Stuttgart-Kaltental

St. Antonius (von Padua)

Anschrift Kirche
Burgstraße 25
70569 Stuttgart
  • Informationen
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    Bitte beim Pfarramt erfragen!
    Anschrift Pfarramt St. Antonius, Stuttgart-Kaltental
    Burgstraße 29
    70569 Stuttgart
    0711 6873447
    E-Mail
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    Öffnungszeiten Pfarramt MO, MI: 10-00 - 12.00 Uhr
    DO: 14.30 - 17.00 Uhr
    Gottesdienstzeiten Kirche Aktuelle Gottesdienstzeiten und Veranstaltungshinweise finden Sie online unter: www.kath-suedgemeinden-stuttgart.de/.
    Kirchen im Südwesten

Klein- oder Großkirche?

„Weder eine vergrößerte Kapelle noch eine verkleinerte Großkirche“, das war 1932 das erklärte Ziel. Der Architekt Hans Herkommer sollte im Stuttgarter Südwesten einen neuen Gottesdienstraum für die wachsende katholische Gemeinde bauen – repräsentativ am Hang gelegen, aber doch nicht zu groß für den erst 1922 zu Stuttgart gestoßenen Ort Kaltental. Um die Jahrtausendwende wurde die maßgeschneiderte Kirche dann doch zu groß für die Gemeinde. Sie wollte in der liturgischen Feier näher zusammen und an den Altar rücken. Das beauftragte Büro pfeifer.kuhn.architekten (bzw. pfeifer-roser-kuhn) unterteilte die Kirche 2006 in kleinere Raumzonen, ohne die Wirkung von Herkommers „Einraum“ aus dem Jahr 1932 zu schmälern.

  • Überblick
    Ort
    Stuttgart-Kaltental

    Bistum
    Bistum Rottenburg-Stuttgart

    Name der Kirche
    St. Antonius (von Padua)

    Weihe
    1932, 2006 (21. Oktober)

    Architekten
    Hans Herkommer, Christoph Kuhn, Günter Pfeifer, Harald Roser

    Künstler
    Albert Burkart, Madeleine Dietz
    Besonderheit
    Der "Einraum" von Hans Herkommer aus dem Jahr 1932 wurde vom Büro pfeifer.kuhn.architekten (bis 30. Juni 2005 pfeifer-roser-kuhn) behutsam an die liturgischen und technischen Erfordernisse der 2000er Jahre angepasst.

    Nutzung
    St. Antonius gehört mit zwei weiteren Kirchen zur katholischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Süd.

    Standort / Städtebau
    Im Südwesten von Stuttgart, über der Durchgangsstraße nach Vaihingen, erhebt sich St. Antonius am Schlossberg.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Stuttgart-Kaltental | St. Antonius | Grundriss

    Stuttgart-Kaltental | St. Antonius | Grundriss

    Die Kirche St. Antonius erhebt sich auf einem längsrechteckigen Grundriss, der sich von Südosten nach Nordwesten erstreckt. An den eingezogenen ehemaligen Altarraum (heute Sakramentskapelle) auf annähernd quadratischer Fläche sind nochmals Sakristeiräume angegliedert.

     

    Außenbau

    Stuttgart-Kaltental | St. Antonius | Foto: Klaus Wiedemann (nach dem Bau des Kinderhauses)

    Stuttgart-Kaltental | St. Antonius | Foto: Klaus Wiedemann (nach dem Bau des Kinderhauses)

    Der weiß gefasste Putzbau öffnet sich nach Südosten zu einem hohen Rundbogenportal. Ebenfalls schlanke rundbogige Fenster gliedern das Schiff und den sattelbedachten Turm im Nordwesten über dem ehemaligen Altarraum (heute Sakramentskapelle). Das von einem flachen Walmdach abgeschlossene Mittelschiff staffelt sich scheinbar in Mittel- und Seitenschiffe, jedoch fehlen die Obergadenfenster.

     

    Innenraum

    Stuttgart-Kaltental | St. Antonius | Architekten: Pfeifer Roser Kuhn, Freiburg, Fotograf: Ruedi Walti, CH-Basel

    Stuttgart-Kaltental | St. Antonius | Architekten: Pfeifer Roser Kuhn, Freiburg, Fotograf: Ruedi Walti, CH-Basel

    Nach dem Durchschreiten des Foyers, vorbei an der davor frei im Raum aufgestellten Orgel, erschließt sich ein weiß gefasster, stützenloser Saal. Der Blick geht zunächst nach Nordwesten. Hier ist der ehemalige Altarraum (heute Sakramentskapelle) durch eine niedrige Wandscheibe abgeteilt und um sechs Stufen erhöht. Wie ein Baldachin umfassen im Schiff zwei hakenförmige, helle Holz-Stoffkonstruktionen, die zugleich Heiz- und Beleuchtungstechnik aufnehmen, den liturgischen Kernbereich.

  • Liturgie und Raum
    Stuttgart-Kaltental | St. Antonius | Tabernakelkapelle | Architekten: Pfeifer Roser Kuhn, Freiburg, Fotograf: Ruedi Walti, CH-Basel

    Stuttgart-Kaltental | St. Antonius | Tabernakelkapelle | Architekten: Pfeifer Roser Kuhn, Freiburg, Fotograf: Ruedi Walti, CH-Basel

    Schon eine von Herkommer entwickelte, auch auf St. Antonius angewendete Sonderform sollte die Gemeinde näher an das liturgische Geschehen heranführen: Nach außen wirkt die Kirche wie eine Basilika, nach innen eröffnet sich ein stützenloser „Einraum“. Die Ausrichtung auf den erhöhten Altarraum, wie sie Herkommer 1932 angelegt hatte, wurde 2006 weiterentwickelt zu einer intensiveren Gemeinschaftsform: Die Gemeinde sitzt einander, ähnlich zum mittelalterlichen Chorgestühl, im Schiff gegenüber. Zwischen ihnen sind als ähnlich ausgestaltete Brennpunkte der „Tisch des Mahles“ (Altar) und der „Tisch des Wortes“ (Ambo) aufgereiht. Diese Linie wird nach Südwesten, in den ehemaligen Altarraum hinein verlängert, wo der Tabernakel zu finden ist. Durch die liturgische Achse schneidet eine gedachte Diagonale zwischen dem Taufort im Nordwesten des Schiffs und der Marienkapelle im südöstlichen Seitenraum des Foyers.

  • Ausstattung
    Stuttgart-Kaltental | St. Antonius | Marienkapelle | Architekten: Pfeifer Roser Kuhn, Freiburg, Fotograf: Ruedi Walti, CH-Basel

    Stuttgart-Kaltental | St. Antonius | Marienkapelle | Architekten: Pfeifer Roser Kuhn, Freiburg, Fotograf: Ruedi Walti, CH-Basel

    Zur Bauzeit gestaltete der Maler Albert Burkart auf der damaligen Altarwand eine Kreuzigungsszene mit Heiligendarstellungen. Die Farbigkeit der heutigen Ausstattung folgt diesem Wandbild mit erdigen Rot-, Braun und Grautönen. Die Bildhauerin Madeleine Dietz prägte in den für sie typischen Materialien Metall und Erde alle liturgischen Orte: Altar, Ambo, Tabernakel, Taufbecken und Marienkapelle. Die Orgel stammt aus dem Jahr von der Werkstatt Gerhard Schmid aus Kaufbeuren.

  • Von der Idee zum Bau
    Schloss Kaltental | Foto: Karl Eduard Paulus, Beschreibung des Oberamts Stuttgart, 1851, PD

    Schloss Kaltental | Foto: Karl Eduard Paulus, Beschreibung des Oberamts Stuttgart, 1851, PD

    1932 errichtete Hans Herkommer die Antoniuskirche auf einer Anhöhe, dem historischen Standort des 1837 abgebrochenen Schlosses Kaltental. Bereits 1938 erfuhr der Bau eine Veränderung: Aus dem Flachdach des Turms wurde – entsprechend den nationalsozialistischen Bauvorgaben – ein „deutsches“ Satteldach. Erst 1946 erhielten die Kaltentaler Katholiken ihre Selbständigkeit, kurz darauf einen Kindergarten, 1962 ein Pfarr- und Gemeindehaus. Mit sich verkleinernder Gemeinde und neuen liturgischen Bedürfnissen wurde ein Wettbewerb für die Umgestaltung von St. Antonius ausgelobt. Der erste Preis und der Auftrag gingen an das Büro pfeifer.kuhn.architekten (bis 30. Juni 2005 pfeifer-roser-kuhn, unter Mitarbeit von Sebastian Fiedler, Thomas Gillich und Sonja Kiehlneker), das den Umbau 2006 vollenden konnte. Neben gestalterischen Veränderungen erhielt die Kirche eine ressourcenschonende Klimatisierung mit Luftkollektor, Hypokaustenheizung, Erdwärme und Umluftsystem. 2015 erstellte das Büro Kuhn und Lehmann neben der Kirche das neue Kinderhaus.

  • Die Architekten Hans Herkommer und Günter Pfeifer
    Frankfurt am Main | Frauenfrieden | Foto: Frank Behnsen, GFDL oder CC BY SA 3.0

    Frankfurt am Main | Frauenfrieden Portal | Foto: Frank Behnsen, GFDL oder CC BY SA 3.0

    Der Architekt Hans Herkommer, geboren 1887 in Schwäblisch Gmünd, studierte an der TH Stuttgart bei Theodor Fischer, Paul Bonatz und Martin Elsaesser. Es folgten Tätigkeiten am Hochbauamt Dresden und die Selbständigkeit in Schwäbisch-Gmünd. Nach Kriegsende eröffnete er in Stuttgart ein eigenes Büro, das er teils in Partnerschaft mit Theodor Bulling, zuletzt mit seinem Sohn Jörg führte. Für seine Kirchen prägte Hans Herkommer historische Formen wie die Basilika neu als stützenlosen Gemeinschaftsraum im Geist der Liturgischen Bewegung. Er verstarb 1956 in Stuttgart im Alter von 69 Jahren.

     

    Günter Pfeifer | Foto: privat

    Günter Pfeifer | Foto: privat

    Der Architekt Günter Pfeifer, geboren 1943 in Schopfheim, studierte bis 1967 an der Staatlichen Werkkunstschule in Kassel. Seit 1975 arbeitet er als selbständiger Architekt, teils in wechselnden Büropartnerschaften. Er ist sowohl im Bauen im Bestand, so z. B. beim Zentrum Verkündigung/Markuskirche (2005) in Frankfurt-Bockenheim, als auch im Neubau, so z. B. mit „Jesus Christus – Der Gute Hirte“ (2000) in Frankfurt-Nieder-Erlenbach, im kirchlichen Bereich aktiv. Pfeifer legte bei seinen Bauten schon früh großen Wert auf ressourcenschonende Heiz- und Raumkonzepte.

  • Literatur (Auswahl)
    • Karin Berkemann: Stuttgart-Kaltental, St. Antonius, in: Walter Zahner/Karin Berkemann (Hg.), Schätze! Kirchen des 20. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog, DG Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst, München, in Verbindung mit dem EKD-Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart an der Philipps-Universität Marburg und dem Deutschen Liturgischen Institut, Trier, 2007, Wanderausstellung, Lautertal 2007, 30-31.
    • Kinderhaus Franziskus in Stuttgart-Kaltental. Holzbau mit vorgesetzter Stahlkonstruktion, auf: Baunetz_Wissen.de (www.baunetzwissen.de/bauphysik/objekte/kultur-bildung/kinderhaus-franziskus-in-stuttgart-kaltental-5025164, Abrufdatum: 24. Mai 2018).
    • Gottlieb Merkle: Kirchenbau im Wandel. Die Grundlagen des Kirchenbaus im 20. Jahrhundert und seine Entwicklung in der Diözese Rottenburg, hg. im Auftrag des Bischöflichen Ordinariats Rottenburg, Stuttgart 1973.
    • Matthias Schirren (Hg.): Moderne Architektur exemplarisch – Hans Herkommer. (1887-1956), Katalog, Architekturgalerie Kaiserslautern, 28. Oktober 2010 – 8. Dezember 2010, Kaiserslautern 2010.
    • Gottfried Semper Architekturpreis 2009 an Günter Pfeifer, auf: sadk.de (www.sadk.de/pfeifer.html, Abrufdatum: 16. November 2015).
    • In Kaltental steht St. Antonius, auf: kleinekirchen.de (www.kleinekirchen.de/html/matthauskirche_heslach.html#Antonius, Abrufdatum: 25. Mai 2018).
    • Umbau der Kirche St. Antonius, Stuttgart Kaltental, auf: guenterpfeifer.de (guenterpfeifer.de/content/stantonius.html, Abrufdatum: 24. Mai 2018).

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Dr. Karin Berkemann, Frankfurt am Main/Greifswald (Beitrag online seit 05/2018)

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