Wolfsburg

Pauluskirche

Anschrift Kirche
Mecklenburger Straße 33
38440 Wolfsburg
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Zur Webseite
    Bitte beim Pfarramt erfragen!
    Anschrift Pfarramt Ev.-Luth. Lukas-Kirchengemeinde, Standort Kreuz
    Laagbergstraße 48
    38440 Wolfsburg
    05361 32013 oder 31599
    E-Mail
    Zur Webseite
    Öffnungszeiten Pfarramt MO: 12:00 - 15:00 Uhr
    DI, MI: 14:30 - 18:00 Uhr
    DO, FR: 09:00 - 12:00 Uhr

    Paulus Kinder- und Familienzentrum:
    Mecklenburger Straße 29-31
    38440 Wolfsburg
    Gottesdienstzeiten Kirche Die aktuellen Gottesdienstzeiten können online eingesehen werden unter: www.lukas-wolfsburg.de.
    Kirchen im Norden

Herz oder Kelch

„Unsere Idee war eine Herzform, um den Altar weiter vorzuziehen, aber auch, um durch runde, hohe Wände den Gedanken der Entmaterialisierung auszudrücken“, so erinnerte sich der Architekt Dieter Langmaack 1990. Die vielfach geschwungene Grundrissform der Pauluskirche, die er mit seinem Vater Gerhard Langmaack bis 1960 in Wolfsburg gestaltete, gab immer wieder Anlass zu bildhaften Vergleichen. Der Kunsthistoriker Hugo Schnell fühlte sich gar an einen Kelch erinnert. In jedem Fall verbindet die Pauluskirche gekonnt das Beste aus Tradition und Moderne: Alle Aufmerksamkeit wird auf Altar, Kanzel und Taufe gebündelt, zugleich versammelt sich die Gemeinde zwischen den ein- und ausschwingenden Wänden zur Gemeinschaft.

  • Überblick
    Ort
    Wolfsburg

    Landeskirche
    Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers


    Name der Kirche
    Pauluskirche

    Einweihung
    1960 (8. Oktober)

    Architekten
    Gerhard Langmaack, Dieter Langmaack

    Künstler
    Emil Grassert, Johanna Schütz-Wolff
    Besonderheit
    Der kelchförmige Grundriss lenkt alle Aufmerksamkeit auf Altar, Kanzel und Taufbecken, zugleich versammelt sich die Gemeinde zwischen ein- und ausschwingenden Wänden zur Gemeinschaft.

    Nutzung
    Gemeindekirche der Evangelisch-Lutherischen Lukas-Kirchengemeinde

    Standort / Städtebau
    Auf dem Laagberg im Südwesten von Wolfsburg, wo die Sudetenstraße auf die Mecklenburger Straße trifft, erhebt sich die Pauluskirche. Sie wird begleitet von einem (2018 noch im Bau befindlichen) Kinder- und Familienzentrum und umgeben von Nachkriegs-Wohnbauten.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Wolfsburg | Pauluskirche | Grundriss

    Wolfsburg | Pauluskirche | Grundriss

    Der Grundriss der Pauluskirche ähnelt einem Kelch: Im Norden wird der „Kelchfuß“ gebildet vom Turm auf querrechteckiger Grundfläche. Nach Süden folgt als „Stiel“ der Verbindungsgang zum Schiff. Es weitet sich nach Süden, zum Altarraum hin, zum „Gefäß“. Diesem sind nach Westen auf trapezförmigem Grundriss noch der Bereich für den Chor und die Sakristeiräume angefügt.

     

    Außenbau

    Wolfsburg | Pauluskirche | Foto: K. Reichardt

    Wolfsburg | Pauluskirche | Foto: K. Reichardt

    Die weiß gefassten Ziegelmauern des Kirchenschiffs werden von einem kupfernen Satteldach abgeschlossen. Als Gegenpol erhebt sich der ebenfalls kupfergedeckte Glockenturm in Form eines halbierten, stumpf auslaufenden Kegels. Sein Dach überfängt auch den niedrigen, beidseitig verglasten Verbindungsgang zum Schiff. Über dem Gang, zum Glockenturm weisend, zeigt das Kirchenschiff ein nierenförmiges Fenster. Über die Seitenwände des Schiffs laufen hochliegende schildförmige Öffnungen, darunter eine Reihe trapezförmiger Fenster. Die Altarwand der Pauluskirche hingegen wird zu beiden Seiten durch Lamellenfenster strukturiert.

     

    Innenraum

    Wolfsburg | Pauluskirche | Foto: K. Reichardt

    Wolfsburg | Pauluskirche | Foto: K. Reichardt

    Von Osten über den Verbindungsgang tritt der Besucher im Schiff unter der im Norden umlaufenden Empore hervor. Nach Süden weitet sich der helle, weiß gefasste Gottesdienstraum zum Altarraum. Das Material der Bankblöcke wird von der hölzernen Deckenverkleidung wieder aufgegriffen. Ein Mittelgang zielt auf den um insgesamt vier Stufen erhöhten Altartisch. Ihn rahmen nach Westen die Kanzel, nach Osten das um eine Stufe eingetiefte Taufbecken. Der Altarraum öffnet sich nach Westen zu den Sitzplätzen des Chors und zur Orgel.

  • Liturgie und Raum
    Wolfsburg | Pauluskirche | Stühle des Kirchenchors | Foto: K. Reichardt

    Wolfsburg | Pauluskirche | Stühle des Kirchenchors | Foto: K. Reichardt

    Gerhard Langmaack stand der hochkirchlichen Berneuchener Bewegung nahe und gehörte 1931 zu den Gründungsmitgliedern der evangelischen Michaelsbruderschaft. Als theologisch gebildeter Architekt suchte er in seinen Kirchenbauten nach angemessenen Lösungen, die liturgischen Vollzüge neu ins Blickfeld der Gemeinde zu rücken. In Wolfsburg ordnete er die Prinzipalstücke (Altar, Kanzel und Taufe), gemeinsam mit seinem Sohn Dieter Langmaack, in einer Linie vor den Bankblöcken an. Damit verknüpft die Pauluskirche den Wunsch nach Feierlichkeit mit dem Streben nach Gemeinschaft.

  • Ausstattung
    Wolfsburg | Pauluskirche | Orgel | Foto: K. Reichardt

    Wolfsburg | Pauluskirche | Orgel | Foto: K. Reichardt

    Der weiß gefasste Kirchenraum ist ganz auf die liturgisch wirksamen Ausstattungsstücke hin konzentriert: Altartisch, Kanzel und Taufbecken aus grünlichem Marmor. Über dem Altar hängt der von Johanna Schütz-Wolff entworfene Wandteppich, ein Geschenk der Stadt Wolfsburg. Er zeigt ein Motiv aus der Offenbarung des Johannes: Christus weist die Engel an, die Ernte einzubringen. Die farbig-abstrakt gehaltene Bleiglasgestaltung in Schiff und Verbindungsgang stammt vom Künstler Emil Grassert. 1964 kam die Orgel aus der Göttinger Werkstatt Ott hinzu.

  • Von der Idee zum Bau
    Wolfsburg | Pauluskirche | Foto: K. Reichardt

    Wolfsburg | Pauluskirche | Foto: K. Reichardt

    Als unter den Nationalsozialisten 1938 die „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“, der Wohnort der Arbeiter des wachsenden VW-Werks, gegründet wurde, entstanden bis Kriegsende keine Kirchenbauten. Nach 1945 erhielt die junge Stadt den Namen Wolfsburg – und mit neuen Wohnsiedlungen auch moderne Kirchen von namhaften Architekten. Mit der neuen Predigtstätte auf dem Laagberg wurde der Hamburger Baumeister Gerhard Langmaack beauftragt, der in Wolfsburg 1951 bereits die Christuskirche geplant hatte. Er führte die Arbeiten gemeinsam mit seinem Sohn Dieter Langmaack durch. Die Pauluskirche konnte am 8. Oktober 1960 eingeweiht werden. Zum Ensemble gehörten ursprünglich auch Pfarr- und Gemeindehaus, die 2017 abgerissen wurden. An ihrer Stelle entsteht aktuell (Stand: Januar 2018) ein neues kirchliches Kinder- und Familienzentrum. Die Paulus-Kirchengemeinde wurde 2015 mit zwei weiteren Pfarrbezirken zur Evangelisch-Lutherischen Lukas-Kirchengemeinde zusammengebunden.

  • Die Architekten Gerhard und Dieter Langmaack
    Hamburg | St. Nikolai am Klosterstern | Foto: Dirtsc, CC BY SA 3.0

    Hamburg | St. Nikolai am Klosterstern | Foto: Dirtsc, CC BY SA 3.0

    Gerhard Langmaack (* 19. Februar 1898 in Hamburg; + 26. Mai 1986 in Ahrensburg) lernte sein Handwerk ab 1914 an der Staatlichen Baugewerkschule Hamburg. Hier gründete er 1922 sein eigenes Büro und machte sich 1925/26 mit dem Um-/Anbau der Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg (Fritz Schumacher) einen Namen. Schon in der Zwischenkriegszeit etablierte er sich als Kirchenbauer und Kirchbautheoretiker. Er gehörte 1949 zu den Gründern des Evangelischen Kirchbautags, lehrte ab 1956 an der Theologischen Fakultät und erhielt 1968 die theologische Ehrendoktorwürde.

    Dieter Langmaack (* 9. August 1926 in Hamburg, + 18, Mai 2004 in Hamburg) studierte in Hamburg und Hannover, arbeitete für Richard Laage, Georg Wellhausen und in Finnland. Dieter Langmaack lehrte ab 1981 an der Theologischen Fakultät an der Universität Hamburg. Mit seinem Vater arbeitete er u. a. bei vielen Kirchenprojekten in Bürogemeinschaft zusammen. Der in Wolfsburg gemeinsam entfaltete herzförmige Grundriss sollte zwei Jahre später mit St. Nikolai am Klosterstern in Hamburg seine wohl prominenteste Umsetzung finden. Heute führt Dieter Langmaacks Sohn Tobias in Hamburg die Bürotradition fort.

  • Literatur (Auswahl)
    • Olaf Bartels (Hg.): Die Architekten Langmaack. Planen und Bauen in 75 Jahren (Schriftenreihe des Hamburgischen Architekturarchivs), Hamburg 1998.
    • Nicole Froberg u. a.: Wolfsburg. Der Architekturführer, Salenstein 2011.
    • Heinrich Grosse u. a. (Hg.): Kirche in bewegten Zeiten. Proteste, Reformen und Konflikte in der hannoverschen Landeskirche nach 1968, Hannover 2011.
    • Hans Karweik: Große Architekten bauten moderne Kirche. Dieter und Gerhard Langmaack entwarfen die Pauluskirche in: 65 Jahre Wolfsburger Nachrichten, Wolfsburg 2014, 7.
    • Kirchliches Bauen in der Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers, hg. vom Landeskirchenamt anläßlich der 13. Tagung für evangelischen Kirchenbau vom 3. bis 8. Juni 1966 in Hannover, Hannover 1966.
    • Werner Läwen (Bearb.): Evangelische Kirche in Wolfsburg. Entwicklungen, Probleme, Perspektiven (Texte zur Geschichte Wolfsburgs 18), hg. vom Ev.-luth. Kirchenkreis Wolfsburg in Zusammenarbeit mit dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt, Wolfsburg 1988.
    • Paulus-Gemeinde: Abriss und ein riesiger Neubau, in: Wolfsburger Nachrichten 18. Februar 2016 (Abrufdatum: 27. Januar 2018, www.waz-online.de/Wolfsburg/Stadt-Wolfsburg/Paulus-Gemeinde-Abriss-und-ein-riesiger-Neubau)
    • Hugo Schnell: , Der Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Dokumentation. Darstellung. Deutung, München/Zürich 1973, 172, 219.
    • Klaus Reichardt: Fotoporträt der Pauluskirche Wolfsburg Laagberg, auf: wolfsburg-citytour (Abrufdatum: 2. Februar 2018, www.wolfsburg-citytour.de/Stadtteile/Archiv_WOB_Kirchen/Pauluskirche_Laagberg/pauluskirche_laagberg.html).
    • Internetpräsenz des Architekturbüros (Tobias) Langmaack: www.architekt-langmaack.de/s-news.htm.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Dr. des. C. Julius Reinsberg, Offenbach am Main (Beitrag online seit 02/2018)

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