Sommer 1938 wurden fast alle Arbeiter von der Deutschen Wehrmacht eingezogen. 47 Theologiestudenten ersetzten sie. Die Kirche wurde am 3. März 1940 benediziert, die Weihe konnte aufgrund der politischen Verhältnisse im Nationalsozialismus und der Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg erst am 12. Juni 1949 erfolgen.
- Der Architekt Dominikus Böhm
Dominikus Böhm (1880-1955) bewegte sich im Laufe seines Schaffens immer im Spannungsfeld von Innovation und Tradition. Seine St. Peter-und-Paulkirche in Dettingen (1922) galt aufgrund der weitgehenden Abkehr vom Historismus und der ganz auf den Altar hin geweiteten Pfeilerreihung als erster moderner Kirchenbau Deutschlands. Den Idealentwurf „Circumstantes“ fertigte Böhm für die zweite Auflage der Reformschrift „Christozentrische Kirchenkunst“ des Kölner Caritas-Direktors Johannes van Acken (1923). Äußerlich kommt die Kölner Kirche St. Engelbert (1930-32) dem Circumstantes-Projekt am nächsten. In den 1920er Jahren bildete Böhm seine Kirchen häufig durch unmittelbar vom Boden aufsteigende Bogenformen (St. Apolliniaris, Lindlar-Frielingsdorf, 1926-28) aus. Gleichzeitig aufkommende rechtwinklige Raumgestaltungen (Christus König, Leverkusen-Küppersteg, 1927/28) werden nach 1932 zu kastenförmigen Räumen mit hohen Bauschluchten entwickelt (St. Engelbert, Essen, 1933-36).
In St. Wolfgang kommen lateinische und orthodoxe Baubezüge sowie Böhms grundlegender Kirchenentwurf „Circumstantes“ von 1923 zusammen. Dieser Idealentwurf einer ovalen „Messopferkirche“ mit vorgezogenem Altar ist eindeutig Vorlage für die beiden Projektentwürfe. Im Ausführungsentwurf bringt Böhm dann in nicht überbietbarer Weise den Altar als liturgisches und optisches Zentrum in den räumlichen Mittelpunkt der Kirche, befolgt aber dennoch die damals unabdingbare Richtungsgebundenheit des Sakralbaus! In Hinsicht der Gesamterscheinung sind Parallelen zu mehreren mittelalterlichen Kirchen in Regensburg, zum westfälischen Zentralbau (Soest) sowie zu italienisch-romanischen Palazzi zu nennen. Beim zweiten Projektentwurf dürften Alt St. Heribert bzw. der spätantike Zentralbau St. Gereons, beide Köln, eine maßgebliche Rolle gespielt haben.
- Literatur (Auswahl)
- Holger Brülls: Neue Dome. Wiederaufnahme romanischer Bauformen und antimoderne Kulturkritik im Kirchenbau der Weimarer Republik und der NS-Zeit, Berlin. München 1994, 131-134.
- August Hoff/Herbert Muck/Raimund Thoma: Dominikus Böhm, München/Zürich 1962, 364-375, 512 f., 522.
- Alois Möstl: Der Dom von Kumpfmühl. 75 Jahre Wolfgangskirche (Der Vitusbach. Wissenswertes zu Geschichte und Kultur aus Regensburg-Kumpfmühl 5, 2016), Regensburg 2016.
- Hermann Reidel: Regensburg-Kumpfmühl. St. Wolfgang (Kleiner Kunstführer 1137), zweite überarbeitete Auflage, Regensburg 2014.
- Wolfgang Voigt/Ingeborg Flagge (Hg.): Dominkus Böhm (1880-1955). Katalog. Frankfurt am Main und Köln 2005, Tübingen/Berlin 2005, 25, 71, 113 f., 145 f., 175.
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