Wörthsee

Zum Heiligen Abendmahl

Anschrift Kirche
Etterschlager Straße 43
82237 Wörthsee
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Bitte beim Pfarramt erfragen!
    Anschrift Pfarramt Katholische Pfarrei zum Heiligen Abendmahl
    Etterschlager Straße 47
    82237 Wörthsee
    08153 8020
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    Öffnungszeiten Pfarramt DI + MI: 9.00 - 12.00 Uhr
    Gottesdienstzeiten Kirche Die aktuellen Gottesdienstzeiten können online eingesehen werden unter: www.hl-abendmahl.de/Aktuelles/Gottesdienste/.
    Kirchen im Süden

Ein Zelt am See

Je nachdem, von welcher Seite man sich der Pfarrkirche „Zum Heiligen Abendmahl“ nähert, zeigt sie sich als geschlossene Gottesburg oder als beinahe vollkommen verglaste Hülle. Auf diese Weise vereint das Bauwerk unter dem Zeltdach wirkungsvoll Abgeschiedenheit und Weltzugewandtheit zugleich. Noch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) geplant und begonnen, setzte der Architekt Siegfried Östreicher mit der ungewöhnlichen Raumfigur, dem freistehenden Altar und dem separaten Sakramentshaus im oberbayerischen Wörthsee bis 1964 wesentliche Gedanken der Liturgischen Bewegung um.

  • Überblick
    Ort
    Wörthsee

    Bistum
    Bistum Augsburg

    Name der Kirche
    Zum Heiligen Abendmahl

    Weihe
    1964 (24. Oktober)

    Architekt
    Siegfried Östreicher

    Künstler
    Johannes Dumanski, Paul Fuchs, Blasius Gerg, Renate Gier, Anton Rückel, Michael Veit, Fritz Wegmann
    Besonderheit
    "Zum Heiligen Abendmahl" ist eine der frühesten Kirchen im Bistum Augsburg, die den stützenfreien, zentralräumlichen Baugedanken und die Zeltsymbolik umsetzt.

    Nutzung
    römisch-katholische Pfarrkirche der Gemeinde Wörthsee

    Standort / Städtebau
    Nördlich des Seeufers liegt die Kirche an der Schnittstelle der Ortsteile Steinebach, Walchstadt und Etterschlag. Der Solitär mit abgerückten Nebengebäuden (Kindergarten, Gemeindesaal und Pfarrhaus) erhebt sich auf einer Hügelkuppe, umgeben von altem Baumbestand.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Wörthsee | Zum heiligen Abendmahl | Grundriss

    Die Kirche ist aus einem im Kern polygonalen Grundriss entwickelt: mit breitgelagertem Gemeinderaum, großer parabolischer Konche für den Altarbezirk und direkt gegenüberliegender, halbkreisförmiger Taufkapelle. Der etwas abgerückte Turm auf sechseckigem Grundriss ist über die separate Sakramentskapelle mit der Kirche verbunden.

     

    Außenbau

    Wörthsee | Zum Heiligen Abendmahl | Foto: Siegfried Wameser

    Wörthsee | Zum Heiligen Abendmahl | Foto: Siegfried Wameser

    Der Turm mit hohem Spitzhelm überragt das Ensemble mit Kindergarten und Pfarrhof. An drei Seiten geschlossene Fronten und deren Verkleidung in bruchrauem Muschelkalk verleihen dem Bauwerk einen wehrhaften Charakter. Im Gegensatz dazu ist die aus Betonfertigteilen gebildete Eingangsfront beinahe vollständig verglast und bezieht dadurch die umgebende Landschaft mit ein. Turmhelm und Zeltdach sind mit Kupferbahnen eingedeckt. Erschlossen wird die Kirche von Südwesten über die beiden Portale, welche die Taufkapelle rahmen.

     

    Innenraum

    Wörthsee | Zum Heiligen Abendmahl | Foto: Siegfried Wameser

    Wörthsee | Zum Heiligen Abendmahl | Foto: Siegfried Wameser

    Der organisch durchgebildete Baukörper wird an drei Seiten von fensterlosen Mauern umfangen. Licht flutet über die verglaste Eingangsfront in den Innenraum. Durch das umlaufende Fensterband scheinen die steil geneigten Deckenflächen aus Fichtenholz über der Mauerkrone zu schweben. Nach innen ist das Stahlbetonskelett mit geschlämmtem Ziegelmauerwerk ausgefacht. Auch der Bodenbelag wurde in Ziegel ausgeführt. Dem gegenüber zeigen sich die liturgischen Orte, die Tauf- und die Sakramentskapelle durch Naturstein hervorgehoben. Der bruchraue Muschelkalk des aufgehenden Turms bildet zugleich die Rückwand der Tabernakelstele. Im Untergeschoss ist in der Art einer Krypta eine Werktagskirche eingerichtet, die durch ziegelsichtiges Mauerwerk und blockhaften Naturstein von Stufen, Altar und Tabernakelstele geprägt wird.

  • Liturgie und Raum
    Wörthsee | Zum Heiligen Abendmahl | Blick zur Taufkapelle | Foto: Siegfried Wameser

    Wörthsee | Zum Heiligen Abendmahl | Blick zur Taufkapelle | Foto: Siegfried Wameser

    Im Gegensatz etwa zu St. Laurentius in München (1955) bleibt „Zum Heiligen Abendmahl“ eine Wegekirche, welche die Umbruchsphase vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil spiegelt. Obgleich der Augsburger Bischof Joseph Freundorfer damals noch den längsgerichteten Kirchenbau mit traditionellem Turm bevorzugte, verwirklichte man in Wörthsee einen breitgelagerten Innenraum. Damit wird die Distanz der Gemeinde zum freistehenden Altar verkürzt, an dem sowohl ad orientem als auch versus populum zelebriert werden konnte. Das 1960 formulierte Bauprogramm betont: Die Kirche müsse „den heute gültigen liturgischen Forderungen entsprechen“, sich dabei aber „an die in der Diözese Augsburg bestehenden Anordnungen halten“. In den frühen 1960er Jahren hatte eine Kirche im Bistum einen traditionellen Turm und einen freistehenden Altar, an dem sich die Kirchenstühle nicht gegenüber stehen durften. Deshalb konnte der Altar nicht raumgreifend die Mitte besetzen. In Wörthsee wollte der Ortspfarrer Elmar Schnitzler jedoch ausdrücklich eine Kirche für den neuen Ritus und hoffte – allerdings vergeblich –, noch im Jahr des Eucharistischen Weltkongresses 1960 den ersten Spatenstich vorzunehmen. Seine liturgischen Vorstellungen konnte er dann im Planungsverlauf immer mehr verwirklichen.

  • Ausstattung
    Wörthsee | Zum Heiligen Abendmahl | Sakramentskapelle | Foto: Siegfried Wameser

    Wörthsee | Zum Heiligen Abendmahl | Sakramentskapelle | Foto: Siegfried Wameser

    Die dreifach gestufte Altarinsel mit dem freistehenden, blockhaften Hauptaltar wurde von Blasius Gerg geschaffen. Michael Veit fertigte das Sakramentshäuschen, während Paul Fuchs die Apostelleuchter und -kreuze gestaltete. Der Osterleuchter, der Ambo und der Altar der Unterkirche stammen von Fritz Wegmann. Diese Ausstattung der Bauzeit wurde im Lauf der Jahrzehnte ergänzt und in Teilen auch ausgetauscht: Die unkonventionelle Marienstatue von Johannes Dumanski ersetzte man unlängst durch eine Figur von Anton Rückel. Diese stand ebenso wie der Tabernakel, der Ambo und die Sedilien der Unterkirche in der Augsburger Moritzkirche – bis zu deren Neugestaltung von 2009 bis 2013. Von Dumanski stammen auch die Bronzeportale, Altarleuchter, das Vortragekreuz und eine Prophetenfigur. Die Wachscollage im Apsisscheitel schuf 1988 Renate Gier. Auch der Ambo im Chor wurde hinzugefügt; der ursprüngliche Evangelienständer steht heute vor dem Tabernakel. Zuletzt erhielt die Kirche 2013 eine Orgel aus der Werkstatt Robert Wech in Buchloe, die an der Stirnwand links der Apsis ihren Ort fand.

  • Von der Idee zum Bau

    Wörthsee | Zum Heiligen Abendmahl | Wettbewerbsentwurf: Siegfried Östreicher, Bildquelle: Diözese Augsburg

     

    Bereits 1960, über 20 Jahre vor der Gebietsreform, wurden die stark gewachsenen Dörfer Etterschlag, Walchstadt und Steinebach zu einer katholischen Pfarrgemeinde zusammengeschlossen. Die neue Kirche sollte nach dem Wunsch des Pfarrers durch den Architekten Siegfried Östreicher entworfen werden. Dieser hatte 1955 zusammen mit Emil Steffann die eng verwandte Kirche St. Laurentius in München errichtet. Doch die Diözese bestand auf einem Wettbewerb, aus dem Alexander von Branca als Sieger hervorging. Das Laiengremium hingegen votierte für Östreicher – sein schlichter, geschlossener Raum schien besser geeignet, eine neue Gemeinde zu formen. Tatsächlich wurde der Entwurf Östreichers mit einigen Änderungen ausgeführt: Orgel und Sängerempore entfielen, ebenso die noch eingeplanten Chorschranken. Die Taufkapelle wanderte an die Eingangsfront, während die Sakramentskapelle im Verbindungsbau zum Turm an ihre Stelle trat. Die zunächst hoch aufragende, vollständig verglaste Giebelfront erhielt einen durch Betonfertigteile und Glasflächen gegliederten, geknicktem Verlauf. Vor allem aber entstand durch die abgewalmte Dachfläche und die geböschten Eckpfeiler die heutige Zeltform. Der Grundstein für die neue Kirche wurde am 25. Mai 1963 gelegt, die Weihe am 24. Oktober 1964 gefeiert.

  • Der Architekt Siegfried Östreicher
    Wörthsee | Zum Heiligen Abendmahl | Foto: Siegfried Wameser

    Wörthsee | Zum Heiligen Abendmahl | Foto: Siegfried Wameser

    Der 1919 geborene Siegfried Östreicher erhielt seine Architektenausbildung an der TH München, wo in den 1930er Jahren u. a. German Bestelmeyer oder Roderich Fick lehrten. 1939 konnte Östreicher sein Studium abschließen. Erste Berufserfahrung sammelte er in der Hochbauabteilung der Rhein-Main-Donau AG. Ab 1945 war er als freischaffender Architekt zunächst in Schnaitsee und nach 1948 in München tätig. Siegfried Östreicher verstarb im Jahr 2003.

    Seinerzeit galt er als einer der führenden Kirchenbaumeister, heute kennt man ihn vor allem als nachgeordneten Mitarbeiter Emil Steffanns. Wettbewerbsbeteiligungen und Privatwohnhäuser prägten die Anfangszeit seiner Arbeit. Doch bereits im Wiederaufbau setzte sich Östreicher mit der Bauaufgabe Kirche auseinander: die Renovierung der Leiden-Christi-Kirche in München-Obermenzing, der Wiederauf- und Umbau der in einem Mietshaus gelegenen Kapelle der Oblatinnengemeinschaft Venio sowie die Neugestaltung von Chor und Altären in der neugotischen Paulskirche in München (mit Raymund Thoma). Neben seiner Mitarbeit bei Steffanns Münchener Kirche St. Laurentius (1955) bildete vor allem der Neubau der progressiven Kapelle der Oblatinnengemeinschaft Venio in München-Nymphenburg (1951/53) sein Entrebillet als Kirchenbaumeister. Wir wissen von sechs Kirchen, zumeist mit auffallenden Zeltdachformen, die er selbständig umgesetzt hat: besagte Venio-Kapelle, St. Hildegard in München-Pasing (1962), Zum Hl. Abendmahl in Wörthsee (1964), St. Severin in Garching (1967) sowie St. Konrad (1965) und Christkönig (1970) in Passau.

  • Literatur (Auswahl)
    • Birgit-Verena Karnapp: Kirchen. München und Umgebung nach 1945, München/Berlin 1996, 164.
    • Katholische Pfarrkirche Zum Hl. Abendmahl, hg. von der Katholischen Pfarrei Zum Heiligen Abendmahl, Wörthsee, Krumbach 2014.
    • Sabine Klotz: Zum Heiligen Abendmahl, Wörthsee, in: Sabine Klotz (hg.): Zeichen des Aufbruchs. Kirchenbau und Liturgiereform im Bistum Augsburg seit 1960, Lindenberg im Allgäu 2018, 118-121.
    • Erich Maier: Neue Kirchen in der Diözese Augsburg, München 1967, 15, 54-55.
    • Valentin Müller: Überblick über den Kirchenbau im Bistum Augsburg 1946-1966, in: Das Münster 19, 1966, 269-332, hierin: 312-313, 327.
    • Günter Rombold: Der neue Kirchenbau in Süddeutschland, in: Christliche Kunstblätter 1, 1966, 1-20, hierin: 5.
    • Hugo Schnell: Der Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Dokumentation, Darstellung, Deutung, München/Zürich 1973, 215.
    • Markus Würmseher: Kirchenbau im Bistum Augsburg 1945-1970, in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte e. V. 41, 2007, 654-658.
    • Archive: Diözese Augsburg (Bauarchiv; Referat für kirchliches Bauwesen und Kunst). Wir danken Frau Maria Östreicher für die biographischen Informationen über Siegfried Östreicher.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Dr. Sabine Klotz, Augsburg (Beitrag online seit 12/2018)

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